Juniperus, was übersetzt etwa grob oder rau bedeutet, bezeichnete zunächst nur eine einzige Spezies, wurde dann nach und nach jedoch der Name einer Gattung, die zur Familie der Cupressaceae gehört. Zurzeit werden dieser rund siebzig Spezies zugerechnet, die weit über die Regionen der nördlichen Hemisphäre in kalten und milden Klimaten verbreitet sind. In Europa ist der Gemeine oder Heidewacholder (Juniperus communis) in Höhen zwischen 100 und 3500 Metern verbreitet; in Südeuropa wachsen Juniperus oxycedrus und J. sabina wild.
Es handelt sich um harzhaltige, immergrüne Bäume oder Sträucher, deren Zweige in alle Richtungen wachsen. Die Blätter sind nadel- oder schuppenförmig; nadelförmige Blätter bilden auch die jungen Triebe der Schuppenwacholder, die schuppenförmigen überwiegen dann bei den erwachsenen Pflanzen. Wacholder sind meistens zweihäusig, nur selten einhäusig. Die gelblichen Fruchtzapfen haben eine Vielzahl von Staubblättern, von denen jedes an die 4 bis 6 Pollensäcke trägt. Die Frucht ist fleischig und wird als Beere bezeichnet.
Wirtschaftlich gesehen spielt der Wacholder keine wichtige Rolle in der Holzproduktion, dies vor allem wegen des langsamen Wachstums seines Holzes. Auch die charakteristisch gebogene Form seines Stammes beschränkt das forstwirtschaftliche Interesse. Viel wichtiger ist dagegen der Nutzen für den Weinbau. Die Früchte einiger Arten, vor allem des Gemeinen Wacholders, werden für die Herstellung von Branntwein genutzt, das berühmteste Beispiel ist der Gin. Von je her wird die Frucht auch als Aromastoff für Nahrungsmittel verwendet. Häufig wird sie auch in der Medizin gebraucht, denn die Beeren haben eine harntreibende und abführende Wirkung, außerdem sind sie hervorragend für die Verdauung geeignet und stimulieren das Nervensystem. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Wacholder schon seit langer Zeit wegen ihrer großen Anpassungsfähigkeit an verschiedene Bodentypen und Klimabedingungen auch als Gartenpflanzen verwendet werden.
Der Wacholder als Bonsai
In der Bonsaikunst gehören die Wacholder sicherlich zu den am häufigsten verwendeten Pflanzen. In Japan und in China bilden Igelwacholder (Juniperus rigida) und Chin. Wacholder (Juniperus chinensis) geradezu eigenständige Gruppen auf Ausstellungen und in den Sammlungen, sowohl wegen der großen Anzahl ausgestellter Exemplare, als auch wegen der Schönheit, die sie auszeichnet. Auch bei uns sind sie besonders verbreitet, denn wegen ihrer Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Bedingungen sind sie ideale Pflanzen für die Bonsaikultur. Sie reagieren positiv auf fast alle Techniken, auch auf solche, die mit der Bearbeitung von Totholz zu tun haben. Diese verleiht den Bäumen einen kräftigen und suggestiven Charakter. Wegen ihres langsamen Wachstums werden hochwertige Ergebnisse erst mit der Zeit sichtbar. Folgt man aber den Kultivierungsregeln und wendet die Techniken richtig an, gelingen Exemplare außerordentlicher Qualität.
Vermehrung
Für die Vermehrung des Wacholders können fast alle gemeinhin bekannten Methoden verwendet werden, darunter die Vermehrung durch Aussähen, Stecklinge, Abmoosen, Veredeln und Ausgraben in der Natur (in Deutschland stehen Wacholder unter Naturschutz!). Den Samen verwendet man in der Regel nur für die Vermehrung der Arten, wobei die reifen Früchte im Winter gesammelt werden, um sie dann an einem kühlen und belüfteten Ort zu trocknen. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr, wobei das Saatbeet immer ausreichend feucht gehalten werden muss, um dass Auskeimen zu begünstigen, das in der Regel nach 5 oder 6 Wochen erfolgt.
