„Garden Plants of Japan“
von Ran Levy-Yamamori und Gerard Taaffe

Obwohl es sich bei diesem Werk um kein Bonsaibuch handelt, habe ich mich auf die Vorstellung an dieser Stelle sehr gefreut, denn ich halte es, vorweg gesagt, für ein sehr erfreuliches Buch, das viele Wünsche eines an Japan und seinen Pflanzen interessierten Menschen erfüllt. Was dieses Buch so einzigartig und in vielerlei Hinsicht brauchbar macht, möchte ich etwas umfangreicher erläutern.

 

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Im Bereich der Botanik sind die Neuerscheinungen fast unübersehbar. Nimmt man den angloamerikanischen Bereich hinzu, ist eine gute Auswahl schwer zu treffen. Die „Gartenpflanzen Japans“, 2004 in Amerika erschienen, treten aus dieser Fülle jedoch heraus. Für das Buch haben sich zwei Autoren, ein Israeli und ein Ire, zusammengetan, die vor Ort gelebt haben, die japanische Sprache perfekt sprechen und dort anerkannte Gartenexperten sind. Westliches Denken paart sich mit unmittelbaren Erfahrungen und Kontakten in Japan und ermöglicht so, schon von den Voraussetzungen für solch ein Werk her, ein herausragendes Ergebnis.
Beginnt man mit der Frage, was man von einem Buch über die Gartenpflanzen Japans erwartet, spannt sich der unbescheidene Bogen von schönen Bildern über Verwendbarkeit in unserem Klima oder die Verwendung im jap. Garten bis hin zu Fragen nach der historischen Bedeutung oder auch der Verbreitung einer Art in Japan selbst. Alle Informationen mögen zudem noch übersichtlich und praktisch geordnet sein. Im Grunde wünscht man sich auch, zumindest ich tue das, ein Buch, das dem Leser ein Reisebegleiter durch die Gärten und Natur Japans ist, ebenso wie ein Bildband und Pflanzenlexikon als auch eine Anleitung zum richtigen Gärtnern. Nicht das dieses Buch alle Wünsche erfüllt, aber von allem ist etwas dabei.
Im Einzelnen sind die 440 Seiten dieses schön gebundenen Buches wie folgt aufgebaut: Nach einem interessanten, fast essayistischen Vorwort von E. Charles Nelson und Danksagungen der Autoren folgt eine lange Einleitung, durch die der Leser in die Klimazonen, typische in Japan beheimatete Pflanzen, die verschiedenen Besonderheiten der Jahreszeiten, die Rolle der heimischen Pflanzen im jap. Garten, alte Bäume, japanische Gärtner, die Bonsaikunst und die Geschichte der europ. Pflanzenforschung eingeführt wird. Das alles kommt kurz und knapp, aber sehr kundig daher.
Dem größten Teil des Buches, gut 350 Seiten, sind dann den Bäumen und Sträuchern, Kletterpflanzen, Kräutern, Bambussen, Gräsern, Farnen und Moosen vorbehalten. Dem folgen Hintergrundinformationen und Listen zu den historischen Perioden, Umrechnungstabellen, ein Glossar botanischer Begriffe, eine Bibliografie der verarbeiteten neueren jap. Fachliteratur und den Indices der Pflanzennamen und spezieller jap. Begriffe. Soweit der Überblick.
Wirklich hilfreich und erhellend sind die Informationen zu den Pflanzen. Man findet deren jap. und engl. Namen, Familie, Verbreitung, Beschreibung, Boden- und Lichtansprüche, Schnittverträglich-keit, Vermehrung, Härte, Gebrauch im Garten und als Bonsai sowie deren besonders interessante Punkte. Dann folgen Sorten und Varietäten der Art. Diese sehr erfahrungsgesättigten Informationen werden von Farbbildern begleitet, die die bemerkenswertesten Eigenschaften (etwa Blätter, Blüte, Rinde oder Habitus) der Pflanze illustrieren. So ist der Band auch zur Identifizierung unbekannter Arten dienlich. Ab und an gibt es auch Bilder aus dem natürlichen Habitat der Pflanzen zu sehen, meist mit einem recht genauen Hinweis auf den fotografierten Ort. Das erlaubt dem versessenen Pflanzenfreund, z.B. die Varietät Nana von Taxus cuspidata am Berg Dai-sen in der Präfektur Tottori aufzuspüren, oder sich persönlich einen 200 jährigen Enkianthus im Garten Kairaku-en, in der Stadt Mito, Ibaraki-Präfektur, anzusehen.
Aber nicht nur die Bäume werden so anregend präsentiert. Auch die Kletterpflanzen sind von Akebia bis Wisteria mit zum Teil spektakulären Exemplaren vertreten. Neben den krautigen Pflanzen, Bambus und Gräsern möchte ich auf die für den jap. Garten und die Natur so typischen Farne und Moose hinweisen, die sicher nur wenige Enthusiasten kennen und hier Namen und Gesicht bekommen und quasi aus dem Schattendasein heraustreten.
Sie merken, dass mich dieses Buch begeistert und ich dementsprechend eine Empfehlung aussprechen möchte. Es schlägt in mancherlei Hinsicht Brücken zwischen sonst oft unverbunden nebeneinander stehenden Bereichen und man spürt, dass die Autoren die jap. Flora wirklich lieben. Wer das von sich auch behaupten kann oder zumindest eine Tendenz dazu hat, kommt um dieses Buch nicht herum.

440 Seiten, 22,5 cm x 28,5 cm, englischsprachig, durchweg viefarbig, Hardcover mit Schutzumschlag, 59,00 Euro