erschienen in BONSAI ART 184

Gerade aus Japan oder China fazinieren uns die unterschiedlichsten Schalenmotive. Doch was bedeuten sie, was stellen sie dar? In dieser Rubrik wollen wir die Geschichte hinter den Darstellungen beleuchten.

 

 

Fuchshochzeit auf einer Schale der Töpferei TosuiEine Schale mit der Fuchshochzeit der Töpferei Tosui: Die Braut (mit weißem Fell) wird zum Haus ihres Mannes geführt

 

 


Im Allgemeinen werden den Füchsen in Japan bereits seit dem 5. Jahrhundert eine überlegene Intelligenz, ein langes Leben und magische Kräfte zugeschrieben. In ganz Japan kann man viele shintoistische Schreine mit Füchsen sehen. Diese Schreine sind Inari gewidmet, dem Gott / der Göttin (Kami) der Fruchtbarkeit, des Reises und der Füchse. Inari wird selbst oft als Fuchs dargestellt. Bei den Füchsen wird jedoch zwischen den gewöhnlichen Füchsen und den mächtigen Fuchsgeistern unterschieden. Füchse (Kitsune – im Westen oft auch direkt als Fuchsgeister übersetzt) gelten als Boten von Inari und als Wesen, die sich an der Grenze der Gesellschaft bewegen und oft Schabernack treiben. Weiße Füchse gelten als besonders glückverheißendes Omen. Kitsune haben in Märchen, Sagen und auch in der heutigen Popkultur oft die Fähigkeit, ihre Gestalt zu ändern und sich z.B. in einen Menschen zu verwandeln. Entsprechend wird ihnen auch eine Verbindung zu Illusionen und Feuer nachgesagt, weshalb Irrlichter als „Kitsubi“ (Fuchsfeuer) bezeichnet werden. Es heißt, dass Kitsune ihren Schwanz alle 100 Jahre spalten, um ihre Kräfte zu verdoppeln, bis sie nach 1.000 Jahren zum „neunschwänzigen Fuchs“ werden. Der soll seine Kraft dann ausschließlich zum Wohle der Menschen einsetzten.

Als Schalenmotiv findet man besonders oft das Märchen der Fuchshochzeit, die sehr gern von der japanischen Töpferei Tosui auf Schalen festgehalten wurde: Ein sehr schöner weißer Fuchs suchte sich eine Braut mit hellem, glattem Fell. Das Werben war erfolgreich, es wurde Sake getrunken, getanzt und gelacht. Doch am Tag der Hochzeit herrschte schlechtes Wetter und es regnete durchgängig. Doch gerade als die Braut sich zum Haus des Bräutigams aufmachte, kam die Sonne hervor. Das wurde als gutes Omen gesehen, es wurde gefeiert und die beiden hatten eine gute Zukunft vor sich. In Japan sagt man daher noch heute, wenn bei Regen die Sonne scheint: „Die Braut des Fuchses geht in ihres Mannes Haus.“