erschienen in BONSAI ART 186

Diese rechteckige Shohin-Schale ist etwas Besonderes, weil sie überwiegend unglasiert, aber auch teilweise glasiert und bemalt ist.

 

185 Bonsai Schalenkunde

Das sieht man nicht allzu häufig, denn in den meisten Fällen sind Bonsai-Schalen entweder glasiert oder unglasiert, wobei beide Macharten mit Glasurfarben oder Engobe bemalt werden können. Das gezeigte Exemplar stammt aus der berühmten japanischen Keramik-Stadt Seto, von der seit etwa 100 Jahren existierenden Töpferei Tosui.

Angefertigt wurde die Schale von Masao Mizuno (1904 – 1975), der die von Firmengründer Chotaro Uematsu entworfenen Schalen herstellte. Diese wurden mit „Uematsu Tosui“ markiert. Nach Uematsus Tod 1959 übernahm Masao den Namen Tosui alleine. 1964, im Alter von 60 Jahren, begann er seine Schalen mit „Ryokujuan Tosui“ zu markieren, ein Wortspiel, weil Ryokujuan ähnlich klingt wie das japanische Wort für 60 (Rokuju). Die hier vorgestellte Schale muss demnach in der Zeit zwischen 1964 und 1975 hergestellt worden sein. Da die Tosui-Töpferei stets sehr produktiv war, sind die Schalen nicht
sonderlich rar und Stücke wie dieses sind noch zu recht moderaten Preisen erhältlich.
Die Schalenform ist rechteckig, nach oben leicht weiter werdend, mit einem nach außen gezogenen 1 cm breiten Rand und misst 13,7 x 9,6 x 4 cm. Oberhalb der 7 mm hohen Wolkenfüße befindet sich ein 4 mm schmales Band. Der dunkelbraune Ton ist fein schamottiert und matt. Alle vier Schalenwände weisen leicht geschweifte, vertiefte Bildspiegel auf, die mit einer weißen Glasur grundiert wurden. Auf der Vorder- und Rückseite ist auf die weiße Fläche in Brauntönen jeweils ein Drache aufgemalt, je einer in der Bewegung nach links und nach rechts. Auf den kurzen Seiten findet sich ein traditionelles Muster, ebenfalls in braun auf weiß ausgeführt.
Ein kleiner Nadelbaum mit verspielten Formen, oder auch ein eigenwilliges, knorriges Laubbäumchen könnte in diesem Gefäß gut zur Geltung kommen. (HvG)

 

186 Bonsai Schalenkunde