Die Familie der Rubiceae, zu der die Serissa mit ihrem Strauchhabitus wie auch die Gardenie gehören, ist riesig (4.500 bis 5.000 Spezies). Sie stammt aus dem fernen Orient. Morphologisch zeichnet sich die Serissa durch ein kleines, beständiges, lanzettförmiges Blatt aus, das immer stark glänzend, von unterschiedlich heller grüner Färbung ist. Bei einigen, panaschiert genannten Varietäten sind die Blätter nicht einheitlich grün, sondern werden von weißen oder gelben Streifen unterbrochen.
Der Junischnee zeichnet sich durch eine üppige weiße Blüte aus (bei einigen japanischen Varietäten auch rot), die sich sporadisch über den ganzen Sommer zeigt, wobei die Pflanze abweichend von dem gebräuchlichen deutschen Namen im September dauerhaft in Blüte steht. Ihr Stamm, in der Regel tief gefurcht und gewunden, ist von einer sandfarbenen oder hellgrauen, schuppigen Rinde bedeckt. Ästhetisch gesehen ist er zusammen mit der Blüte einer der größten Vorzüge dieser Spezies.
Was die Anpassung an die Klimabedingungen betrifft, so ist zwischen den aus China und den aus Japan stammenden Exemplaren zu unterscheiden, wobei erstere sehr kälteempfindlich sind und deshalb nie Temperaturen unter 8–10°C ausgesetzt werden sollten. Dieser Pflanzentyp gilt in Deutschland als Indoor-Bonsai, weil er den strengen Winter nicht überstehen würde. Die aus Japan importierten Spezies können dagegen überwiegend draußen kultiviert werden, weil sie sich auch an tiefere Temperaturen anpassen können (Kalthausüberwinterung vorausgesetzt).
Die Serissa als Bonsai
Wegen ihrer besonderen Merkmale ist die Serissa für die Bonsaikultur besonders geeignet, weil sie sich zu sehr dekorativen Exemplaren entwickeln lässt. In Japan und China ist diese Spezies unter Anfängern weit verbreitet, da sie wegen ihrer Robustheit und ihrer positiven Reaktion auf alle Bonsaitechniken einfach zu bearbeiten ist. Sie ist außerdem für die Gestaltung in fast jedem Stil geeignet, was einen erheblichen Freiraum bei der Wahl der Gestaltungstechniken erlaubt. In Japan wird die Serissa häufig als Begleit- oder Hauptpflanze der Bonkei (felsige Miniaturlandschaften) verwendet. Die Chinesen sehen in ihr dagegen einen richtigen und typischen Bonsai, der für alle Stile und Größen geeignet ist, und der häufig mit Felsen und kleinen Figuren, Pagoden und Tempeln umgeben wird, um eine typische chinesische Landschaft nachzuempfinden.
Vermehrung
Material für Bonsai kann man aus Stecklingen ziehen oder im Bonsaicenter erwerben. Die Stecklingsvermehrung ist recht einfach und ermöglicht in kurzer Zeit gute Ergebnisse. Man verwendet zwei Arten brauchbarer Stecklinge: die verholzten, die Ende August geschnitten werden, und die Triebe, die zwischen Frühjahr und Sommer beim Schnitt anfallen. Erstere sind vorzuziehen, weil mit ihnen die Erfolgsaussichten größer sind. Gegen Ende des Sommers wird das Wachstum der Triebe langsamer, die Wurzelbildung besser. Hinzu kommt, dass der Stängel als Folge der Verholzung stabiler ist. So ist der ideale Zustand eines Stecklings, weil er gegenüber dem grünen Trieb robuster ist und zudem einen größeren Durchmesser hat.
In der Praxis werden die Zweige entnommen, die im vorausgehenden Herbst nicht beschnitten wurden und nun eine Länge von 15–20 cm erreicht haben. Von diesen Trieben werden mit einem scharfen Messer die zu zarte Spitze und das zu harte Ende entfernt. Vom verbleibenden Stück des Triebs werden die letzten beiden Blattpaare entfernt, um ihn dann schräg 2–3cm tief einzusetzen. Das ideale Substrat besteht aus 80% Akadama und 20% Lavagranulat, während auf dem Boden eine 2–3cm starke Drainageschicht aufgebracht werden sollte, um Staunässe zu vermeiden.
Wird der Behälter vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt, schlagen die Wurzeln in einem Zeitraum von 2–3 Wochen aus. Während dieser Zeit ist für häufiges Einsprühen zu sorgen, so dass ein ständig feuchtes Klima aufrecht erhalten wird. Ein Kleingewächshaus leistet ideale Dienste. Zusammen mit der Bildung neuer Wurzeln werden sich auch am Ansatz der Blättchen Zweige bilden. Da diese neuen Pflänzchen über den Winter kommen müssen, sollten sie bei Kälte in ein geheiztes Gewächshaus geholt oder, handelt es sich um eine Sorte für draußen, ins Kalthaus gestellt werden. Werden diese Arbeiten sorgfältig erledigt, kann bereits im späten Frühjahr mit der Erziehung zum Bonsai begonnen werden.
Was gekaufte Rohpflanzen betrifft, so gibt es viele schlecht vorgestaltete Pseudobonsai chinesischer Herkunft. Nimmt man solche Pflanzen jedoch als Rohlinge und gönnt ihnen einige Jahre freien Wachstums, nachdem sie mit entsprechenden Techniken vorbereitet wurden, können auch daraus langfristig ansprechende Bonsai werden.
