Eine alte japanische Handschrift wird entschlüsselt

Auf einer Japanreise hatte der deutsche Bonsai-Freund Heinrich Hacker eine alte japanische Handschrift gekauft, ohne ihre Bedeutung zu kennen.

Dies ließ ihn nicht los, er wollte zu gerne wissen, was die Zeichen bedeuten.

So sprach er zu Hause eine in Deutschland lebende japanische Sprachlehrerin an. Jedoch musste sie in diesem Fall kapitulieren. Diese alte Schriftart war ihr nicht geläufig. Ihr Ehrgeiz war jedoch geweckt und sie bat ihre alte Lehrerin in Japan um Hilfe, die diese Schriftzeichen noch kannte.

Schließlich konnte mein Schulfreund Prof. Dr. Markus Rüttermann, Kulturwissenschaftler und Experte für japanisches Mittelalter und Prämoderne an der Universität Kyoto, der Übersetzung den letzten Schliff verleihen.

Es handelt sich um ein sogenanntes Tanka, ein Fünfzeilengedicht. Es besteht aus dem Titel, fünf Zeilen mit 5, 7, 5, 7 und 7 Silben plus der Signatur des Dichters.

Blüten im Regen Eine alte japanische Handschrift wird entschlüsselt

Das Gedicht wird in japanischer Weise von rechts nach links und von oben nach unten gelesen.

Der Verfasser, Hirotsuna Sasaki, war ein Literat und Dichter gegen Ende der Edo-Zeit und lebte von 1828 bis 1891. Seine männlichen Nachkommen sind über Generationen in seine Fußstapfen getreten, bis zum heute noch lebenden Urenkel Yukitsuna Sasaki, der Dichter und Literaturwissenschaftler, emeritierter Honorar-Professor der Waseda-Universität und im Vorstand des modernen japanischen Dichterverbands ist.

Die Naturstimmung, die Hirotsuna Sasaki in seinen Zeilen schildert, haben viele Bonsai-Freunde sicherlich schon einmal in ihrem eigenen Garten verspürt.

Uchuu no hana
Shiratsuyu no
Yanagi yori chiru
Kokochi shite
Shidarezakura ni
Niou ame kana

Hirotsuna

Blüten im Regen
Wie silbriger Tau, der an
Weidenzweigen hinabgleitet
So erscheint mir
Des Regens Glanz
In der Blütenkirsche

Hirotsuna