von Werner M. Busch und Achim R. Strecker

Immer noch schafft es kaum eine Publikation zu unserem Hobby, ohne das vorangestellte „Bonsai“ auszukommen. Fast jeder Autor oder Verlag verwendet diesen Namen, vermeidet das Risiko, nicht sofort klarzumachen, worum es geht. Ein Feld muss abgesteckt werden, damit jeder schon zu wissen glaubt, was er eigentlich erst durch ein Buch lernen wollte. Und auch BONSAI ART setzt ja nur einen anspruchsvollen Zusatz neben diesen allgegenwärtigen Begriff. Nun ist klar: Es gibt ein neues Bonsai-Buch.

„Bonsai – Gestalten mit heimischen Gehölzen“  von Werner M. Busch und Achim R. Strecker


2018 erscheint das Buch in einer 2., aktualisierten Auflage >>


Zusammen mit dem Untertitel Ein Praxisbuch für Einsteiger und Fortgeschrittene wird auch die Ausrichtung deutlich: Die Grundlagen und weiterführendes Wissen über die Praxis, einen Baum in einer bestimmten Form zu kultivieren, sollen vermittelt werden. Auch ist Werner Busch gut bekannt in der Szene. Ist damit wirklich schon alles klar? Mitnichten!
Bonsai ist ein fremder Bereich im für viele unbekannten Bereich der Pflanzenkultur. Bis vor hundert Jahren war fast jeder noch mehr oder weniger vertraut mit deren Grundzügen, einfach, weil die Menschen überwiegend auf dem Land lebten. Heute muss vielen „Stadtkindern“ erklärt werden, was manchem „Landkind“ noch selbstverständlich ist. Wenn das Ganze dann noch eine exotische Komponente hat, scheint das Thema für viele zu kompliziert zu werden. Das neue Buch der beiden Autoren Busch und Strecker hat sich also vorgenommen, Menschen an Bonsai heranzuführen. Und sie tun das auf dem Hintergrund langer Praxis mit Bonsai. Das Buch vereint ein hohes Maß an Wissen und kann es auch an den Leser weitergeben.
Zur Zeit der Rezension lag das Buch noch nicht in gedruckter Form vor, so dass ich über Größe und Aufbau nichts Endgültiges sagen kann. Es wird in ca. 300 Seiten haben, wovon sich etwa ein Drittel mit allgemeiner Baumkunde und Gestaltung und zwei Drittel mit speziellen Bäumen und deren Eignung für Bonsai befassen.
Im Teil über die Gestaltung von Bonsai fassen die Autoren den aktuellen Stand des sonst weit verstreut in Artikeln und Büchern vorhandenen Wissens zusammen. Nicht nur hier zeigt sich, dass dieses Buch eine wirkliche Fleißarbeit war. Dieses Wissen ist natürlich ein Zwischenstand, denn die Entwicklung in Technik und Methode geht weiter, aber Busch und Strecker haben hier formuliert, was zuverlässig über Gestaltung gesagt werden kann. Wer alle Veröffentlichungen und Diskussionen in Fachzeitschriften und Internetforen regelmäßig verfolgt – aber wer kann das schon – dem wird nicht vieles neu erscheinen. Aber alle anderen werden so viel fundiertes Wissen nirgends sonst und schon gar nicht so klar aufbereitet finden. Das Verdienst liegt vor allem in der Formulierung des Wissensbestandes zu Bonsai. Wer schon einmal versucht hat, mit einem japanischen Lehrer nicht nur über das Wie? sondern auch über das Warum so? zu sprechen, findet in diesem Buch eine analytische, begründete Form vor. Die Autoren beschreiben, wie etwas gemacht wird, und erklären Zusammenhänge. Sie sprechen in den Texten aus, was und warum etwas so und so zu tun ist und erwarten nicht einfach das Kopieren der Form. Ohne davon zu sprechen, gehen sie einen „westlichen“ Weg, der dasselbe Ziel verfolgt wie der „östliche“, nämlich aus einer Pflanze einen Bonsai zu gestalten.
Auch im speziellen Teil, in dem die heimischen Baumarten behandelt werden, die sich für Bonsai eignen und auch von vielen Liebhabern kultiviert werden, spürt man, dass die Autoren sich seit Jahrzehnten mit dem Thema befassen und ihre eigenen Erfahrungen gemacht und aufbereitet haben. Neben den „einheimischen“ werden auch die „fremden“, nämlich die klassischen Importbäume behandelt. Ihnen wird ein eigenes Kapitel gewidmet und deren Besonderheiten in unserem Klima aufgezeigt. Auch auf die Ähnlichkeiten in Gestaltung und Pflege von bestimmten Arten (z. B. von Pinus thunbergii und  Pinus nigra) wird hingewiesen. Im speziellen Teil tauchen auch weniger bekannte Gehölze wie die Heidelbeere oder der Erdbeerbaum auf, was auch die Freude der Autoren an „einheimischen Exoten“ kenntlich macht. Mir schien auch die Gruppe der Laubgehölze gegenüber den Nadelgehölzen die Vorliebe der Autoren zu genießen.
Im Kapitel über die Gesundheit ist das Prinzip diese Buches ebenfalls durchgehalten: Sehr spezifisch werden Schädlinge und Krankheiten genannt und gezeigt, die erfahrungsgemäß unsere Bäume befallen.
Um ein Resümee zu ziehen: Busch und Strecker haben mit großem Aufwand ein Praxisbuch nach dem neusten Wissensstand erstellt. Dem oft geäußerten Wunsch von Anfängern wie Fortgeschrittenen nach fundierter Anleitung bei Gestaltung und Pflege eines Bonsai entspricht dieses Buch in bisher unbekanntem Maße. BONSAI- ART-geprüft und sehr zu empfehlen!

Bonsai. Gestalten mit heimischen Gehölzen von Werner M. Busch und Achim R. Strecker.
ca. 280 Seiten, 21 cm x 28 cm, ca. 600 Abb., Hardcover

Erschienen in BONSAI ART 122