erschienen in BONSAI ART 74

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Zu den zahlreichen Arten, aus denen die Familie der Rubiaceae besteht, gehört auch die Gardenie, die für die ungewöhnliche Intensität ihres Duftes berühmt ist, den ihre weißen Blüten verströmen. Zusammen mit der Kamelie nimmt die Gardenie in Südeuropa den ersten Rang in der Blumenkultur ein. Das Klima dort, das sehr dem in jenen ostasiatischen Ländern ähnelt (östliches Indien, China, Japan), aus denen die erste kultivierte Spezies kam (Gardenia augusta, früher G. jasminoides), erlaubt über weite Teile des Jahres die Kultivierung im Freien.


Die alte lateinische Bezeichnung war sehr willkürlich, denn die Gardenie hat mit dem Jasmin nichts zu tun, dessen Ähnlichkeit allenfalls auf den intensiven Duft der Blüten zurückzuführen ist. Die Art Gardenia, benannt nach Alexander Garden, Doktor der Medizin in Charleston und einer der botanischen Berichterstatter Linées, umfasst zurzeit etwa sechzig Spezies, von denen aber nur sehr wenige von Bedeutung sind. Der Nachweis dieser Art in der Systematik ist rund zweihundert Jahre alt, zum ersten Mal wird sie in den Botanikbüchern um 1753 erwähnt und ist seit ebenfalls zweihundert Jahren in den europäischen Gärten präsent.
Morphologisch sind die Gardenien Strauchgewächse oder kleine Bäume, oft mit immergrünen Blättern, seltener mit halbdauerhaften Blättern. Unbehaart oder haarig, manchmal filzig, haben sie gegenständige Blätter, die zum Teil in Wirteln (rund um den Zweig) verwachsen sind. Sie bringen lange, achsel- und einzelständige oder einzel- und endständige Blüten hervor. Die Farbe ist bei einigen Spezies weiß, bei anderen gelb oder gelblich. Sie verfügen über einen eiförmigen Blütenkelch. Die Blüte hat fünf bis neun geöffnete, gebogene oder gewundene Blütenblätter. Sie öffnet sich zwischen Juni und August. Die fünf bis neun Staubblätter wiederholen die Anzahl der Blütenblätter. Bei der wichtigsten Spezies, der Gardenia augusta, ist das Blattwerk dicht, immergrün und die Blüten sind einfach oder gefüllt, wohlriechend mit Blütenblättern von wachsartiger Konsistenz. Die Sträucher erreichen eine Höhe von bis zu 2 Metern.

Die Gardenie als Bonsai

Diese Pflanze ist in Japan als Bonsai sehr verbreitet und wird vor allem wegen ihrer prächtigen Blüte geschätzt. Sie ist eine edle Pflanze mit glänzenden Blättern und stark duftenden einfachen oder gefüllten Blüten. Die Gardenien blühen im Sommer und die Blüten entwickeln sich an den Enden der neuen Triebe. Gardenia augusta hat dicke, rundovale Blätter und bringt im Herbst manchmal gelborangene Früchte hervor. Die Varietät fortunei mit Doppelblüte bringt keine Früchte hervor, dafür ist die Blüte aber umso spektakulärer.
Die Spezies bereitet sicher viel Freude, aber als Bonsai gezogen ist sie doch sehr anspruchsvoll. Sie benötigt eine ausdauernde und richtige Kultivierung, um sie zur Blüte zu bringen. Der bei der Gardenia am meisten verwendete Stil ist die Mehrfachstammform, denn für einen dicken Einzelstamm braucht es viele Jahre.

