Bonsai von Peter Warren BONSAI. Schneiden, gestalten,  pflegen
von Peter Warren

Nachgelesen von Heike von Gunst

Der britische Bonsai-Profi Peter Warren, der sechs Jahre bei dem japanischen Bonsai-Meister Kunio Kobayashi in die Lehre ging, ist bereits für seine ausgezeichneten Fachartikel und Übersetzungen aus dem Japanischen bekannt. Nun hat er ein umfangreiches und ästhetisch gestaltetes Werk geschaffen, in dem er sein fundiertes Wissen und langjährige Erfahrungswerte weitergibt, mit wunderbar aussagekräftigen Fotos illustriert. Alle Basics, Hintergründe und Grundtechniken werden auf den Punkt gebracht.

Sein umfassendes Werk ist in zwei Teile gegliedert – Bäume und Wälder. Teil 1 zeigt über 100 heimische Baumpersönlichkeiten. Neben wunderschönen Bildern gibt es zu jedem Baum einen kurzen interessanten Text sowie ein Datenkästchen mit Standortbeschreibung, Geodaten, Alter und Maßen. Mein Tipp: Sollten Sie einen oder mehrere Bäume besuchen wollen und das Buch ist Ihnen zu schwer für den Rucksack, fotografieren Sie die entsprechende Seite mit dem Handy ab, so haben Sie alle Infos handlich auf einen Blick! Im Anhang Besonders wertvoll für den Einsteiger ist die Anleitung zur Auswahl von Bäumen und die Beurteilung ihrer Bonsai-Tauglichkeit anhand von gut erklärten Fotobeispielen sowie die vielfältigen praktischen Gestaltungsbeispiele, die für Anfänger und Fortgeschrittene problemlos nachvollziehbar sein dürften. Manche prägnanten Hinweise werden auch den erfahreneren Bonsai-Freunden nützlich sein. Hervorragend geschildert und illustriert ist speziell das Auslichten und Säubern des Wacholderlaubs, das eigentlich keine schwierige Aufgabe ist, aber dennoch oft nicht richtig ausgeführt wird.
Hinweise zur Rettung eines kranken oder beschädigten Bonsai runden neben informativen und dennoch nicht überladenen Baumporträts ein ausgezeichnetes Lehrbuch zum günstigen Preis ab.
Leider gibt es in der deutschen Version einen Wermutstropfen. Der Übersetzer, der das englische Original ins Deutsche übertragen hat, schreibt zwar ein hervorragendes Deutsch, ist aber offensichtlich selbst nicht mit der Materie Bonsai in der Praxis vertraut. So haben sich neben befremdlichen Bezeichnungen wie „Dreizähniger Ahorn“ für den Dreispitzahorn auch fehlerhafte Namen für die gebräuchlichen Bonsaizangen und „unerwünschter frischer Wuchs“ statt Stresslaub (beim Wacholder) eingeschlichen, um nur einige Beispiele zu nennen. Für den versierten Leser mag dies zwar störend sein, doch bleibt der Sinn ja glücklicher Weise erhalten. Auch wenn dieser Umstand sehr schade für das sonst wirklich gute Buch ist, kann man, bedingt durch den günstigen Preis, durchaus eine Kaufempfehlung abgeben.

BONSAI. Schneiden, gestalten, pflegen von Peter Warren.
224 Seiten, mehr als 650 farbige Abbildungen, Format 20 cm x 24 cm, Hardcover, 19,95 EUR

 

Dieser Artikel erschien in der BONSAI ART 134