erschienen in BONSAI ART

Morus – Maulbeerbaum

Der Maulbeerbaum vertritt die gesamte Gattung der Moraceae. Zwei Spezies gehören dazu, die eng mit der Geschichte der Seitenraupe und der Seide verflochten sind: Morus nigra und der Morus alba. Es handelt sich natürlich nicht um die beiden einzigen beiden Spezies der Art, die ziemlich weitläufig ist, aber die anderen haben mit diesen beiden verglichen eine eher marginale Bedeutung. In Italien ist der Schwarze Maulbeerbaum (Morus nigra) vermutlich schon seit uralter Zeit vertreten, während der Weiße Maulbeerbaum (Morus alba) seit 1434 nachgewiesen ist.

Er wurde von Bonvicini eingeführt, nachdem er ihn im Orient in Zusammenhang mit der Zucht der Seidenraupe gesehen hatte. Man vermutet, dass Morus alba aus dem Fernen Orient stammt, weil er in China schon seit Tausenden von Jahren bekannt ist. Es gibt Vermutungen, dass er bereits um 4000 v. Chr. kultiviert worden ist. Deshalb betrachtet man China und die angrenzenden Länder Südostasiens, Japan eingeschlossen, als die Gebiete, aus denen diese faszinierende Spezies stammt. Unter den gesicherten Angaben bezüglich der Einführung von Morus alba gibt es eine, die sich auf das 6. Jh. nach Chr. bezieht, als unter Justinian einige Mönche die Samen der -Seidenbeere“ in Konstantinopel bekannt machten. Seitdem hat sich die Spezies nach Westen verbreitet. In jüngerer Zeit hat Morus alba Morus nigra wegen ihrer höheren Produktivität weitgehend ersetzt. Heute droht Morus alba in Europa nach und nach zu verschwinden, denn die Verbreitung synthetischer Materialien lässt die Seidenproduktion hier allenfalls noch ein Schattendasein führen.
Die aus Persien oder Armenien stammende Morus nigra wurde in allen mediterranen Regionen kultiviert. Der Schwarze Maulbeerbaum (Morus nigra) kann bis zu 15 m hoch werden, hat eine graugelbliche Rinde und eine weite Krone. Die Blätter sind herzförmig, oval, ledern, rau und gezahnt. Die Blüten bilden kätzchenartige Blütenstände aus. Die Früchte, die Maulbeeren, glänzen schwarz und haben einen süßsauren Geschmack. Was die morphologischen Merkmale von Morus alba betrifft, so handelt es sich meist um baumartige Pflanzen ohne Dornen, mit herzförmigen, ovalen Blättern und gesägten Rändern, die in der Natur eine Höhe von 15-20 Metern erreichen können. Die Frucht ist auch eine Beere, aber mit einer schmutzigweißen Färbung. Beide Spezies haben zwittrige oder durch Verkümmerung eingeschlechtliche Blüten, die sich in kleinen, hängenden Blütenähren vereinen. In Italien ist die Kultur der Maulbeere in der Lombardei, im Piemont und im Veneto verbreitet, aber wegen der Einführung der Kunstfasern gibt es heutzutage nur noch in Friaul, Südtirol und in den Abruzzen Maulbeerenhaine.

Der Maulbeerbaum als Bonsai

In der Bonsaikultur schaffen der massive Stamm, die borkige Rinde und die gezahnten Blätter interessante Kombinationen unterschiedlicher Formen und Strukturen. Die Pflanze ist sehr robust und von außerordentlicher Vitalität, was die erfolgreiche Anwendung fast aller Bonsaitechniken erlaubt. Besonders auf das drastische Beschneiden reagiert Morus mit starkem Austrieb. Diese Spezies ist einfach zu kultivieren, bereitet daher viel Freude braucht aber Winterschutz. Morus ist für alle Stilformen geeignet.

Vermehrung
Der Maulbeerbaum kann über Samen, Stecklinge und durch Abmoosen vermehrt werden. Aus Samen erhält man gut gestaltete und robuste Pflanzen. Das Aussähen erfolgt im Frühling, Anfang Mai, mit den Samen aus dem vorangegangenen Jahr in ein Mischung aus 50% Torferde und 50% Sand. Der Saatkasten muss gut belüftet und leicht von der Sonne beschienen sein. Das Auskeimen erfolgt schnell, oft schon nach 2-3 Wochen, aber bis die kleinen Pflanzen nach Entfernen der Pfahlwurzel in einzelne Zuchtschalen gesetzt werden können, dauert es noch bis zum folgenden Jahr.
Über Stecklinge können alle Merkmale der Mutterpflanze getreu reproduziert werden, aber leider gelingt es nicht so leicht, ein gut entwickeltes Wurzelsystem zu erhalten, außerdem kann Wurzelfäule entstehen. Im Sommer werden ungefähr 8-10 cm lange Stecklinge aus grünem Holz verwendet, bei denen alle Blätter außer den letzten zweien entfernt werden.
Der für das Abmoosen der Morus beste Zeitpunkt reicht von Anfang Mai bis Ende Juni. Es kann sowohl direkt am Stamm, als auch an einem interessanten Ast vorgenommen werden. An dem für die Wurzelbildung bestimmten Punkt werden zwei parallele Schnitte vorgenommen, die dem Umfang des Stamms oder Astes folgen. Wichtig ist, dass die Schnitte die Saftbahnen vollständig durchtrennen und so den Saftfluss Richtung Wurzeln unterbrechen. Der Abstand zwischen den Schnitten muss ungefähr der Dicke des abgemoosten Stammes oder Astes entsprechen. Nachdem die Schnitte ausgeführt worden sind, wird der Rindenring entfernt. Danach wird der entrindete Bereich mit Bewurzelungshormonen eingepudert und mit feuchtem Moos bedeckt. Eine an beiden Enden festgebundene Plastikfolie hält das Moos vor Ort und verhindert sein Austrocknen und Zerbröseln. Nach einigen Monaten sprießen die neuen Wurzeln und im darauf folgenden Frühling oder Herbst kann das abgemooste Teil von der Mutterpflanze getrennt werden. Wenn das abgemooste Teil ausreichend Wurzeln entwickelt hat, werden die zu langen Äste und Zweige beschnitten und nur zwei bis vier Blätter stehen gelassen. Nach dem Eintopfen wird der Baum vor Wind und direkter sommerlicher Sonneneinstrahlung geschützt.

