erschienen in BONSAI ART 66

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Der Fukientee gehört zur Familie der Boraginaceae. Man findet ihn oft unter dem Namen Carmona microphylla. Er wird heute jedoch als Carmona retusa bezeichnet und Ehretia acuminata oder Ehretia dicksonii zugeordnet. Der Fukientee ist bei uns nur als Bonsai bekannt. Er stammt aus dem südlichen China und ist auch in anderen Zonen verbreitet: Taiwan, Vietnam, Korea und Japan. Es handelt sich also um einen tropischen Baum, der bis zu zehn Meter Höhe erreichen kann.

 

Die einzeln sitzenden Blätter sind oval und haben eine raue und kurze Behaarung. Sie sind klein, immergrün und haben eine glänzende, dunkelgrüne Färbung. Carmona blüht in Frühling und Sommer mit weißen Blüten. Die Frucht ist eine kleine Beere, häufig von der Größe einer Erbse, die im Ent­wicklungsstadium grün und in der Reife rot ist.
Da es sich um einen so genannten Indoor-Bonsai handelt, variiert die Blütezeit abhängig von den äußeren Bedingungen. Die Carmona kann also auch im Winter blühen, wenn Licht und Wärme ideal sind und eine gute Düngung erfolgt ist. Ihre graue Rinde wird bei den älteren Exemplaren rau. Diese Pflanzen, deren Holz brüchig ist, wurden vor ungefähr hundertfünfzig Jahren nach Europa eingeführt, haben aber vor allem in Ländern mit warmem Klima Verbreitung gefunden. Dort wurden sie häufig bei der Gestaltung von öffentlichen Parks eingesetzt, um den üblichen Sträuchern etwas Originelles entgegenzusetzen.
Wirtschaftlich gesehen gilt das Interesse an dieser Pflanze besonders ihrem Holz, das vor allem in der Vergangenheit für verschiedene Gerätschaften, insbesondere Wagen- und Kutschenräder, eingesetzt wurde, was für seine Härte spricht. Die Verwendung der Blätter als Teeersatz ist vor allem auf den Philippinen verbreitet.

 

Der Fukientee als Bonsai

Wie bereits gesagt, wird die Art aus den Ländern des fernen Ostens importiert und kommt in den verschiedensten Größen bereits in der Schale zu uns. Soweit sie aus China kommt, wird sie häufig von Steinen und Tonfiguren begleitet, die Mönche, Pagoden, Brücken usw. darstellen. Carmona-Bonsai sind im Handel leicht zu bekommen, denn sie werden bis heute wie normale Zimmerpflanzen vertrieben. Leider hält sich die Carmona oft nicht lange, denn sie verträgt trockene Heizungsluft meist noch schlechter als die anderen üblichen Zimmerbonsai (Chinesische Ulme, Sageretie, Ficus und Serissa). Sie kann in fast allen Stilformen gestaltet werden.

