Benannt ist sie zu Ehren von Caspar Wistar, einem Professor für Anatomie an der Universität von Pennsylvania. Die Wisterie ist keine andere als die Art, die wir Blauregen oder Glyzine nennen. Sie ist eine Kletterpflanze, die sich zwischen Ende April und Juni über und über mit einer wunderschönen und in der Regel duftenden, blauvioletten Blüte bedeckt. Es gibt zwei spezifisch nordamerikanische Arten (W. macrostachys, W. frutescens) sowie vier ostasiatische (W. sinenis, W. venusta, W. japonica, W. floribunda).
Zugehörig zur Familie der Leguminosae, erweist sich die Wisterie als kräftig wachsende Pflanze voller Ranken, die über 20 Meter Höhe und einen beachtlichen Durchmesser am Ansatz erreichen kann. Diese Pflanzen sind sehr langlebig. Sie haben zusammengesetzte, gefiederte, wechselständige Blätter, die aus 9-13 kleinen Blättern mit parallelen Blattadern bestehen. Die Blüten sind gestielt, blau, lilafarben, purpurn oder weiß und hängen in langen Trauben herab. Die Frucht ist eine lederartige, längliche, zweischalige Hülsenfrucht mit mehreren Samen.
Die Pflanzen sind wenig anspruchsvoll, was den Standort angeht, und leiden nicht unter Luftverschmutzung, was sie zu idealen Stadtpflanzen macht. Der Blüte folgt eine üppige Entwicklung des Blattwerks, die einen wunderschönen und dichten Schatten wirft, wodurch die Wisterie als Zierpflanze eine große Bedeutung hat.
Die Wisteria als Bonsai
In der Bonsaikultur werden in der Regel zwei Spezies verwandt: Wisteria sinensis und W. floribunda. Auch wenn sie sehr ähnlich aussehen, weisen sie doch deutliche Unterschiede auf. W. sinensis, deren Blüten sich gleichzeitig öffnen, hat Ranken, die sich links herum winden, während die von W. floribunda sich rechts herum winden und Blüten tragen, die sich nach und nach öffnen.
Vor allem wegen ihrer prächtigen Blüte gezüchtet, erscheint die Glyzine auch nach ihrer Blüte wegen ihrer hellgrünen Blätter noch anmutig und grazil. Dagegen macht das wenig elegante Erscheinungsbild der Zweige aus ihr im Winter einen wenig interessanten Baum. Die Schnitte verheilen zwar schlecht, jedoch bildet sie schnell neue Triebe aus dem Stamm und reagiert gut auf Drahten der jungen Triebe. Bei der Glyzine können auch Alterungstechniken vor allem durch die Schaffung ausgehöhlter Stämme angewandt werden. Diese Spezies wächst fast überall gut.
Vermehrung
Die Glyzine wird durch Abmoosen im Mai oder durch Samen im Herbst oder Frühjahr vermehrt. Für die Aussaat kann ein breiter und wenigstens 10 cm tiefer Holzkasten oder eine Schale mit ähnlichen Maßen und Drainagelöchern verwendet werden. Das ideale Substrat besteht aus jeweils einem Drittel Torf, Sand und Akadama. Auf dem Boden wird eine Drainageschicht aus Kies aufgebracht. Die Samen werden mit 2 cm Abstand in eine Tiefe gesetzt, die ihrem Durchmesser entspricht. Nach dem Sähen wird reichlich mit Wasser gegossen und dann auch weiterhin für ausreichend Feuchtigkeit gesorgt. Der Saatkasten kann nach draußen gestellt, sollte aber nicht dem direkten Sonnenlicht und der winterlichen Kälte ausgesetzt werden. Damit die Samen nicht durch Frost gefährdet werden, sollte die Substratoberfläche mit einer leichten Schicht trockener Blätter oder mit Moos abgedeckt werden.