Vermehrung
Gardenia kann über Stecklinge aus grünem Holz im Frühjahr oder mit halbreifem Holz im Sommer oder über Abmoosen nach der Blüte vermehrt werden. Was die Stecklingsvermehrung angeht, so wird eine Erdmischung aus Torf und Sand zu gleichen Teilen vorbereitet. Möchte man viele Stecklinge pflanzen, ist der beste Behälter sicherlich ein Holz- oder Styroporkasten, bei wenigen Setzlingen kann man eine niedrige und lange Anzuchtschale verwenden, beide sollten mit Dränagelöchern versehen sein. Sobald das Beet mit einer guten Dränageschicht auf dem Boden vorbereitet ist, werden die Stecklinge von der Mutterpflanze genommen. Dabei werden Triebe von 8 -10 cm Länge abgeschnitten, die keine langen Internodien aufweisen sollten. Bevor die Stecklinge eingepflanzt werden, führt man am Ansatz einen Schnitt von 45° aus, auf den Wurzelhormone aufgebracht werden. Danach wird in das Substrat ein Loch vorgebohrt und die Pflanze gesteckt. Der ideale Standort für den Kasten ist auf einer Bodenheizung, ohne Zugluft ausgesetzt zu sein. Der Boden trocknet dann sehr schnell aus, weshalb aufmerksam unter Beachtung der Bedürfnisse der Pflanze gegossen werden muss. Das Substrat darf nie mit Wasser gesättigt sein.
Bis sich neue Blätter bilden, die anzeigen, dass die Stecklinge gewurzelt haben sollte häufig mit dem Zerstäuber gearbeitet werden. Sind die Bedingungen gut, schlagen die Stecklinge in 3-4 Wochen Wurzeln. Nachdem sich die Wurzeln gebildet haben, wird alle 8-10 Tage mit dem entsprechenden Flüssigprodukt gedüngt. Nach Ablauf einiger Monate sind die kleinen Pflänzchen kräftig genug, um in Einzelschalen verpflanzt zu werden. Im nächsten Frühling kann dann mit dem Gestalten durch Beschneiden begonnen werden.
Die Gardenie kann auch durch Einschnüren oder Ringeln erfolgreich abgemoost werden. Beim Abmoosen durch Einschnüren ist die Vorgehensweise sehr einfach. Mit einem Stift wird der Bereich gekennzeichnet, in dem die Wurzelbildung erfolgen soll. Der Linie folgend wird mit einem sehr scharfen und desinfizierten Messer eine Kerbe angelegt. Diese Kerbe muss in ihrer Breite der Stärke des Aluminiumsdrahts entsprechen, der eingelegt wird. Sie darf höchstens ein wenig kleiner sein. Dann wird der Draht tief eingelegt und verdrillt.
Für das Abmoosen durch Ringeln muss ein Rindenring am Stamm oder an einem Ast entfernt werden. Mit einem Stift wird die Linie in dem Bereich des Baums gezogen, in dem neue Wurzeln benötigt werden. Mit dem Stift wird unter dieser eine weitere Linie in einem Abstand gezogen, der dem Eineinhalbfachen des Durchmessers des bearbeiteten Astes oder Stammes entspricht. Der von den beiden Linien beschriebene Bereich wird dann mit zwei horizontalen Einschnitten entrindet, die tiefer als das Kambium reichen müssen. Beide Techniken des Abmoosens erfordern danach die Behandlung mit Wurzelhormonen und werden danach mit Moos zugedeckt. Eine an den Enden festgebundene Plastikfolie verhindert das Austrocknen und Abfallen des Mooses. Der abgemooste Teil wird erst dann von der Mutterpflanze getrennt, wenn sich ausreichend Wurzeln gebildet haben.

Standort
Vom Mai bis September wird sie nach draußen an einen hellen und gut belüfteten Standort gestellt. Im Hochsommer sollte direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden. Im Winter steht sie am besten an einem hellen und frischen Standort bei einer Temperatur, die 10°C nicht unterschreiten sollte. Für die Blüte ist eine besondere Pflege notwendig, für die Bildung der kleinen Knospen muss die Temperatur tagsüber die Nachttemperatur um 10 °C betragen. Damit die Blüte aber möglichst lange auf der Pflanze verbleibt, dürfen die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht nicht größer als 5°C sein. Bei uns müssen Gardenien wie sogenannte Indoor-Bonsai kultiviert werden, weil sie eine Mindesttemperatur von 10-12 Grad benötigen.

