erschienen in BONSAI ART 057

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Die Eibe ist eine immergrüne Konifere, die zur Familie der Taxaceae gehört. Ihr Name ist von dem griechischen Wort Taxis (Reihe) abgeleitet, was sich auf ihre Nadeln bezieht, die in einer Reihe geordnet stehen. Einzelne Eiben werden sehr alt. In Groß­britannien gibt es Exemplare, deren Alter auf ungefähr 2500 Jahre geschätzt wird. Im Laufe ihres Lebens lässt ihre Wüchsigkeit jedoch nach.

Es gibt nur sechs wild wachsende Arten. Neben der heimischen Eibe (Taxus baccata) und der japanischen (Taxus cuspidata) findet man die Arten T. brevifolia, T. canadensis, T. chinensis und T. sumatrana, die durch etwa vierzig gezüchtete Varietäten ergänzt werden. Auf der Grundlage gefundener Fossilien geht man davon aus, dass die Eibe in prähistorischer Zeit auf dem Globus sehr viel verbreiteter war. Heute ist sie auf die kühleren Bereiche Europas, Asiens und Amerikas beschränkt.
Eiben sind entweder kleinere Bäume oder große Sträucher mit unregelmäßiger Beastung und mehrjährigen Nadelblättern. Ihre Rinde ist graubraun gefärbt. Lösen sich abgestorbene Rindenteile, dann wird die darunter liegende, auffallend rote innere Rinde sichtbar. Die Eibe ist eine zweihäusige Pflanze, das heißt, es gibt männliche und weibliche Bäume. Die männlichen Bäume öffnen im Frühjahr ihre kleinen gelben Blüten und verstäuben bei Berührung auffallend üppig ihren Pollen. Die weiblichen Eiben erkennt man im Herbst an den fleischig ringförmigen Früchten in roter Farbe. Alle Teile der Eibe außer dem roten Samenmantel sind giftig. Das Holz dieser Pflanze wurde im Mittelalter in England aufgrund seiner Biegsamkeit und Widerstandskraft häufig für den Bau von Langbögen verwendet. Heute wird es vor allem im Bootsbau und für dauerhafte Außenholzanlagen genutzt. In Japan, das seismisch instabil ist, wird das Holz der Eibe wegen seiner elastischen Eigenschaften vor allem für den Bau von Wohnungen eingesetzt, wodurch deren Erdbebensicherheit erhöht wird.
In Europa findet sich diese Spezies, die einst in den Bergregionen sehr verbreitet war, vor allem auf Kirch- und Friedhöfen. Die Tradition, Eiben an geweihten Orten zu pflanzen, geht auf die alten christlichen Missionare zurück, die unter diesen Bäumen Predigten hielten, da sie aufgrund ihrer Langlebigkeit als Symbole ewigen Lebens galten. Es gibt aber auch profane Gründe dafür, Eiben vorwiegend auf Kirchhöfe zu pflanzen: Der Gottesacker war oft der einzige eingezäunte Bereich in einem Ort. Das freilaufende Vieh konnte so vor Vergiftungen durch die wegen ihres Holzes wertvollen, für die Tiere aber schädlichen Pflanzen geschützt werden.

Die Eibe als Bonsai

Einige Eigenschaften machen den Taxus zu einem begehrten Baum für die Bonsaikultur. Die für ein Nadelgehölz sich schnell entwickelnde Verzweigung erleichtert die Gestaltung einer geschlossenen Silhouette. Die Wurzelentwicklung ist so, dass die Kriterien für ein schönes Nebari oft schon von Natur aus gegeben sind. Außerdem zeigt sich der Baum, ist er gut eingewurzelt, ausgesprochen robust, was den Rückschnitt von Ästen und Wurzeln betrifft. Dies macht ihn zu einer für Anfänger durchaus geeigneten Art. Obwohl es sich um eine Konifere handelt, ist die Eibe nicht harzhaltig. Sie verliert daher beim Beschneiden keine großen Mengen an Pflanzensaft.
Die außerordent­liche Biegsamkeit ihres Holzes ist wohl einer der für die Kultivierung zum Bonsai interessantesten Aspekte. Diese Eigenschaft erlaubt die Gestaltung fast aller Stilformen, sogar die des streng aufrechten Stils. Gerade mit der Eibe lässt sich dieser Stil im Gesamtkonzept und im Detail perfekt realisieren. Die Fähigkeit, immer wieder im alten Holz auszutreiben, und das stabile Wachstum lassen einen gut zu planenden Aufbau von Struktur und Verfeinerung zu.