Standort
Wie wir bereits gesehen haben, sollten die aus China kommenden Pflanzen in den Wintermonaten ins Haus gebracht werden, während die aus Japan stammenden überwiegend draußen aufgestellt und in den kältesten Monaten im Kalthaus geschützt werden müssen. Im kalten Frühjahr müssen sie aber vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Was die Indoor-Bonsai angeht, so können diese auch mit künstlichem Licht am Leben gehalten werden. Dabei sollten aber besondere Pflanzenlampen verwendet werden, die es erlauben, die Serissa auch in dunklen Bereichen des Hauses aufzustellen. (Anm.d.Red.: Was immer nur eine Notlösung sein kann!)
Gießen
Um ein angemessenes Gießen sicherzustellen, muss als allgemeine Regel den Bedürfnissen der einzelnen Pflanze entsprochen werden – auf jeden Fall braucht diese Pflanze aber während der sonnenreichen Sommertage und an windreichen Tagen im Frühling grundsätzlich reichlich und häufig Wasser. Über das ganze Jahr hingegen wird sie gegossen oder getaucht, wenn die Erde zu 60–70 % ausgetrocknet ist. Die Kronen der Pflanzen, die im Winter im Haus untergebracht werden, müssen häufig eingesprüht werden. Unter die Schale sollte ein Tablett mit Lavagranulat gestellt werden, damit eine gewisse Luftfeuchtigkeit garantiert ist.
Beschneiden
Das Beschneiden der Serissa bereitet keine besonderen Probleme. Die größeren Äste werden zur Zeit des Wachstumsstillstandes, soweit möglich vor der Wiederaufnahme des Wachstums (März–April), mit gut geschliffenen Werkzeugen geschnitten. Die Wunden werden mit Wundverschlusspaste geschützt. In dieser Zeit wird auch immer überschüssiger Zuwachs ausgelichtet. Das Auslichten ist unverzichtbar, um das Wachstum neuer Triebe anzuregen und gleichzeitig die Gesundheit der schon bestehenden zu erhalten, die ohne Licht und Luft absterben. Alle trockenen Zweige im Innern der dichten Vegetation werden das ganze Jahr über entfernt.
Drahten
Wegen des langsamen Wachstums dieser Sträucher sind auch dünne Zweige oft alt und daher brüchig. Beim Drahten, sollte es notwendig sein, ist somit Umsicht geboten. Vor allem das erste Biegen der Astansätze ist kritisch. Sowohl Kupfer- als auch Aluminiumdraht ist geeignet, wobei Aluminium für den „Wenigdrahter“ leichter zu handhaben ist. Auch wenn der für das Drahten beste Zeitpunkt das Frühjahr ist, weil das Holz in dieser Phase weniger brüchig ist, gibt es diesbezüglich auch während des übrigen Jahres keine Einschränkungen. Der Draht wird entfernt, bevor er in die Rinde einschneidet.
Pinzieren
Für das Pinzieren muss ebenfalls zwischen den Sorten für draußen und drinnen unterschieden werden. Die Serissa bildet am Ende der neuen Triebe ihre Blüten. Die japanische Spezies wird erst nach der Blüte in zwei Phasen pinziert. Das erste Mal im Juni nach der Frühjahrsblüte und das zweite Mal zwischen Ende September und Mitte Oktober nach der Herbstblüte. Dabei werden die Triebe bis auf zwei der neuen Blattpaare gekürzt. Die chinesische Variante (Indoor) bildet die Blüten genauso wie die japanische am Ende eines Triebes. Wachsen diese Triebe jedoch mehrere Zentimeter in die Länge, bevor sie blühen, verliert man die schwächer und langsamer wachsenden Triebe, die von dem kräftigen Wachstum unterdrückt werden. Um dies zu verhindern, muss das neue Wachstum bis Ende Juni auf ein Blattpaar zurückgeschnitten werden, sobald sich an einem kräftigen Trieb 5-6 neue gebildet haben. Dadurch verliert man die Frühjahrsblüte, denn die Pflanze blüht nur einmal im Spätsommer, aber man erhält ein gesünderes Wachstum.
Umpflanzen
Das Umpflanzen bietet die Gelegenheit, die toten Wurzeln oder die, die zu kräftig gewachsen sind, abzuschneiden, um dann die Erde oder auch die Schale zu wechseln. Die reiferen Exemplare werden alle 3–4 Jahre umgepflanzt, während bei den jüngeren jedes Jahr oder spätestens alle zwei Jahre dieser Eingriff notwendig wird. Der beste Moment hierzu ist der späte Frühling, wenn die Temperaturen bereits 15 Grad überschritten haben. Um diesen Arbeitsgang möglichst erfolgreich durchzuführen, müssen die Wurzeln erst entwirrt und die alte Erde entfernt werden. Nach dem Aufbringen einer Drainageschicht auf den Schalenboden wird die Pflanze in Substrat aus 80% gesiebtem Akadama und 20% Lavakies gepflanzt. Zusammen mit dem Umpflanzen sollte auch das Blattwerk um 1/3 beschnitten werden, um die Reduzierung des Wurzelapparates auszugleichen.
Düngen
Gedüngt wird mit organischem Dünger von März bis Oktober mit Ausnahme der wärmsten Sommermonate und der Hauptblütezeit. Die Spezies für den Innenbereich werden im Winter rund alle 45 Tage moderat gedüngt.
Krankheiten
Diese Spezies ist nicht besonders anfällig für Krankheiten, es kann aber gelegentlich zu Befall mit Blatt- und Schildläusen, Weißer Fliege und Spinnmilben kommen. Bei Auftreten dieser Schädlinge sollte mit Pflanzenschutzmitteln eingegriffen werden.