erschienen in BONSAI ART 083

Ligustrum – Liguster

Er gehört zur Familie der Oleaceae. Ligustrum vulgare, eine verbreitete Liguster-Art, wurde von Linné zum Ausgangspunkt einer neuen Gattung gemacht. Er wächst auch in Europa wild. In Deutschland findet man ihn vor allem in Randbereichen von Gehölzen und vor allem als Hecken. Er wächst auch in anderen Regionen Europas, im westlichen Asien bis nach Persien und auch im nördlichen Amerika wild. Zurzeit gehören zur Gattung Ligustrum an die fünfzig Arten, deren natürliche Verbreitung sich vom östlichen Asien bis nach Indien erstreckt.


Es handelt sich meistens eher um einen Busch als einen Baum, der eine Höhe von 3 bis 5 Metern erreicht und der ein besonders dichtes Zweigwerk ausbildet. Die Blätter können abfallend oder immergrün sein, sind gegenständig, einfach, mit kurzem Blattstängel, glattrandig und von mittlerer Größe. Die Blüten, in der Regel weiss und zweigeschlechtlich, sind Endrispen mit glockenförmigem Kelch und öffnen sich etwa im Juni. Die trichterförmige Blüte teilt sich in vier Lappen. Die Früchte sind beerenförmige Steinfrüchte mit jeweils ein bis vier Samen.
Zwei Gruppen der Gattung Ligustrum sind bedeutend. Bei der ersten Gruppe ist der Blütenstand behaart, wie bei Ligustrum ovalifolium, einer Pflanze japanischen Ursprungs, die 1844 in Europa eingeführt wurde. Die ovalen Blätter sind stumpf, bisweilen mit fleckigem Blattstängel. Die Art ist gekennzeichnet durch eine lange Winterruhe. Der Blütenstand bei der zweiten Gruppe, zu der verschiedene Spezies gehören, ist unbehaart: Die bekanntesten sind L. coriaceum, L. japonicum, L. lucidum und L. delavayanum. Letztere wurde im 20 Jh. aus China eingeführt.
Wie bereits erwähnt, ist bei uns die Rainweide heimisch (Ligustrum vulgare), auch gemeiner Liguster genannt. Sie hat leuchtend grüne Blätter, duftende Blüten, immer mit weißen Blütenrispen. Zu den Besonderheiten der Spezies gehört, dass die Blüten eine bedeutende Nahrungsquelle für die Bienen sind.
Der Liguster wird bekanntermaßen wegen der Schönheit seiner leuchtenden Blätter und der Leichtigkeit, mit der man ihn durch Beschneiden gestalten kann, besonders für die Anpflanzung dichter und breiter Hecken eingesetzt.


Der Liguster als Bonsai

Eine interessante Eigenschaft dieser Spezies ist ihre Rinde, die bereits bei relativ jungen Pflanzen attraktiv sein kann. Die sich feingliedrig und mit Leichtigkeit verdichtenden Zweige machen aus der Laub abwerfenden Spezies (Outdoor-Bonsai) selbst im Winter etwas besonders. Die zahlreichen Blüten sind klein, die Früchte verbleiben lange an den Zweigen, sind aber, da sie klein und dunkel sind, für das Interesse am Baum nicht vorrangig. Nach vielen Kulturjahren in der Schale bildet die Rinde feine Risse aus, die zusammen mit den zarten Blüten und dem reichen Blattwerk die Faszination der Spezies ausmachen.
Die Spezies für den Innenbereich (Indoor-Bonsai), die immergrün ist, wächst im Süden Chinas wild. Sie heißt Ligustrum sinensis und ihr natürliches Habitat zeichnet sich durch ein warmes Klima aus, so dass sie in den milden und kühleren Klimaten als Zimmerbonsai kultiviert wird.
Die für den Liguster geeignetsten Stilformen sind aufrecht und geneigt, auf dem Felsen, mit Doppel- und mit Mehrfachstamm, die Besenform und als Wald.