Vermehrung
Neben der häufigen Verwendung von alten Baumschulpflanzen, die sich aufgrund der beschriebenen Eigenschaften zu ausgezeichneten Exemplaren entwickeln lassen, vermehrt man Eiben durch Aussaat, Stecklinge oder Abmoosen. Die einfachste Methode ist das Aussäen der ganzen Frucht im Herbst. Die Keimung erfolgt nach ungefähr acht Monaten. Ein häufig verwendetes Substrat besteht aus 1/3 Torf, 1/3 Sand und 1/3 Akadama. Die Saatkiste kann den gesamten Winter über draußen verbringen, sollte aber an klaren Tagen nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt und vor zuviel Regen geschützt werden. Außerdem sollten die Samen durch ein feinmaschiges Netz vor dem Fressen durch allzu gierige Vögel bewahrt werden. Nach dem Keimen werden die jungen Pflanzen in den nächsten vier oder fünf Jahren weiterhin an heißen Tagen schattiert. Sobald die Pflänzchen eine Höhe von 15 cm erreicht haben, haben sich die Hauptwurzeln gebildet. Sie können einzeln verpflanzt werden. Mit dieser Vermehrungsmethode erhält man optimales Material für Shohin-Bonsai. Die Samenvermehrung ist aber sicher nicht die beste Methode, um mittelgroße Exemplare zu gestalten.
Die Reproduktion über Stecklinge kann sehr langwierig sein, garantiert aber z.B. das richtige Geschlecht. Vorzugsweise sollten zwei Jahre alte Zweige verwendet werden, deren untere 2 cm von der Rinde befreit werden. Dieser Bereich des Stecklings wird mit Bewurzelungshormonen bestäubt, bevor er in eine Substratmischung von 50% Torf und 50% Sand gesteckt wird. Stecklinge, die an einem halbschattigen Ort stehen, schlagen nach ungefähr einem Jahr Wurzeln. Während dieser Zeit sollte vor allem in den Monaten August und September auf feuchtes Substrat geachtet werden. Sobald neue Triebe entstehen, muss umgepflanzt werden. Nach dem Entnehmen der Pflänzchen werden die Pfahlwurzel und die zu großen Oberflächenwurzeln zurückgeschnitten. Die Pflanzen werden dann in eine flache Schale eingetopft, wobei der Wurzelapparat horizontal ausgebreitet wird. Besonders wichtig ist eine gute Drainage.
Eine weitere Möglichkeit an stärkeres Material zu kommen ist das Abmoosen. Die Monate Februar, März und April sind dafür gut geeignet. Ideal ist die Methode, bei der um einen Stamm oder einen Ast herum ein Schnitt durch die Rinde ausgeführt wird. Von diesem Schnitt aus werden im Abstand von 3 mm zwei Längsschnitte nach oben gemacht. Das wird um den Stamm/Ast herum mehrfach wiederholt. Die dabei entstehenden Rindenzungen werden vorsichtig angehoben, um zwischen Holz und Rinde mit Be­wurzelungshormonen bestäubtes Moos einzubringen. Dieser Teil wird danach mit feinem Netz umwickelt, in das feines Substrat eingefüllt wird. Das Ganze wird mit Folie umhüllt und feucht gehalten. Will man einen Baum im Topf abmoosen, dann kann dieser auch bis zur Abmoosungsstelle in die Erde oder in eine größere Schale gesetzt werden, so dass der Absenker, natürlich ohne Folie, in Kontakt mit dem offenen Boden ist.

Standort
Die Eibe verträgt die direkte Exposition der Sonne gut, sollte aber nach dem Umpflanzen oder dem drastischen Rückschnitt lieber an einen halbschattigen Ort gestellt werden. Wird die Pflanze über lange Zeit während der heißesten Jahreszeit der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt, so können die Blätter ein bräunliches Aussehen annehmen! Es bilden sich dann weniger Triebe.