Im Frühling wird die Saatkiste an einen warmen und hellen Ort gestellt. Im ganzen ersten Jahr erfolgt überhaupt kein Eingriff, weder was das Beschneiden, und noch weniger, was das Drahten angeht. Während dieser Zeit sollen die Pflanzen allein an den Standort in der Sonne gewöhnt werden. Unter den verschiedenen Pflegemaßnahmen hat das Düngen eine besondere Bedeutung. Sobald die Pflanzen auszutreiben beginnen, muss alle zwei Wochen mit flüssigem, organischem Dünger mit hohem Stickstoffgehalt gedüngt werden. Sobald die jungen Pflanzen eine Höhe von 5 cm erreicht haben, können sie vereinzelt werden. Nach dem Kürzen der Hauptwurzeln werden sie in eher weite und tiefe Einzelschalen gepflanzt, in denen sie für den Rest des Jahres frei wachsen können.
Die Vermehrung über Abmoosen ist eine der einfachsten und in der Bonsaikultur am häufigsten verwendeten Reproduktionstechniken. Für die Vermehrung der Glyzine kann man beide Arten des Abmoosens anwenden (durch eine Drahtschlinge oder durch Entfernen eines Rindenrings). Beim Abmoosen durch eine Drahtschlinge ist die Vorgehensweise einfach. Mit einem Filzstift wird eine Linie in dem Bereich gezogen, in dem die Wurzelbildung erfolgen soll. Der Linie folgend, wird mit einem scharfen Messer eine Auskehlung in die Rinde geschnitten. Die Auskehlung entspricht dem Durchmesser eines Aluminiumdrahtes (oder wenig geringer), der in diese eingelegt wird. Jetzt wird der Draht tief in die Auskehlung eingedrückt und verdrillt. Der ganze Bereich wird mit Bewurzelungshormonen eingepudert und in Moos eingepackt. Eine Plastikfolie hält das Moos am Platz und verhindert das Austrocknen. Erst wenn die Wurzeln ausgeschlagen sind, kann der durch Abmoosen entstandene "Ableger“ von der Mutterpflanze getrennt werden.
Ableger kann man auch Abmoosen, indem man einen Rindenring am Stamm oder Ast einer Mutterpflanze entfernt. Mit einem Filzstift wird an der Stelle des Baums eine Linie gezogen, an der die neuen Wurzeln gebildet werden sollen; unterhalb dieser Linie wird ein weiterer Strich in einem Abstand gezogen, der dem eineinhalbfachen Durchmesser des Astes oder Stammes entspricht. Der von beiden Linien eingegrenzte Bereich wird dann mit Hilfe zweier tiefer, bis ins Kambium reichender, horizontaler Schnitte entrindet. Auch hierbei fördern Hormone die Wurzelbildung. Eine grundlegende Bedingung, damit sich neue Wurzeln bilden können, ist, dass der entrindete Bereich immer feucht gehalten wird. Dazu dient das aufgebrachte Moos, das der Methode auch den Namen gab.
(Zur Technik des Abmoosens siehe auch BONSAI ART 38 und 64.)
Standort
Der Blauregen liebt zwar einen Platz in der direkten Sonne, aber in den wärmsten Monaten ist wegen des hohen Wasserbedarfes ein Standort im Halbschatten vorzuziehen. Auch wenn er sehr kälteresistent ist, muss er vor langem und intensivem Frost geschützt werden.
Gießen
Wasser ist eine der wichtigsten Bedingungen für das gute Wachstum einer Wisterie. Sie muss reichlich gegossen werden und darf nie ganz austrocknet. Während der Blütezeit muss besonders intensiv gegossen werden, wobei es ratsam ist, im Sommer den Baum immer in ein flaches, mit Wasser gefülltes Becken zu stellen. Das reichliche Tränken der Pflanze ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die Blüte.
Beschneiden
Die jungen Exemplare wachsen schnell und kräftig, weshalb das richtige Beschneiden für die Kontrolle des Wachstums besonders wichtig ist. Aber auch vor dem Einsetzen des Wachstums muss beschnitten werden. Die Blütenknospen bilden sich neben den Blättern der neuen Zweige und öffnen sich gegen April/Mai als gelbe Kätzchen. Nach der Blüte bildet der Baum immer Früchte, kleine Beeren, die im Juli reif werden. Im Frühjahr dürfen die neuen Zweige wachsen. Die, die zu lang geworden sind, werden während der winterlichen Ruhephase bis auf einen Knoten zurückgeschnitten. Die kurzen Zweige werden dagegen nicht beschnitten, lediglich bei den zu kräftigen können die Spitzen entfernt werden. Nach dem aggressiven Rückschnitt bilden sich am Stamm schnell Knospen, die großen Schnitte müssen aber mit Wundverschlusspaste geschützt werden, weil sonst die Rinde nahe des Schnittes leicht zurücktrocknet. Die Vernarbung ist eher langsam, weshalb es ratsam ist, zu beschneiden, bevor sich die Zweige oder Äste zu sehr verdickt haben.