Gießen
Da die Gardenie eine Moorbeetpflanze ist, sollte zum Gießen entkalktes Wasser verwendet werden. Zwischen Frühling und Sommer muss reichlich gegossen werden, wobei man den Boden leicht antrocknen lässt. Im Winter wird dagegen nur mäßig Wasser zugeführt, um Staunässe zu vermeiden. Der Gardenie bekommt das häufige Einsprühen der Blätter gut. Achtung! Da diese Spezies im Sommer sehr viel Wasser verbraucht, muss, um die Lebenskraft zu erhalten, unter Umständen bis zu dreimal am Tag gegossen werden.

Beschneiden
Der starke Astschnitt erfolgt zwischen Mai und Juni, wobei die Schnitte mit Baumwachs geschützt werden. Nach der Blüte muss ausgelichtet werden, dabei werden vor allem die kräftigeren Zweige gekürzt.Der starke Astschnitt erfolgt zwischen Mai und Juni, wobei die Schnitte mit Baumwachs geschützt werden. Nach der Blüte muss ausgelichtet werden, dabei werden vor allem die kräftigeren Zweige gekürzt.

Drahten
In den Monaten Mai/Juni kann gedrahtet werden, weil die Zweige zu diesem Zeitpunkt sehr biegsam sind und kaum Gefahr besteht, dass sie brechen. Um die Pflanze so wenig wie möglich zu schädigen, sollten nur die verholzten Zweige und Triebe gedrahtet und der Draht zuvor mit Kreppklebeband umwickelt werden.

Pinzieren
Pinziert man das neue Wachstum an allen Zweigenden gegen Ende Mai, kann es auch zur Blütenbildung am Ansatz der Zweige kommen. Um die Silhouette des Baumes zu korrigieren, werden die Zweige während der sommerlichen Wachstumsperiode bis auf zwei Knoten gekürzt.

Umpflanzen
Das Umpflanzen erfolgt im späten Frühjahr, bevor sich die Blütenknospen bilden, alle 2-3 Jahre, wobei die Wurzeln um wenigsten 1/3 ihrer Länge beschnitten werden. Pfahlwurzeln werden entfernt und der gesamte Wurzelapparat so beschnitten, dass auch die feinen Wurzeln nicht zu lang sind, weil sie sonst zu Fäulnisbildung neigen. Der für diese Spezies am besten geeignete Boden besteht zu 100% aus Kanuma, wie er für Moorbeetpflanzen typischerweise verwendet wird. Er zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, Wasser gut aufzunehmen. Nach dem Umpflanzen sollten die Blätter häufig eingesprüht und der Boden nur dann gegossen werden, wenn er oberflächlich gut abgetrocknet ist.

Düngen
Da Gardenien reichlich Dünger mögen, sollte während der gesamten Wachstumsperiode von April bis Oktober mit sich langsam zersetzendem, organischen Dünger gedüngt werden. Während der Blüte muss die Zufuhr unbedingt eingestellt werden, damit diese nicht abfallen.

Krankheiten
Diese Spezies ist besonders sensibel, was den Befall von Schild- und Blattläusen angeht, von denen oft auch der Wurzelapparat angegriffen wird. Die Kontrollen im Hinblick auf Pflanzenkrankheiten müssen also sorgfältig auch an den Wurzeln durchgeführt werden, um sich zu vergewissern, dass in ihnen keine gefährlichen Parasiten nisten. Im Unterschied zu anderen Spezies können diese den Baum schwer schädigen und im schlimmsten Fall sogar abtöten. Ein Tipp: Die Blätter verlieren an Glanz und die Blüten fallen ab, wenn die Pflanze zu trocken gehalten wird oder in einem Bereich steht, der nicht ausreichend hell ist.