Gießen
Während der Wachstumsperiode müssen Eiben reichlich und häufig gegossen werden. Außerdem muss das Blattwerk benetzt werden. Diese Art benötigt selbst dann reichlich Wasser, wenn sie geschwächt wirkt. Wichtig ist eine gute Drainage. Selbst nach drastischem Rückschnitt und Umpflanzen sollte man sie regelmäßig gießen. Die Versorgung mit Wasser wird jedoch zum Winter hin nach und nach reduziert, wobei der Boden aber nie austrocknen darf.

Beschneiden
Der Astrückschnitt sollte im Winter erfolgen, wenn weniger Baumsaft zirkuliert. Damit der Baum die Schnitte vernünftig schließen kann, sollte natürlich Wundverschlusspaste aufgebracht werden. Auf gleicher Höhe wachsende Äste werden bis auf einen entfernt. Die Eibe produziert regelmäßig Triebe am alten Holz. Entfernt werden alle Triebe, die nach oben und unten wachsen sowie der Zuwachs, der für die Gestaltung des Baumes überflüssig ist. Das Beschneiden zur Erhaltung der Struktur wird vor allem im Frühjahr und im Herbst durchgeführt.

Drahten
Es gibt bei dieser Spezies beim Anlegen des Drahtes keine besonderen Probleme. Das trifft vor allem zu, wenn die Pflanze noch jung ist. Das Einzige, was es zu beachten gilt, ist, den Draht nicht zu lange zu belassen. Sommer oder Winter sind die besten Jahreszeiten für das Drahten, trotzdem kann man eigentlich zu allen Jahreszeiten drahten und formen. Beim Anlegen des Drahtes in der Wachstumszeit (Frühling) ist jedoch Vorsicht geboten, weil die Pflanze dann besonders kräftig an Umfang zunimmt. Wenn der Draht nicht gut beobachtet und rechtzeitig entfernt wird, kann er in die Rinde einschneiden.

Pinzieren
Um unerwünschte und zu dicht stehende Triebe zu entfernen, sollte während der gesamten Wuchsperiode mit der Schere pinziert werden. Davon ist hauptsächlich der obere Teil des Baumes betroffen, weil dieser am kräftigsten wächst. Das Pinzieren kann bei den frischen Trieben mit den Fingern durchgeführt werden, wobei die Mitte des neuen Triebes ausgezupft wird. Es ist auch möglich, das neue Wachstum ab 1 cm Länge mit einer Schere zurückzunehmen. Nach allgemeiner Regel wird im Sommer das neue Wachstum wiederholt pinziert, so dass jeder Ast seine optimale Form entwickelt. Im Winter wird die Verzweigung durch Rückschnitt optimiert.

Umpflanzen
Die für das Umpflanzen am besten geeigneten Monate sind März, April und Oktober. Ist die Pflanze bereits gestaltet, so werden 2 cm des unteren Teiles des Wurzelballens und 2 bis 4 cm von dessen Rändern entfernt. Dabei werden die kleinen Wurzeln beschnitten und die toten und zu dicken Wurzeln komplett entfernt. Befindet sich der Baum noch in der Gestaltungsphase, dann können die interessantesten Wurzeln stehen gelassen und rund 1/3 des Wurzelballens entfernt werden. In den ersten drei Jahren wird jedes Jahr umgepflanzt, danach alle drei bis vier Jahre. Als Substrat hat sich eine Mischung aus 80% Akadama und 20% Kies bewährt.

Düngen
Die Zufuhr von Dünger während der Wachstumsperiode ist wichtig. Jeden Monat sollten die organischen Düngekugeln erneuert und alle zwei Wochen einmal mit Flüssigdünger gegossen werden. Das Fehlen von Dünger kann das Wachstum der Triebe verlangsamen oder ganz blockieren.

Krankheiten
Aufgrund seiner außergewöhnlichen Widerstandskraft ist die Eibe vielleicht eine der robustesten Pflanzen überhaupt. Sie wird nur selten von Pilzen oder Milben angegriffen. Schildläuse kommen bei schwachen Pflanzen jedoch regelmäßig vor.