Vermehrung
Samen- und Stecklingsvermehrung sind geeignet. Verbreitet ist die Samenvermehrung, denn die abfallende Frucht keimt leicht auf der Erdoberfläche. Man kann die reifen Früchte auch einsammeln, um diese in einen Saatkasten mit Drainagelöchern in eine Mischung aus 60% Akadama und 40% Torf und Sand zu pflanzen. Die Samen werden in 1 cm Abstand voneinander in den Boden in eine Tiefe gesetzt, die ihrem Durchmesser entspricht, nachdem sie vom Fruchtfleisch getrennt worden sind.
Das Auskeimen hängt von der Zeit der Aussaat ab. In der Regel ist es besser, am Herbstanfang auszusäen und den Behälter in einen Raum zu stellen und ihn zum Beispiel auf der Konsole eines Heizkörpers von unten zu wärmen. Im Frühsommer kann er dagegen, mit einer Glasscheibe abgedeckt, nach draußen gestellt werden. Was das Gießen betrifft, so wird der Boden wieder gegossen, sobald er anfängt auszutrocknen. Die Pflänzchen werden, sobald sie sprießen, in einzelne Zuchtschalen umgesetzt, wobei die gleiche Substratmischung wie bei der Aussaat verwendet wird. Will man die Samen bis zum nächsten Frühling aufbewahren, müssen das Fruchtfleisch entfernt und die Samen an einem trockenen und kühlen Ort gelagert werden.
Die Vermehrung über Stecklinge ist unproblematisch, aber je verholzter diese sind, desto länger dauert die Ausbildung der Wurzeln. Stecklinge werden in der Regel im späten Frühjahr oder zu Beginn des Sommers genommen, wenn die neuen Triebe zu reifen beginnen, aber noch nicht völlig verholzt sind. Bei Trieben von 4-6 cm Länge und ohne lange Internodien hat man reichlich Knospen. Die Triebe werden nicht tiefer als 2 cm gesteckt und zuerst mit Wurzelhormonen behandelt. Das ideale Substrat besteht aus 60% Akadama, 30% Torf und 10% Sand.
Wenn die Bedingungen gut sind, schlagen die Stecklinge in drei, vier Wochen Wurzeln. Man sollte sie bis zum Ende des Sommers wachsen lassen, bevor sie in einzelne Schalen gepflanzt werden. Gegen Ende September sind die Pflänzchen bereits stark genug und bereit, um in Plastik- oder Tonschalen mit einem Durchmesser von 10-15 cm gepflanzt zu werden. Vom folgenden Frühling an kann dann mit der Gestaltung durch Drahten begonnen werden.
Carmona ist, wie bereits erwähnt, in den Bonsaizentren sehr verbreitet und die Preise sind moderat. Vor dem Erwerb sollte man sich allerdings vom Gesundheitszustand der Pflanze überzeugen. Besonders bei den mittleren und großen Exemplaren sollte man sich eher gegen Exemplare mit Narben, die durch starken Rückschnitt entstanden sind, entscheiden und keine Exemplare mit schwacher Beastung kaufen. Dabei sind dünne Astansätze weniger beunruhigend, da der Neuaufbau durch das richtige Beschneiden einfach und problemlos ist. Große Narben verwachsen jedoch nicht mehr.

Standort
Da es sich um einen Baum tropischen Ursprungs handelt, benötigt er konstant hohe Temperaturen, weshalb der Fukientee auch als Indoor-Bonsai bezeichnet wird. Während die Carmona im fortgeschrittenen Frühling auf die Terrasse, den Balkon oder in den Garten gestellt werden kann, sollte sie wieder hereingebracht werden, sobald die Außentemperatur unter 13-15° C fällt. Dabei gibt man ihr einen geschützten Ort mit einer Lichtquelle in weniger als 1 m Entfernung bei einer Temperatur zwischen 15° und 24° C. Im Außenbereich erträgt sie die direkte Sonneneinstrahlung problemlos, mit Ausnahme der heißesten Monate, in denen sie in den Halbschatten gestellt werden sollte.

Gießen
Diese Spezies muss reichlich und regelmäßig gegossen werden, wobei der Boden zwischen zwei Gießvorgängen leicht antrocknen sollte. Staunässe gilt es zu vermeiden, weshalb die Drainage immer überwacht werden muss. Frisch importierte Bäume wachsen oft in einer lehmartigen Masse, die unbedingt durch geeignetes Substrat ersetzt werden muss, da sonst eine gute Wasserversorgung unmöglich ist. Wassermangel ist einer der wichtigsten Gründe für das Absterben der Carmona. Leider ist es nicht einfach, den Mangel rechtzeitig wahrzunehmen, da die Pflanze erst Symptome des Wassermangels zeigt (Welke), wenn es schon zu spät ist. Bei zuviel Wasser werden die Blätter dagegen innerhalb kurzer Zeit schwarz und fallen nach und nach ab.

