Tibetorchidee (Pleione sp.)
Familie der Orchideengewächse (Orchidaceae)
Die Orchideen-Gattung Pleione besteht aus etwa 20 verschiedenen Arten. Ihre Heimat liegt in Asien zwischen dem Himalaya und Taiwan – inmitten des Monsun-Klimas.
Tibetorchideen leben in der Regel epiphytisch (d.h. baumaufsitzend; auf modernden Bäumen) oder terrestrisch auf lockeren humosen Böden bzw. in Moosplatten, die auf Steinen wachsen. Sie bilden an der Basis Pseudo-Bulben, die – ähnlich wie Zwiebeln und Knollen – eine Speicherfunktion besitzen.
Bis auf wenige Ausnahmen bilden die Orchideen ihre Blüten im zeitigen Frühjahr ab etwa März. Nach dem Verblühen beginnen sich die Blätter zu bilden, die bis zum Herbst die Pseudo-Bulben ernähren. Ab Oktober färben sich die Blätter gelb und fallen schließlich ab.
In den letzten Jahren sind durch mühevolle Arbeit unzählige Kreuzungen und Züchtungen entstanden. Sie faszinieren besonders durch ihre Farbkräftigkeit und Blütengröße.
Tibetorchideen bevorzugen keine vollsonnigen Standorte, sondern eher halbschattige Plätze, die ausreichend frisch und luftig sind. Hohe Luftfeuchtigkeit – in der Nähe von Bachläufen und Gartenteichen – optimiert die Pflanzenentwicklung. Das Substrat sollte kalkfrei, stark durchlässig, ausreichend feucht und humos sein. Wie viele andere Liebhaber nutze auch ich angerottete Kiefernadeln, die als Rohhumusschicht in Kiefernwäldern der oberen Bodenschicht entspricht. Sie ist kalkfrei, durchlässig und wenigstens ein Jahr strukturstabil. Grober (Weiß-)Torf lässt sich in das Kiefernspreu gut einarbeiten. Aber auch eine Mischung aus Akadama, Weißtorf und feinem Rindenkompost funktioniert sehr gut.
Ist das Beet oder das Gefäß mit dem vorgemischten Substrat vorbereitet bzw. gefüllt worden, setzt man die Pseudo-Bulben auf keinen Fall zu tief auf die Substratoberfläche. Die Bulbe darf höchstens zu 30% im Substrat stecken. Anschließend empfiehlt es sich, Sphagnum-Moos auf der Erdoberfläche bzw. um die Bulben aufzulegen. Das Moos verhindert Austrocknungen und man erkennt, wann wieder gegossen werden muss.
Ins Freiland sollten die Orchideen erst kommen, wenn keine direkte Frostgefahr mehr besteht. Die erste Zeit bis zur Blattentwicklung darf nur vorsichtig gegossen werden, da die Pflanzen sonst Staunässeschäden erleiden.
Wenn sich die Blätter gut entwickelt haben, sollte reichlicher gegossen werden und pro Vegetationsperiode zwei- oder dreimal schwach gedüngt werden. Hierzu eignen sich handelsübliche Orchideendünger, die in schwacher Dosierung eingesetzt werden. Jedes Blatt entwickelt eine neue Pseudo-Bulbe. Je besser sich die Blätter entwickeln, desto kräftiger wächst auch das neue Speicherorgan heran.
Ausgenommen die Art Pleione limprichtii sind alle anderen Tibet-orchideen kaum oder nicht frosthart. Sie müssen über die kalte Jahreszeit frostfrei überwintert werden. Nach dem Gelbfärben fallen die Blätter im Herbst ab. Von da an befinden sich die Orchideen im Ruhestadium, so dass sie vorsichtig aus dem Substrat entfernt werden können. Lange Wurzeln werden auf ca.1cm zurückgeschnitten. Die alte Pseudo-Bulbe ist abgestorben und wird beim Herausnehmen gleich weggeworfen. Die neuen Orchideen werden an einem trockenen, kühlen, aber frostfreien Standort überwintert (ähnliche Vorgehensweise wie bei Dahlien). Hierbei sollte man jedoch beachten, dass die knollenförmigen Speicherorgane nicht austrocknen und runzlig werden. Dazu kann man die Pseudo-Bulben gut in einem Gefäß mit leicht angefeuchteten Sphagnummoos einlagern. Im Moos kann es keinesfalls zu Fäulnis kommen, weil es eine gut desinfizierende Wirkung besitzt.
Die schlimmsten Feinde der Tibetorchideen sind die Schnecken. Sie fressen die frischen Pseudo-Bulben an und schädigen die Entwicklung massiv. Schneckenkorn kann Abhilfe schaffen.
Pleione limprichtii – Tibetorchidee
Die Pleione limprichtii ist eine Freilandorchidee, die auch für die Aufzucht im Zimmer geeignet ist. Es handelt sich um eine mehrjährige Pflanze mit sehr guter Vermehrungsfähigkeit. Die Orchideen werden in Gruppen gesetzt. 3 bis 5 Pflanzen im Zimmer sehen schon sehr schön aus, im Freiland setzt man 5 bis 10 Pflanzen an eine Stelle. Die Pflanzen sind frosthart bis etwa -20°C. Die Pflanzung erfolgt im April bis Mai. Blütezeit ist im Mai. Der Standort sollte halbschattig bis schattig gewählt werden. Die Orchideen werden ca. 15 cm hoch und sollten auf saurem Boden stehen. Die kleinen dunkelvioletten Blüten schmücken besonders Steingärten und Tröge, wirken aber auch unheimlich hübsch in Beistellschalen.
Wolfgang Putz – Österreich. www.yamadori-bonsai.info
Dieser Artikel erschien in der BONSAI ART 106