Der wissenschaftliche Name Rhododendron leitet sich von den griechischen Wörtern rhodon = Rose und dendron = Baum ab. Man könnte diese Pflanze also Rosenbaum nennen. Rhododendren gehören zur Familie der Ericaceae, die viele Gattungen zählt. Eine große Anzahl von blütentragenden Sträuchern (ungefähr 600 bis 700) sind bekannt.
Wegen ihrer Qualitäten als Zierpflanze und den seit Jahrhunderten betriebenen erfolgreichen Kreuzungsbemühungen sind sie eine der faszinierendsten und berühmtesten Pflanzenfamilien des Gartenbaus geworden. Die Pflanze, die als Azalee bekannt ist, wird heute unter den Spezies oder Hybridpflanzen des Rhododendron klassifiziert: Botanisch gibt es zwischen Azaleen und Rhododendren keinen Unterschied. Die Gattung kommt in Tibet, Indien, China, Birma, Nordamerika, Japan und den Gebirgsgegenden Europas vor. Am stärksten konzentriert findet man sie allerdings im Himalaja. In Deutschland wächst sie vor allem in den Alpen in Höhen zwischen 1000 und 1500 Metern.
Die ersten Beschreibungen dieses Baumes gehen auf das 16. Jahrhundert zurück. Schon ein Jahrhundert später wurde von erfolgreicher Vermehrung und Kultivierung berichtet. Seit dem 19. Jahrhundert, als in Europa die ersten Hybridpflanzen entstanden, hat die Verbreitung der Azaleen erheblich zugenommen. Es gab neue und interessante Exemplare, die als die Vorläufer der heutigen Varietäten gelten können. Morphologisch gesehen handelt es sich bei den Azaleen um elegante Sträucher von besonders gefälligem Aussehen, bei den Rhododendren manchmal auch um kleine Bäume. Die Blätter der Azaleen sind dichtwachsend, unempfindlich, gegenständig, mit kurzen Blattstängeln. Ihre Oberseite ist in der Mitte gerillt, grün und unbehaart, während die Unterseite haarig und hell ist. Die ein bis drei Blüten bilden sich an den Spitzen der Zweige; sie haben fünfteilige glockenförmige Blütenkelche in Rottönen. Sie blühen zwischen Mai und Juni mit kleinen, einfachen oder gefüllten Blüten.
Die Azalee als Bonsai
In Japan symbolisiert die Azalee (die unter dem Sammelbegriff „Satsuki“ bekannt ist) das Frühjahr. Genauso wie die Ahorne oder Kiefern zählt sie in ihrem großen Varietätenreichtum zu den am häufigsten für die Gestaltung von Bonsai verwendeten Pflanzen. Nicht zu Unrecht, denn die Azalee verfügt über viele positive Eigenschaften: Sie hat kleine Blätter, einen schönen Stamm mit glatter Rinde, sie bildet leicht ein gutes Nebari aus, zeigt schnelles Wachstum und vor allem verzweigt sie sich rasch und bildet schnell Etagen. Wegen der Leichtigkeit, mit der eine Azalee überall am Stamm austreibt, ist der drastische Rückschnitt eine häufig angewandte Gestaltungsmethode. Ein weiterer Aspekt, der die Azalee für die Kultur zum Bonsai besonders interessant macht, ist die Möglichkeit, sie in fast allen Stilen zu gestalten.
Vermehrung
Die schnellsten und effizientesten Methoden der Reproduktion sind Stecklinge und das Abmoosen. Die Vermehrung aus Samen ist weniger angezeigt, weil sie langwierig ist und die hohe genetische Variabilität nur unkontrollierbare Ergebnisse zulässt. Stecklinge schneidet man am besten zwischen Juni und Juli, und die Ergebnisse sind besser, wenn man frische Triebe aus dem unteren Teil des Baumes verwendet, der bekanntlich bei Azaleen stärker wüchsig ist. Der Steckling sollte eine Länge von 10 cm nicht überschreiten. Ratsam ist es, nur zwei oder drei auf die Hälfte der Fläche zurückgeschnittene Blätterpaare stehen zu lassen. Das vermeidet Probleme mit zu starker Verdunstung. Der Steckling aus einem frischen Trieb wird eher abgebrochen als geschnitten. Viel Material fällt bei der Triebselektion nach der Blüte an. Um die Wurzelbildung zu begünstigen, wird der untere Teil kurz in Bewurzelungshormone getaucht und dann in eine Schale ungefähr 2 cm tief gesteckt. In der ersten Zeit sind die Steckinge vor Sonne und Wind zu schützen. Eine Plastikfolie über der Anzuchtschale, die eine höhere Luftfeuchtigkeit erzeugt, beschleunigt die Wurzelbildung. Nach ungefähr zwei Monaten haben die Stecklinge Wurzeln geschlagen und können dann für die weitere Kultur in Einzelschalen umgepflanzt werden. Nach vielleicht einem Jahr kann mit der Gestaltung begonnen werden.
Die Vermehrung über Abmoosen, die ebenfalls zwischen Juni und Juli erfolgt, ist noch schneller. Der Vorgang ist einfach: Um den Stamm herum wird ringförmig ein Rindenstreifen entfernt. Am oberen Schnitt werden Wurzeln ausschlagen. Torfmoos wird aufgebracht und der ganze Bereich mit schwarzer Plastikfolie, die an den Enden festgebunden wird, abgedeckt. Sobald reichlich Wurzeln entstanden sind, wird unterhalb des abgemoosten Teiles abgesägt und der Schnitt mit Wundverschlusspaste behandelt. Dann wird der neue Baum in eine eher weite Schale gepflanzt. Es ist ratsam, die junge Pflanze mindestens zwei Jahre im gleichen Behälter zu belassen. In der Zwischenzeit kann man mit der Gestaltung beginnen.
