erschienen in BONSAI ART 156

Biogold und andere „hochwertige“ Dünger aus Japan werden mit wohlklingenden Namen nach wie vor als hochpreisige Importware außerhalb Japans weltweit verwendet.
Jedoch gibt es längst kostengünstigere Alternativen, die nicht aus Ostasien importiert werden müssen. Erhältlich sind beispielsweise Hühnermist, Flüssigdünger vom Discounter, Hornspäne oder auch Bonsai-Spezialdünger „Made in Germany“.
Aufgrund des regen Interesses von mehreren Seiten hat Uwe Krötenheerdt verschiedene Dünger einem Vergleichstest unterzogen. 

von Uwe Krötenheerdt

Dünger 156 02

So überlegte sich Uwe Krötenheerdt einen Versuch, der mit relativ wenig Aufwand umsetzbar war und zufällige Ergebnisse weitestgehend ausschließen sollte. Anfang März 2018 begann er mit dem Eintopfen der Versuchspflanzen.

Versuchsaufbau

Getestete Dünger:
• Biogold Original (NPK 5,5 - 6 - 4)
• Saidung Ultra (NPK 8 - 4 - 5)
• Saidung Plus (NPK 5 (+4 mittelfristig gebunden) - 3 - 5)
• mineralischer Bonsai-Flüssigdünger von Combiflor (NPK 2 - 4 - 6)

Pflanzen:
Acht gleichwertige Dreispitz­Ahorne, dreijährig, mit leichtem Wurzel- und Triebschnitt, je zwei Versuchspflanzen pro Düngemittelprodukt

Gefäße:
runde Plastiktöpfe, mit 19 cm Durchmesser und 15 cm Höhe

Substratmischung:
Torf, Lava, Blähschiefer

Eintopfen der Versuchspflanzen erfolgte am 8.3.2018 (Bildreihe 1a bis 4a)

Versuchsablauf

Von den drei organischen Düngern wurden vom 15.4.2018 bis 20.7.2018 alle vier Wochen 10 g pro Topf auf die Erdoberfläche der jeweiligen Versuchspflanzen gestreut. Der mineralische Flüssigdünger wurde in dieser Zeit 14-tägig laut Herstellerempfehlung durch Gießen ausgebracht.
Alle Pflanzen bekamen ein relativ unauffälliges Etikett an das Pflanzgefäß, um bei der täglichen Pflege nicht unbewusst den Zuwachs zu manipulieren.
Alle Versuchspflanzen standen halbschattig und wurden regelmäßig gedreht.
Um größtmögliche Transparenz zu erreichen, wurden im Juni nach der Hälfte der Versuchszeit Fotos der Zwischenergebnisse gemacht.

Testergebnisse

Bonsai-Flüssigdünger Combiflor
(Bilder 1a bis 1c)

Endhöhe Pflanze 1: 115 cm,

Pflanze 2: 85 cm, Durchschnitt: 100 cm.
Stammumfang Pflanze 1: 5,7 cm,

Pflanze 2: 5,1 cm, Durchschnitt: 5,4 cm.

Der Zuwachs bei dieser Methode war am geringsten. Dies ist sicherlich auf die nur alle zwei Wochen erfolgte Flüssigdüngung zurückzuführen. Die kurzzeitig hohe und danach schnell abfallende Nährstoffkonzentration im Substrat kann keine dauerhaft hohe Düngewirkung entfalten. Trotzdem war zumindest bis Juni ein ähnlicher Zuwachs wie bei Biogold zu erkennen. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Flüssigdünger sofort pflanzenverfügbar ist, während Biogold die Nährsalze erst viel später freisetzt. Für einen zukünftigen Test wäre eine weitere Testpflanzengruppe interessant, mit täglicher Flüssigdüngung in niedrigerer Konzentration.

Bio-Gold

(Bilder 2a bis 2c)

Endhöhe
Pflanze 1
: 99 cm,
Pflanze 2: 117 cm
Durchschnitt: 108 cm.
 
Stammumfang
Pflanze 1
: 5,2 cm,
Pflanze 2: 6,1 cm
Durchschnitt: 5,65 cm.