Drahten
Bei den Glyzinen ist das Drahten keine übliche Technik. In der Regel erfolgt das Drahten im Juli/August, wenn die Blütezeit bereits zu Ende ist. Nur die feinen Zweige werden gedrahtet und geformt, wenn bei deren Ausrichtung leichte Änderungen vorgenommen werden sollen.
Pinzieren
Die neuen Triebe und die Ranken der Zweige müssen ständig pinziert werden, sonst vernachlässigt der Baum durch die Konzentration auf das vegetative Wachstum die Blütenbildung. Sobald der Baum in voller Blüte steht, können die Blütentrauben entfernt werden, damit der Baum nicht zu stark gestresst wird und die Form erhalten bleibt. Die Spitzen der kräftigen Zweige müssen dauernd pinziert werden, während unerwünschte neue Triebe am Ansatz abgeschnitten werden, soweit sie nicht für die Gestaltung neuer Zweige geeignet sind. Die Wisterie entwickelt immer an den kurzen, seitlichen Trieben Blütenknospen und nie an den Spitzen der Zweige. Sie blüht also auch, wenn die Triebspitzen entfernt werden.
Umpflanzen
Junge Pflanzen müssen jedes Jahr umgepflanzt werden, was natürlich für die Blüte von Nachteil ist. Selbst erwachsene Pflanzen müssten, wegen des schnellen und kräftigen Wachstums der Wurzeln bei dieser Spezies, alle zwei Jahre umgepflanzt werden. Um den Glyzinen aber das Blühen zu ermöglichen, muss ein Wuchszeitraum ohne Umpflanzen von 5-6 Jahren verstreichen. Nur wenn sich das Wachstum nicht frei entwickeln kann und die Pflanze in eine kleine Schale gezwungen ist, richtet der Baum seine Energie auf die Bildung von Blütenknospen. Der Wurzelapparat wächst ausgesprochen kräftig, weshalb tiefere Schalen vorzuziehen sind. Bei der Wisterie sind die feinen Wurzeln sehr kräftig ausgebildet, weshalb sie entschlossen ausgekämmt werden können, ohne Angst zu haben, sie zu beschädigen. An den Wurzeln sind kleine schwarze Köpfe von der Größe einer Erbse zu sehen, wie sie für Leguminosen typisch sind. In diesem Bereich befinden sich die Bakterien, die den Stickstoff binden. Sind die Schwellungen aber zu stark, kann es sich auch um einen Nematodenbefall handeln, der sofort behandelt werden muss.
Die für das Umpflanzen ideale Jahreszeit ist der Frühling, vor dem vegetativen Erwachen. Das Substrat muss wegen der hohen Ansprüche an das Gießen besonders gute Drainageeigenschaften haben. Hier ist sicherlich Akadama mit mittlerer Korngröße, dem grobkörniger Sand zugegeben werden kann, am günstigsten.
Düngen
Im Laufe eines Jahres wird viermal gedüngt. Will man im folgenden Jahr eine gute Blüte erhalten, muss reichlich gedüngt werden. Dabei ist aber auch daran zu denken, dass in Folge des starken Düngens das Wachstum der Pflanzen noch vor der Blüte stark stimuliert und die Bildung von Blütenknospen unterbrochen wird. Deshalb sollte eine intensivere Düngung im Spätherbst erfolgen.
Krankheiten
Glyzinen werden weniger stark von Parasiten befallen, nur die Wurzeln leiden gelegentlich unter Nematoden. Auch Insekten, die sich von den Blättern ernähren, können die Pflanze befallen. Diese Probleme, die in der Regel zwischen April und Juni auftreten, sind leicht festzustellen und gut zu bekämpfen.