Beschneiden
Ein starker Rückschnitt kann zu jeder Jahreszeit erfolgen, auch wenn man sagt, dass der beste Moment der Beginn des Frühjahrs ist. Die Carmona wird aber durch das Beschneiden nicht besonders geschwächt. Die großen Schnitte müssen jedoch unbedingt mit Wundverschlusspaste versorgt werden. Die Gestaltung der Carmona erfolgt nach der Lignan-Methode, die darin besteht, abwechselnd -wachsen zu lassen und dann zu beschneiden“. Die mit dieser Methode bearbeiteten Bäume zeichnen sich aus durch markante Winkel, schroffe Risse und halb verschlossene Narben. Dadurch haben die Bäume oft das typisch -chinesische“, alte und manchmal faszinierende Aussehen. Wichtig ist das Auslichten der Zweige, die an ungünstigen Stellen wachsen, sich kreuzen, nach oben oder nach unten zeigen usw. Der Auslichtungsschnitt wird vor allem in den Frühlingsmonaten und ab und zu im Winter durchgeführt.

Drahten
Gedrahtet wird nur in extremen Fällen, also nur, wenn es keine Alternativen gibt, einen benötigten Zweig zu gestalten. Denn die Carmona hat, trotz ihres wüchsigen Aussehens, ein sehr zerbrechliches Zweigwerk. Zudem ist auch die Rinde ausgesprochen empfindlich und der Draht kann sich sogar während des Drahtens in die Rinde einschneiden, wenn zu starker Druck ausgeübt wird. Hält man die Verwendung von Draht trotzdem für notwendig, sollte man besser auf Spanndrähte zurückgreifen und diese an einer tiefer gelegenen Stelle des Stamms oder an der Schale befestigen. Mit Hilfe dieser Methode kann man die Äste absenken, die aus dem Stamm nach oben statt waagerecht wachsen.

Pinzieren
Zur Verfeinerung der Struktur und der Silhouette des Baums wird das Pinzieren der zu langen Triebe eingesetzt. Dazu nimmt man am besten die Bonsaischere, mit der man auf 2 oder 3 Blätter zurückschneidet, sobald die Triebe 7-10 Blätter gebildet haben. Die Carmona verträgt das Pinzieren mit den Fingern nicht, es sei denn, man will das Wachstum vollständig stoppen. Diese Technik wird während der gesamten Wachstumsperiode angewandt.

Umpflanzen
Das Umpflanzen erfolgt alle 2-3 Jahre im späten Frühjahr oder zu Beginn des Sommers. Die Substratmischung besteht aus Akadama (60%), Komposterde (30%) und Sand (10%). Beim ersten Umpflanzen besteht die schwierigste Arbeit darin, den bereits erwähnten Lehm zu entfernen, in dem die meisten importierten Bäume wachsen. Beim darauf folgenden Umpflanzen wird rund 1/3 des Bodens entfernt und die zu langen Wurzeln gekürzt.

Düngen
Verwendet wird einmal im Monat sich langsam zersetzender organischer Dünger oder flüssiger Dünger, der außer in den heißesten Monaten (Juli-August) alle 10-15 Tage verabreicht wird. Während des Winters ist ein paar Mal Düngen ausreichend. Verzichtet man auf das Düngen, werden die Blätter nach und nach gelb. Auch wenn sie nicht abfallen, blockiert der Baum doch sein eigenes Wachstum. Er ist dann so geschwächt, dass jedes weitere Problem tödlich sein kann. Aber Vorsicht, auch ein Übermaß an Dünger kann das Wachstum hemmen. Die Triebe schrumpfen und nehmen eine dunkelgrüne Färbung an, die Blätter fallen ab und die Zweige trocknen.

Krankheiten
Die Pflanzen werden vor allem von Blatt- und Schildläuse angegriffen. Zu deren Bekämpfung wird zu systemischen Insektenvernichtungsmitteln geraten, sobald erste Symptome erkennbar sind. Wird die Pflanze ordnungsgemäß gepflegt, ist der Befall mit Insekten, Milben oder Pilzen aber eher selten.