Standort
Diese Spezies ist sowohl gegenüber Wärme als auch gegenüber leichten Frösten unempfindlich. Der ideale Standort ist das ganze Jahr über, außer während der wärmsten Monate im Juli und August, wenn sie in den Halbschatten gestellt werden muss, mitten in der Sonne an einem gut belüfteten Ort. Da sie auch zu kaltes Klima nicht verträgt, müssen im Winter besonderen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Am besten man überwintert sie, wie alle mediterranen Pflanzen in einem Kalthaus.

Gießen
Der Wasserverbrauch der Maulbeere ist groß, weshalb man das Gießen nicht vernachlässigen darf. Es sollte nie an Wasser fehlen, vor allem in der Zeit der Blüten- und Fruchtbildung. Diese fallen sonst schnell ab, was die Fruchtbildung natürlich gefährdet. Die Blüten dürfen nicht benetzt werden, die Brause ist also nur auf das Substrat zu richten.

Beschneiden
Die jungen Exemplare wachsen schnell und kräftig, weshalb das richtige Beschneiden für die Kontrolle des Wachstums besonders wichtig ist. Aber auch vor dem Einsetzen des Wachstums muss beschnitten werden. Die Blütenknospen bilden sich neben den Blättern der neuen Zweige und öffnen sich gegen April/Mai als gelbe Kätzchen. Nach der Blüte bildet der Baum immer Früchte, kleine Beeren, die im Juli reif werden. Im Frühjahr dürfen die neuen Zweige wachsen. Die, die zu lang geworden sind, werden während der winterlichen Ruhephase bis auf einen Knoten zurückgeschnitten. Die kurzen Zweige werden dagegen nicht beschnitten, lediglich bei den zu kräftigen können die Spitzen entfernt werden. Nach dem aggressiven Rückschnitt bilden sich am Stamm schnell Knospen, die großen Schnitte müssen aber mit Wundverschlusspaste geschützt werden, weil sonst die Rinde nahe des Schnittes leicht zurücktrocknet. Die Vernarbung ist eher langsam, weshalb es ratsam ist, zu beschneiden, bevor sich die Zweige oder Äste zu sehr verdickt haben.

Drahten
Bei dieser Spezies ist das Drahten nicht sehr zu empfehlen. Aluminiumdraht wird deshalb vor allem im Frühling und Sommer bei der Gestaltung der Zweigenden eingesetzt. Um die empfindliche Rinde nicht mit dem Draht zu verletzen, sollte erst mit Kreppklebeband umwickelt werden.

Pinzieren
In stark wachsenden Bereichen werden die später austreibenden Trieb pinziert. Andernfalls lässt man vier oder fünf Blätter wachsen und pinziert dann, wobei zwei Blätter stehen bleiben. Die unerwünschten Triebe, die sich am Ansatz der Zweige bilden können, werden so schnell wie möglich entfernt. Da der Baum sehr robust ist, kann er zur Verfeinerung des Zweigwerks und Verringerung der Blattgröße entlaubt werden, wobei der Baum durch ausreichendes Düngen vorbereitet werden muss. Der beste Zeitpunkt für diese Arbeit reicht von Ende Mai bis Anfang Juni.

Umpflanzen
Der Baum wird einmal im Jahr, mindestens aber alle zwei Jahre im Frühling, wenn die Knospen anzuschwellen beginnen, umgepflanzt. Morus liebt gut dränierten Boden, weshalb als Erdmischung Akadama mittlerer Korngröße empfohlen wird. Zur Dränage wird Kies oder Lavagranulat empfohlen. Die langen Wurzeln werden abgeschnitten und die kurzen am Anfang der Hauptwurzeln stehen gelassen.

Düngen
Während der Entwicklung der Blüten (April/Mai) wird auf Düngen verzichtet, während der Fruchtbildung (Juni/Juli) muss dagegen gedüngt werden. Weitere Monate, in denen immer mit festem, organischen Dünger japanischer Herkunft gedüngt werden sollte, sind März, September und Oktober.

Krankheiten
Zu Anfang des Sommers kann Schädlingsbefall festgestellt werden. Um dieses Problem zu vermeiden, sollten periodisch systemische Insektizide eingesetzt werden. Schildlausbefall droht vor allem an wenig belüfteten Orten.