Es gibt ca. 20.000 Apfelbaumvarietäten, die zur Familie der Rosaceae gehören. Sie stammen von ungefähr zwanzig Arten ab. Diese sind ursprünglich über Europa, Asien und Nordamerika verbreitet. In diesen wenigen Arten, insbesondere aber in ihren natürlichen Kreuzungen, haben alle gezüchteten Varietäten ihren Ursprung. Heute ist der Apfelbaum der weltweit am weitesten verbreitete Fruchtbaum und wird in großer Zahl in den gemäßigten Klimazonen beider Hemisphären kultiviert. Die Spezies, die den größten Beitrag zu den vielen Kulturformen geleistet hat, ist Malus communis.
Die Menschen nutzen ihn seit der Antike. Diese Unterart von Malus sylvestris spielt in Europa eine große wirtschaftliche Rolle. Zu den Spezies, die wegen der Früchte gezüchtet werden, gesellen sich andere, die vor allem wegen der dekorativen Eigenschaften ihrer reichlichen Blüte im Frühling geschätzt werden.
Die Anfänge der Apfelzucht gehen bis in die Steinzeit zurück, wie verschiedene Funde verkohlter Äpfel unter den Resten von Pfahlbauten in einigen europäischen Ländern belegen. Morphologisch gesehen ist der Malus eine ungefähr 10–12 m hohe Pflanze mit geradem Stamm, der einen Umfang von bis zu 2 m haben kann und der sich, sobald er eine bestimmte Höhe erreicht hat, in robuste Äste verzweigt, die eine ausgedehnte Krone tragen. Die Rinde hat eine aschbraune Färbung und ist bei den jungen Pflanzen glatt und an den reifen Bäumen rau. Die Knospen sind behaart, länglich, dünn und spitz. Die wechselständigen, dunkelgrünen Blätter haben eine ovale Form. Die Blüten gruppieren sich zu viert bis zu sechst in Doldentrauben mit einer Blattrosette. Ihre Frucht, der Apfel, ist botanisch gesehen eine Scheinfrucht, da sie nicht nur aus der Verdickung des einzigen Fruchtknotens, sondern auch aus dem Gewebe des inneren Blütenbodens hervorgeht.
Der Malus als Bonsai
Die für die Kultivierung zu Bonsai am häufigsten verwendeten Spezies sind Malus sieboldii und Malus halliana. Erstere stammt aus Japan und hat eine typische, fleckige Rinde, eher steife, violette Zweige und blüht im Frühjahr an den Enden der Zweige. Zu ihren verschiedenen Besonderheiten gehört sicher die feine Verästelung, die sie als Bonsai ideal erscheinen lässt. Die zweite Spezies, Malus halliana, wird schon seit alter Zeit in China als Blütenbaum geschätzt. Auch sie verfügt über eine feine Verästelung und eine ausgefallene, glatte, graue Rinde. Einer der größten Vorteile dieser Spezies im Hinblick auf ihre Gestaltung als Bonsai ist ihr schnelles Wachstum, das es ermöglicht, Bonsaiexemplare in nur wenigen Jahren zu verwirklichen. Am besten sind Apfelbäume für den locker aufrechten, geraden oder den geneigten Stil geeignet.
Vermehrung
Die für die Vermehrung des Apfels am weitesten verbreitete Methode ist das Pfropfen. Exemplare in guter Qualität können aber auch aus Samen und durch Abmoosen gewonnen werden. Die für Malus beste Veredelungstechnik ist das Spaltpfropfen, das von Mitte Februar bis Anfang März angewendet wird. Als Unterlage für das Reis werden in der Regel zwei oder drei Jahre alte Malus sieboldii oder Malus domestica verwendet.
