Rezension von Chefredakteurin Heike van Gunst aus BONSAI ART 147
Dieses Werk des 2011 leider verstorbenen deutschen Bonsai- und Suiseki-Pioniers ist bereits 2002 erschienen und wurde in BONSAI ART 54 schon einmal rezensiert.
Da das Buch bis heute kaum etwas von seiner Gültigkeit und Aktualität eingebüßt hat und außerdem jetzt zu einem reduzierten Preis erhältlich ist, verdient es neue Aufmerksamkeit.
„Bonsai Kusamono Suiseki“, Willi Benz, Verlagsservice Willi Benz, 1. Auflage
März 2002, 220 Seiten, 21,5 cm x 30 cm, zahlreiche Farbfotos und s/w-Abbildungen, Hardcover.
Art.-Nr.: 3017- Preis: 19,90 EUR >> zum Shop
English Editon: Art.-Nr. 3042 - price 9,90 € >> to the shop
Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich dieses Buch wegen meines erst spät erwachten Interesses an Suiseki(Betrachtungssteinen) über Jahre ignoriert habe. Als mildernde Umstände kann ich bestenfalls geltend machen, dass mich der Titel wie auch der Untertitel auf eine falsche Fährte geführt hatten. So dachte ich, dass die drei Künste Bonsai, Kusamono und Suiseki wahrscheinlich jeweils kurz für Anfänger erklärt und angerissen würden, mit ihren grundlegendsten Begriffen, Techniken und Hintergründen.
Entsprechend überrascht und neugierig war ich, als mir Gudrun Benz, die charmante Witwe des Autors, erzählte, dass ihr australische Bonsai-Freunde versichert hatten, dass die englische Übersetzung für sie noch immer „die Bibel“ sei. Tatsächlich verbirgt sich hinter „Bonsai Kusamono Suiseki“ ein höchst profundes Buch über die Präsentation dieser drei Arten von Kunstobjekten, auf der Basis der asiatischen Ästhetik, Symbolik und auch des Goldenen Schnitts wie der Harmonielehre und des Farbenkreises. Bonsai-Techniken werden in Willi Benz' Werk nicht thematisiert, wohl aber Anleitungen zur Pflanzung von Kusamono und Shitakusa (Pflanzungen aus Gräsern und Stauden, die entweder als Hauptobjekt oder als Akzent präsentiert werden). Hierbei werden auch die Eigenschaften und Bedürfnisse vieler geeigneter Pflanzenarten erklärt.
Die Präsentationsprinzipien für Bonsai, Suiseki und Kusamono auf Ausstellungen und in der Tokonoma oder einer anderen Präsentationsumgebung, sowie für Shohin, Steine und Kunstobjekte in verschiedenartigen Regalen, werden in so großer Ausführlichkeit an guten Beispielen erläutert, wie dies bis heute kaum in einem anderen mir bekannten Buch der Fall ist. Bei der Lektüre wünschte ich mir manches Mal, ich wäre eher auf Willi Benz' Klassiker gestoßen. Die zahlreichen Fotos und Zeichnungen haben eine optimale Aussagekraft und verdeutlichen die beschriebenen Prinzipien und Regeln in aller Klarheit.
Auch 15 Jahre nach dem Erscheinen des Buchs kann man die abgebildeten Suiseki und Bonsai nur als wunderbar empfinden, wie auch die gezeigten Rollbilder, Suiban (sehr flache, meist Schalen ohne Abzugslöcher, die zur Präsentation von Suiseki verwendet werden), Tenpai (kleine Skulpturen meist in Bronze, die aber auch aus anderen Materialien wie Holz oder Elfenbein sein können) und andere verwendete Gegenstände.
Manche gezeigten Shitakusa oder Kusamono sind aus heutiger Sicht noch nicht voll ausgereift, aber daran sollte man sich nicht stören. Der Text weist neben geringfügigen Formulierungsschwächen einige wenige Fehler auf, die entweder nicht ins Gewicht fallen oder so offensichtlich sind, dass sie niemanden auf eine falsche Fährte führen dürften. Die Schwächen des manchmal etwas unübersichtlichen Layouts, die bereits in der ersten Rezension in Heft 54 angesprochen wurden, sind auch mir beim Lesen aufgefallen. Während z. B. an einigen Stellen sehr lange Bildunterschriften die volle Konzentration erfordern, ist dann nicht immer gleich erkennbar, wo der eigentliche Text weitergeht. Diese kleinen Kritikpunkte fallen angesichts des wertvollen Informationsgehalts nicht weiter ins Gewicht.
Gerade für den jetzt sehr günstigen Preis sollte man dieses Standardwerk unbedingt sein Eigen nennen und seine Inhalte gründlich verinnerlichen. Dem unvergessenen Willi Benz gebührt dafür ein herzliches Dankeschön.
„Bonsai Kusamono Suiseki“, Willi Benz, Verlagsservice Willi Benz, 1. Auflage
März 2002, 220 Seiten, 21,5 cm x 30 cm, zahlreiche Farbfotos und s/w-Abbildungen, Hardcover.
Art.-Nr.: 3017- Preis: 19,90 EUR >> zum Shop
English Editon: Art.-Nr. 3042 - price 9,90 € >> to the shop
Rezension von Chefredakteurin Heike van Gunst aus BONSAI ART 147