Als Stecklinge werden junge Zweige verwendet, wobei die Triebe am unteren Teil angeschnitten und gekürzt werden. Nachdem sie soweit vorbereitet sind, werden die Stecklinge in 5 bis 10 cm hohe Schalen in eine Erdmischung aus Akadama, Flusssand und Komposterde gepflanzt. Schließlich wird die Oberfläche mit Moos abgedeckt und sorgfältig gegossen. Der ideale Standort ist im Schatten vor Wind geschützt, aber durchaus mit Morgensonne; die Schalen sollten leicht geneigt stehen, damit Wasser gut ablaufen kann. Der beste Zeitpunkt für diese Vermehrungsmethode liegt zwischen Ende Juli und Ende August. Nach der Wurzelbildung können die Stecklinge zwischen April und Mai des darauf folgenden Jahres getrennt in einzelne Töpfe gesetzt werden. Sobald das neue Wachstum sprießt, beginnt das Düngen, das über den gesamten Wachstumszeitraum erfolgt.
Wacholder lassen sich auch gut durch Abmoosen vermehren, sowohl über der Erde, als auch im Boden. Beide Methoden sind eher einfach und schnell, sie sollten im späten Frühjahr durchgeführt werden. Pflanzen mit schwieriger Wurzelbildung werden in den Monaten Februar und März durch Pfropfen vermehrt, wobei die Trägerpflanze einen Durchmesser von 0,5 cm haben und zum Zeitpunkt des Pfropfens gut verwurzelt sein sollte. Für das Pfropfen werden diesjährige Zweige verwendet, deren Durchmesser dem der Trägerpflanze entspricht.
Viel schwieriger ist dagegen das Ausgraben in der Natur, nicht nur weil die Wacholder langsam aus unserer Bergwelt verschwinden. Sie gehören heute zu den geschützten Arten und können nur mit vorheriger Erlaubnis ausgegraben werden. Findet man nach Erlangung der benötigten Genehmigungen eine Pflanze, die geeignet ist, ausgegraben zu werden, muss man noch berücksichtigen, dass die für diese Arbeit geeigneten Monate März, April und August sind. Eine aufwändige Pflege (hohe Luftfeuchtigkeit) im ersten Jahr nach dem Ausgraben ist zumindest bei älteren Exemplaren Voraussetzung für ein Überleben.
Standort
Ihr idealer Standort liegt, wie man sich leicht vorstellen kann, draußen, an einem sonnigen und gut gelüfteten Platz. Sie müssen nur vor übermäßiger Hitze und intensiver Kälte geschützt werden. Diese Pflanzen werden kaum Probleme aus atmosphärischen Gründen bereiten, denn in der Natur wachsen sie auch in besonders unwegsamen Regionen, wo sie den unwirtlichsten Bedingungen ausgesetzt sind; so ausgesetzt, tritt ihr starker und reifer Charakter umso stärker hervor.
Gießen
Der Boden muss immer leicht feucht sein, ohne übermäßig zu gießen, noch Wassermangel entstehen zu lassen. Hilfreich ist außerdem, den Baum täglich an Nadeln und Zweigen zu besprühen, vorzugsweise in den ersten Stunden des Tages. Man sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass sie in der Natur auf fast trockenen Böden leben, denn Wacholder brauchen immer eine gewisse Feuchtigkeit, um gut zu wachsen.
Beschneiden
Zwei verschiedene Arten des Beschneidens müssen unterschieden werden: der Gestaltungs- und der Erhaltungsschnitt. Im ersten Fall dient das Beschneiden dazu, das gesamte unerwünschte Wachstum zu entfernen, um eine harmonische Entwicklung und ein harmonisches Gleichgewicht der verschiedenen Pflanzenbereiche auf der Grundlage der angestrebten Form zu erreichen (Strukturierung). Der starke Rückschnitt der Hauptäste kann während der Monate der Vegetationsruhe erfolgen, besonders zwischen Februar und März im dritten oder vierten Jahr des Lebens der Pflanze. Dem drastischen Rückschnitt ist aber das graduale, fortschreitende Beschneiden vorzuziehen. Zunächst werden die Äste soweit möglich zurückgeschnitten, wobei immer eine ausreichende Anzahl gesunder und kräftiger Triebe stehen bleiben sollte. Um einen Ast zu entfernen, lässt man in der Regel verschiedene Triebe an der Spitze sowie einen nahe beim Stamm wachsen, die anderen werden zurückgeschnitten oder entfernt. Während sich das ausgewählte Zweigwerk entwickelt, wird das Wachstum der Zweige an der Spitze begrenzt und das am Ansatz gefördert. Sobald Triebe am Ansatz einen ansprechenden Reifegrad erreicht haben, wird der Rest des Astes entfernt.