Die Vorgehensweise ist denkbar einfach. In den Stamm wird ein Spalt von ungefähr 2 cm Tiefe eingeschnitten, in den das Pfropfreis eines Malus halliana von ungefähr 5 oder 6 cm Länge mit wenigstens zwei oder drei Knospen eingeführt wird. Den Ansatz des Pfropfreises schneidet man in Form eines Keils, weil das Einfügen in die Trägerpflanze und der Kontakt mit ihrer Kambiumschicht dadurch leichter werden. Danach werden beide Teile mit einem Nylonband fest zusammengebunden. Um nach diesem Arbeitsgang das Verwurzeln zu fördern, wird dem Bäumchen ein transparenter Plastikbeutel übergestülpt. Die Basis der Hülle wird mit feuchtem Moos verstopft. Gegen Ende April, sobald sich die Temperatur stabilisiert hat, wird diese Abdeckung entfernt. Von Mai an kann gedüngt werden.
Im zweiten Jahr werden vor dem Austrieb Zweige und Wurzeln beschnitten sowie Triebe der Unterlage entfernt. Das Pfropfreis, das zu diesem Zeitpunkt an die 50–60 cm Länge erreicht hat, muss bis auf zwei oder drei Knospen zurückgeschnitten werden. Gegen Ende Mai wird der Baum auf fünf oder sechs Triebe gekürzt. Dann kann der Baum bis zum Ende des folgenden Frühjahrs weiter wachsen und wird schließlich erneut vor dem Austrieb gekürzt. Die Strukturierung und die Stammentwicklung nimmt so nach und nach Form an.
Eine andere, sehr einfache Vermehrungsmethode ist die Aussaat. Um Samen zu erhalten, werden die Früchte Mitte Januar von der Pflanze gepflückt und unter genauer Prüfung vom Fruchtfleisch getrennt. Nachdem der Samen gereinigt worden ist, wird er in eine Fungizidlösung getaucht und nach dem vollständigen Trocknen an einem trockenen Ort aufbewahrt. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr in eine Mischung aus Torf und Sand. Bevor die Samen wieder verwendet werden, kommen sie für wenigstens 24 Stunden in ein Bad. Die neu entstehenden Pflänzchen können im folgenden Jahr in einen Anzuchttopf gepflanzt werden. Auch mit der Methode des Abmoosens erzielt man beim Apfel gute Ergebnisse, wenn man sie im Mai durchführt.
Standort
Wie alle Fruchtbäume braucht der Apfel für die Blüten- und Fruchtbildung viel Licht. Er sollte also das ganze Jahr über direkt in der Sonne stehen, außer natürlich während der heißesten Sommermonate, in denen er unter ein Schattierungsnetz gestellt werden sollte, um zu verhindern, dass die Blätter verbrennen. Schutz ist auch in den Wintermonaten angebracht.
Gießen
Apfelbäume lieben reichlich Wasser, besonders nach der Blüte, wenn die Fruchtbildung beginnt. In dieser Phase kann es notwendig werden, zwei- oder dreimal am Tag zu gießen. Im Allgemeinen sollte während der ganzen Wachstumsperiode täglich gegossen werden. Während der Blüte ist besonders darauf zu achten, dass die Blüten niemals direkt begossen werden, da es sonst nicht mehr zur Bestäubung kommt. Auch die Blätter sollten nicht besprüht werden, da sich leicht Schimmel bildet.
Beschneiden
Während der Entwicklungsphase werden die neuen Zweige beschnitten, in der Ruhephase wird dagegen durch den Rückschnitt auf zwei oder drei Nodien die Silhouette wiederhergestellt. Wie bei allen Fruchtpflanzen besteht das primäre Ziel darin, die Blütenbildung zu fördern. Die Blütenknospen entwickeln sich zwischen Mitte Juni und Mitte Juli an den Enden der im vorausgehenden Jahr entstandenen Kurztriebe. Diese bilden eine Blattgruppe an der Spitze und dann im folgenden Jahr Blütenknospen. Will man die Bildung von Blütenknospen fördern, müssen viele Kurztriebe vorhanden sein. Deshalb beschneidet man nur die langen Triebe. Allerdings sollte nicht zu drastisch beschnitten werden, da sich sonst auch keine Blütenknospen und dementsprechend keine Blüte bildet. Um dem vorzubeugen, dürfen die Leittriebe, die auch Opfertriebe genannt werden, frei wachsen. Während der Baum viel Kraft in diese Zweige konzentriert, entwickelt er eine große Anzahl Kurztriebe, die die Blütenbildung im darauf folgenden Jahr begünstigen. Nach der Bildung dieser Blüten werden die zu langen Zweige im Juni gekürzt. Dabei werden vier oder mehr Blätter stehen gelassen. Die Triebe des weiteren Wachstums wachsen eher kümmerlich, werden aber im folgenden Frühjahr voll von Blüten sein.