Vermehrung
Man findet den Liguster leicht als Hecke und auf dem Land verwildert und kann ihn durch Samen, Stecklinge oder Abmoosen vermehren. Die Aussaat erfolgt im Oktober. Man säubert die entnommenen Samen vom Fruchtfleisch und pflanzt sie in eine Mischung aus Sand und Torf zu gleichen Teilen. Im folgenden Frühling treiben die Samen aus, das Samenbeet muss im Winter allerdings vor Frost geschützt werden. Die beste Jahreszeit, um aus dem Liguster Stecklinge zu machen, ist das Frühjahr, wofür man die Zweige aus dem vorherigen Jahr verwendet.
Das Abmoosen erfolgt, wenn Temperatur und Luftfeuchtigkeit hoch sind. Der Zeitraum zwischen Mai und Juni ist ideal. Der Eingriff ist klassisch: Einschneiden der Rinde und der darunter liegenden Saftgefäße, so dass man einen Rindenring von einer Breite entfernen kann, der ungefähr dem Durchmesser des Baums entspricht. Danach bedeckt man den Bereich mit befeuchtetem Moos und umwickelt das Ganze mit dunkler Plastikfolie. Nach einigen Monaten wachsen die kleinen neuen Wurzeln aus dem entrindeten Bereich heraus.
Für das Ausgraben in der Natur ist der Frühling noch vor dem Herbst besonders geeignet, während von den anderen Jahreszeiten abzuraten ist. Den größten Erfolg wird man auf jeden Fall haben, wenn man die Pflanzen im Frühling entnimmt, weil der von der Pflanze gespeicherte Saft dabei hilft, den kritischen Zeitraum nach der Entnahme zu überstehen.

Standort
Was die chinesischen Spezies angeht, so müssen diese in den langen Monaten im Innenbereich an einen von Licht durchfluteten Standort nicht weiter als einen Meter vom Fenster entfernt gebracht werden, wobei sich die Temperatur zwischen 15° und 23° C bewegen sollte. Vom Mai bis September wird die Pflanze in den Halbschatten nach draußen gestellt.
Die Spezies, die für draußen geeignet sind, sind robuster und leiden deshalb auch unter niedrigen Temperaturen nicht. Ratsam ist allerdings, sie in den wärmsten Sommermonaten vor direkter Sonneneinstrahlung und im Winter vor längeren Frostperioden mit sehr kalten Temperaturen zu schützen.

Gießen
Das Gießen sollte reichlich ausfallen und regelmäßig erfolgen, sobald der Boden zwischen zweimal Gießen trocken wird. Die Pflanze mag keine Staunässe, weshalb immer auf eine gute Drainage zu achten ist. Bei zu viel Wasser werden die Blätterspitzen schwarz und die Blätter fallen nach und nach ab. Natürlich schadet auch Wassermangel, der bei Ligustern zu den häufigsten Todesursachen zählt. Man darf nicht vergessen, dass Ligustrum in der Schale in kurzer Zeit eine große Anzahl kleiner Wurzeln bildet, die den Boden beanspruchen und zu schneller Zersetzung beitragen.

Beschneiden
Die Spezies für den Außenbereich wird im Winter, wenn sie kahl ist und die Details besser sichtbar sind, in der Spitze und an den kräftigen Ästen gelichtet, um die inneren und schwächeren Zweige zu stärken. Im Laufe der Wachstumsperiode bis Ende August können die Zweige jederzeit beschnitten werden. Soll der Eingriff an dicken Ästen durchgeführt werden, sollte dies gegen Ende des Frühjahrs bzw. im Sommer erfolgen, wobei die Wunden mit Wundverschlusspaste bestrichen werden müssen, damit kein Saft fließt. Um den Wundverschluss zusätzlich zu fördern, müssen Scheren und Werkzeuge gut geschliffen und desinfiziert sein. Was die Wundverschlusspaste betrifft, so hat sich die japanische, mit Hormonen angereicherte Paste bewährt. Spezies für den Indoorbereich können das ganze Jahr über beschnitten werden.