Dieser organische Festdünger blieb bis Juli hinter den Erwartungen zurück, konnte aber dann in der zweiten Sommerhälfte zulegen. Eine Erklärung hierfür ist die stark verzögerte Freisetzung von Nährsalzen. Biogold wird in Pelletform von etwa 13 mm Größe produziert. Gerade bei großer Hitze und Trockenheit, wie sie im Sommer 2018 herrschte, brauchen diese Pellets auf der schnell abtrocknenden Erd-
oberfläche sehr lange, um ihre Wirkung zu entfalten. Da aber die nicht zersetzten Pellets auf der Erde liegen blieben, entfalteten sie ihre Wirkung verzögert, so dass von Juli bis September ein starkes Wachstum einsetzte.
 

Saidung Ultra

(Bilder 3a bis 3c)

Endhöhe
Pflanze 1
: 120 cm,
Pflanze 2: 116 cm
Durchschnitt: 118 cm

Stammumfang
Pflanze 1: 6,0 cm,
Pflanze 2: 5,4 cm
Durchschnitt: 5,7 cm

Saidung Ultra nutze ich seit langem und kenne den Dünger sehr gut. Das Wachstum setzte sehr schnell und kräftig ein. Biogold blieb dahinter zunächst weit zurück (s. o.). Ein möglicher Grund ist wohl die feinere Körnung von Saidung. Damit ist die Oberfläche der Düngerkörner größer, der Bodenkontakt besser und die Zersetzung erfolgt schneller.

Saidung Plus

(Bilder 4a bis 4c)

Endhöhe
Pflanze 1: 142 cm,
Pflanze 2: 116 cm
Durchschnitt: 129 cm

Stammumfang
Pflanze 1: 6,8 cm,
Pflanze 2: 6,1 cm
Durchschnitt: 6,45 cm

Dieser Dünger war der Sieger dieses Testaufbaus. Im Vergleich zu Saidung Ultra hat Saidung Plus einen geringeren sofort verfügbaren Stickstoffgehalt. Allerdings setzt der Dünger mittelfristig noch zusätzlichen Stickstoff frei, der dann wahrscheinlich diesen kräftigen Zuwachs ermöglichte.

Fazit

Alle hier getesteten Dünger waren in der Lage, die Ahorn-Topfpflanzen wüchsig und gesund zu halten. Unterschiede im Zuwachs waren dennoch zu erkennen. Mit allen vier Düngern können vermutlich ähnliche Ergebnisse erzielt werden, wenn man die Düngepraxis auf den spezifischen Düngertyp ausrichtet. Dazu müssten die angegebenen Mengen, die Düngeintervalle oder der Düngezeitraum entsprechend angepasst werden. Trotz allem bleibt zu konstatieren, dass Saidung Plus bei dieser Versuchsanordnung im Vergleich mit den anderen zwei organischen Düngern der ergiebigste Dünger war.
Mineralische Flüssigdünger sind als Permanentdüngung ideal.

Auch wenn dieser Test mangels ausreichend großer Testgruppen und Laufzeiten nicht als repräsentativ und wissenschaftlich genau zu betrachten ist, so hat er dennoch aufschlussreiche Ergebnisse für die Bonsai-Praxis geliefert.

Aussagen über die Beeinflussung der Verzweigung, Blattgröße, Blattfärbung, Blütenbildung, Wurzelentwicklung oder Pflanzengesundheit durch die Dünger waren bei diesem Versuch allerdings nicht möglich.
Bei dem Test wurden verhältnismäßig geringe Düngermengen in relativ großen Düngeintervallen verabreicht. Die Empfehlungen der Hersteller zu Saidung und Biogold wurden damit unterschritten. Es ist also davon auszugehen, dass mit den hier getesteten Düngern noch mehr Zuwachs möglich ist. Nach meiner Erfahrung ist es aber nicht immer förderlich für die Gesundheit unserer Pflanzen, wenn das maximal mögliche Wachstum forciert wird. Vor allem die übermäßige Gabe von Stickstoff führt zu einer höheren Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und geringerer Frosthärte. Dies kann, wenn überhaupt, nur durch extrem aufwändige Pflanzenschutzmaßnahmen wieder ausgeglichen werden.

Der Versuchsaufbau in Bildern

 156 Test Dünger 01

 156 Test Dünger 02

 

Links zu Düngerseiten:

 
Weitere Beiträge zum Thema Dünger:
 
 
Dieser Artikel erschien in BONSAI ART 156