Drahten
Damit der Baum die Früchte auch reifen lässt und außerdem das eigene Wachstum aufrechterhalten kann, werden die neuen Zweige gedrahtet. Zwischen Ende Mai und Anfang Juni müssen die neuen Zweige, bevor sie verholzen, mit Draht abgesenkt werden. So werden das Wachstum gebremst und die Bildung einer größeren Anzahl von Kurztrieben gefördert. Empfohlen wird die Verwendung von Aluminiumdraht, der nach ungefähr einem Monat wieder entfernt werden sollte.
Pinzieren
Ein Baum, der in jedem Jahr Früchte produziert, wird geschwächt. Wenn die kräftigen Zweige dazu tendieren, immer kräftiger zu werden, während die schwachen Zweige immer kümmerlicher werden, gerät ein solcher Baum irgendwann aus der Balance. Um die Vitalität des gesamten Baums harmonisch zu gestalten, ist es deshalb wichtig, durch Teilblattschnitt die Wachstumsenergie der stärkeren Bereiche zu bremsen. Die Zweige der Spitze und die jungen kräftigen Zweige werden entlaubt, um die Ausbildung einer feinen Verästelung zu fördern. Als Antwort darauf entwickeln die alten Zweige plötzlich Blütenknospen. Man darf allerdings nicht vergessen, dass man, um bei dieser Arbeit gute Ergebnisse zu erzielen, mit der gebotenen Vorsicht vorgehen muss. Der Baum sollte von guter Gesundheit sein und in den zwei Monaten nach dem Blattschnitt reichlich gedüngt werden, wobei kein Dünger mit einem hohen Stickstoffgehalt verwendet werden sollte, der zu einer zu starken Verdickung der neuen Triebe führen würde. Bei einer nur teilweisen Entlaubung braucht allerdings nicht so stark gedüngt zu werden.
Umpflanzen
Die gleiche Vitalität, die dem oberirdischen Teil dieser Pflanze eigen ist, findet man offensichtlich auch bei ihrem Wurzelapparat. Das bedeutet, dass die jungen Exemplare jedes Jahr und die älteren alle zwei Jahre umgepflanzt werden müssen. Der hierfür geeignete Zeitpunkt ist der Herbstanfang oder das Frühjahr, vor dem Beginn des vegetativen Wachstums. Was die zu verwendende Zusammensetzung des Bodens betrifft, so wird für junge Bäume eine Mischung aus Akadama mit 30 % Zugabe von grobem Kies empfohlen, während bei reifen Bäumen 20 % Komposterde hinzu gegeben wird.
Düngen
Gedüngt werden sollte im März vor der Blüte (leicht düngen), Ende Mai, Anfang Juni nach der Fruchtbildung und Ende August bis November, wo nur noch einmal pro Monat gedüngt wird. Der ideale Dünger ist organischer Dünger auf der Grundlage von Soja- und Knochenmehl.
Krankheiten
Bakterien, Pilze und Insekten sind bei den Äpfeln häufig anzutreffende Probleme. Empfohlen wird eine für Fruchtbäume geeignete monatliche Behandlung zur Vorbeugung. Bei tumorbedingten Verformungen an den Wurzeln muss der infizierte Teil vollständig abgeschnitten und ein Nematodenbekämpfungsmittel eingesetzt werden. In Nachbarschaft zu Wacholdern kann es schnell zu Übergriffen der Spinnmilbe kommen.