Der Erhaltungsschnitt an einem gut gestalteten Wacholder besteht hauptsächlich im Entfernen aller Triebe, die aus dem Stamm wachsen, und im Kürzen derer, die an den Hauptästen entstehen. Soll ein Teil der Pflanze verjüngt werden, bleiben einer oder mehrere Triebe erhalten.
Drahten
Der Gestaltungsprozess wird durch das Drahten vervollständigt, das mit Aluminiumdraht oder, wenn man über eine gewisse Erfahrung verfügt, mit Kupferdraht erfolgt. Ist ein Ast zu steif, ist es besser, für Schutz zu sorgen, indem man den Ast, der geformt werden soll, vorher mit feuchtem Raffiabast umwickelt. Der für diese Arbeit geeignete Zeitraum reicht vom Herbst bis in den Winter (von Oktober bis Februar). Man kann den Draht lange an der Pflanze belassen, muss ihn aber sofort entfernen, wenn er sich in die Rinde einzuschneiden beginnt, damit keine unschönen Verdickungen entstehen.
Pinzieren
Wacholder wachsen durchgehend vom Beginn des Frühjahrs bis in den Herbst, weshalb ausgereifte Exemplare während des gesamten Wachstumszeitraums pinziert werden können. Man nimmt die Wachstumsbüschel einzeln zwischen die Finger und bricht vorsichtig die neuen Schuppen, die fächerförmig aus dem Profil austreten, heraus. Dieses Pinzieren fördert die Entwicklung seitlicher Triebe, weshalb die gleiche Arbeit mehrmals in der Saison wiederholt wird. Indem man die Kraft des Baumes nach innen lenkt, entwickeln die Etagen in kurzer Zeit dichten Bewuchs.
Nach drastischem Beschneiden des Laubes oder nach dem Drahten kann der Baum Blätter in Nadelform hervorbringen. Entfernt man diese Nadeltriebe nicht, entwickelt der Baum wieder sein Schuppenlaub. Dann folgt man dem normalen Rhythmus, solange sich keine neuen nadelförmigen Triebe bilden.
Was die Nadelwacholder betrifft, so pinziert man die gesamte Wachstumsperiode über durch Auszupfen der Spitze des neuen Triebs mit den Fingerspitzen.
Umpflanzen
Der ideale Zeitpunkt für das Umpflanzen der Wacholder ist im Frühjahr, wenn die Knospen anzuschwellen beginnen. Junge Pflanzen, die sich in der Wachstumsphase befinden, werden alle zwei Jahre umgepflanzt, die bereits gestalteten alle vier bis fünf Jahre. Bei beiden muss man beim Beschneiden der feinen Wurzeln sehr vorsichtig sein, damit ihre Entwicklung, die besonders wichtig ist, nicht aufs Spiel gesetzt wird. Akadama ist sicherlich das am besten geeignete Substrat für diese Spezies.
Düngen
Besonders die jungen und die sich in der Entwicklung befindlichen Exemplare müssen während der Wachstumszeit reichlich gedüngt werden. Zu empfehlen ist organischer sich langsam zersetzender Dünger, der im Substrat über die gesamte notwendige Zeit einen konstanten Nährstoffspiegel aufrecht hält. Bei hohen sommerlichen Temperaturen muss auf das Düngen verzichtet werden.
Krankheiten
Wacholder sind normalerweise kräftige Pflanzen, die nicht besonders unter Parasiten leiden. Besonders achten sollte man auf Blatt- und Schildläuse sowie die Spinnmilbe, denen man durch einen optimalen, hellen und belüfteten Standort und häufiges Besprühen des Grüns vorbeugen kann. Als überaus schädlich sind die Rostpilze (z.B. Birnengitterrost) anzusehen, für deren Vermehrung Wacholder die Zwischenwirte darstellen. Ist ein Wacholder befallen, ist er kaum zu retten.