Drahten
Gedrahtet wird nur da, wo dies unverzichtbar erscheint, denn der Liguster wirkt natürlicher, wenn er ausschließlich durch Beschneiden gestaltet wird. Die von Saft durchströmten Zweige und Triebe können das ganze Jahr über problemlos gedrahtet werden. Um die Rinde nicht zu verletzen, muss der Draht, noch bevor er einschneiden kann, entfernt werden.

Pinzieren
Besondere Bedeutung bei der Kultur eines Liguster hat das Pinzieren der zarten Triebe. Bis die Zweige nicht eine gewisse Dichte erreicht haben, pinziert man nach dem ersten Austrieb einmal im Monat und lässt nur eine Knospe/Blatt stehen, wobei dieser Arbeitsgang drei- bis viermal bis Mitte September wiederholt wird. Nach dieser Arbeit ist natürlich das Wachstum der Blütenknospen gebremst. Da es sich allerdings um eine Spezies handelt, die leicht blüht, kann sich trotzdem die eine oder andere Blüte bilden. Pinzieren ist gerade dann unverzichtbar, wenn es sich um eine Pflanze in der Verfeinerungsphase handelt.
Nach Abschluss der Gestaltung der Äste werden die Triebe nicht mehr so kräftig wachsen, weshalb dann weniger und nur an die Zweigen pinziert, die zu stark wachsen. Bei den Bäumen, die blühen sollen, entfällt das Pinzieren und man verschiebt jegliches gestalterische oder das Wachstum beschränkende Beschneiden in den Herbst. Alternativ dazu lässt man lediglich einige Triebe wachsen, die im Juni dann weiße, duftende Blüten tragen, wobei danach alle anderen entfernt werden. Nach der Blüte kann das Beschneiden aggressiver ausfallen, in der Zwischenzeit wird der zweite Austrieb noch vor dem Herbst pinziert.

Umpflanzen
Da es sich um eine vitale und schnell wachsende Spezies handelt, müssen die jungen Bäume jährlich und die reiferen alle zwei Jahre umgepflanzt werden. Ein weiteres positives Merkmal dieser Spezies ist die stark ausgeprägte Tendenz des Wurzelapparates, nach Entfernen der dicken Wurzeln eine große Anzahl kleiner zu bilden. Beim Umpflanzen wird der gesamte alte Boden und zwei Drittel der Wurzeln entfernt und damit genügend Platz für neue Erde geschaffen. Das für diese Spezies am besten geeignete Substrat besteht aus 80% Akadama, 10% grobkörnigem Sand und 10% Universalerde. Der ideale Zeitpunkt für das Umpflanzen hängt von der jeweiligen Spezies ab: Spezies, die draußen stehen, bei denen es sich um Pflanzen handelt, die eher früh austreiben, können bereits gegen Ende Februar umgepflanzt werden. Die Spezies für den Indoorbereich werden dagegen im späteren Frühjahr, April bis Mai, umgepflanzt.

Düngen
Das Düngen des Liguster ist von außerordentlicher Bedeutung, da er eine Blütenpflanze ist. Es erfolgt unter reichlicher Gabe organischen Flüssigdüngers bei Wiedereinsetzen des Wachstums im März oder April. Vom Mai bis September gibt man langsam zersetzenden mit Phosphat und Kalium angereichertem Dünger den Vorzug, während im Juli und August nicht gedüngt wird. Nach dem Umpflanzen sollte man im Abstand von jeweils vier Wochen, um das Wurzelwachstum anzuregen, flüssigen organischen Mineraldünger einsetzen.

Krankheiten
In der Wachstumsperiode kann der Liguster von bohrenden Insektenlarven befallen werden, die lange Gänge in die Blätter graben und so für die Ausbildung schwarzer oder bläulicher Flecken sorgen. Andere Parasiten, die Ligustrum schaden könnten, sind Thripse. In beiden Fällen sollte mit systemischen Parasitenbekämpfungsmitteln vorgegangen werden. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Pflanze bei richtiger Pflege kaum von Insekten, Milben oder Pilzen angegriffen wird.