Standort
In milden Klimazonen kann man die Azalee ruhig das ganze Jahr über draußen stehen lassen. In Zonen mit stärkeren Frösten sollte man sie jedoch schützen (z.B. in einem Kalthaus), wenigstens in den Frostperioden. Im Sommer ertragen Satsuki-Azaleen die hohen Temperaturen auch der wärmsten Tage recht gut. Aber auch dann ist es besser, sie vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Die Blätter nehmen sonst eine rötliche Färbung an und verlieren ihren Glanz fast vollständig. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Azalee einen gut belüfteten Ort bevorzugt. Möchte man sie, um ihre spektakuläre Blüte zu genießen, für eine kurze Zeit ins Haus stellen, kann man dies zwar für einen begrenzten Zeitraum tun, aber nicht länger als 4 Tage.
Gießen
Azaleen reagieren schlecht auf kalkhaltiges Wasser. Eigentlich sollten sie nur mit Regenwasser gegossen werden. Mangelt es daran, empfiehlt es sich, ein Produkt zu verwenden, das Wasser entkalkt. Was die Häufigkeit betrifft, mit der gegossen werden sollte, so ist zwischen verschiedenen Perioden zu unterscheiden: Während der Wachstumsperiode bis Ende Juli muss reichlich, nach der Blüte allerdings weniger reichlich gegossen werden. Vor allem das Besprühen der Blätter ist wichtig, wobei das wiederum während der Blüte zur Welke führt. Wichtig ist darauf zu achten, dass der Boden, auch in der Winterkälte, nicht völlig austrocknet, denn die feinen faserigen Wurzeln trocknen schnell aus.
Beschneiden
Da es sich um Pflanzen handelt, die sehr schnell wachsen, braucht die Entwicklung einer guten Verzweigung nicht lange. Vor der Blüte müssen die Triebe entfernt werden, die direkt nach oben oder unten wachsen. Bei einer bereits gestalteten Pflanze sollten auch die kräftigen Triebe geschnitten werden. Sobald der Baum vor der Blüte steht, werden die Knospen selektiert, um dem Baum übermäßigen Stress zu ersparen. Die Japaner empfehlen, alle 12-13 Jahre die Hauptäste komplett zu entfernen und von neuem mit der Formgebung zu beginnen, um die Pflanze zu revitalisieren und die bestmögliche Blüte zu erlangen. Während des Beschneidens ist darauf zu achten, dass die Spitze im Vergleich zu den anderen Teilen des Baumes weniger beschnitten wird. Der obere Bereich ist im Gegensatz zu anderen Pflanzenarten der Teil mit der schwächsten Wuchskraft und droht eher zu vertrocknen. Auch sollten dicke Äste nicht auf Astring (bis an den Stamm) abgeschnitten werden, denn Azaleen leiden unter Saftrückzug.
Drahten
Der beste Zeitpunkt für das Drahten ist nach der Blüte, weil die Struktur des Baumes nach dem Beschneiden besser sichtbar ist. In Japan verwendet man Kupferdraht, da er härter als Draht aus Aluminium ist und so, insbesondere was wirklich dicke Zweige betrifft, einen besseren Halt bietet. Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollte man nicht vergessen, dass das Holz der Azalee überaus brüchig ist. Andererseits ist die Rinde empfindlich, weshalb die jungen Triebe nicht sofort gedrahtet werden sollten. Eine Möglichkeit, beim Anbringen des Drahtes Narbenbildung auf der Rinde zu vermeiden, ist, den Draht mit Papierklebeband zu umwickeln. Sobald sich der Draht in die Rinde eindrückt, muss er ausgetauscht werden. Für das Gestalten sehr dicker und vitaler Äste sollte man keinen Draht, sondern Spannvorrichtungen benutzen.
Pinzieren
Wegen ihrer enormen Vitalität ist das Pinzieren von Azaleen besonders wichtig. Frische Triebe werden ausgebrochen oder mit der Schere gekürzt: Im Mai oder Juni, nach der Blüte, werden die frischen Einzeltriebe pinziert, sobald sie vier Blätter haben. Dabei werden zwei bis drei Blätter stehen gelassen. Bei Mehrfachtrieben bleiben dagegen nur zwei Triebe auf horizontaler Ebene stehen, die wiederum nur ein bis zwei Blattpaare behalten. Oft ist erneutes Pinzieren notwendig, wobei zwei bis drei Blattpaare von jeweils vier stehen bleiben. Dadurch wird die Bildung der Verzweigung weiter angeregt. Zu berücksichtigen ist, dass das Pinzieren bei der Azalee in der Praxis eine Kombination aus Pinzieren frischer Triebe und Auslichten verholzter Zweige ist. Diese Pflanzen tendieren zu starkem Wachstum im unteren Bereich, während die Spitze der schwächste Teil ist. Würden die Zweige normal zurückgeschnitten, entstünde ein beachtliches Ungleichgewicht zwischen der schwachen Spitze und den kräftigen unteren Ästen. Deshalb ist das fast vollständige Entfernen des neuen Wachstums an den unteren Ästen und Zweigen unverzichtbar.
Umpflanzen
Der beste Zeitpunkt für das Umpflanzen ist sofort nach der Blüte. Junge Exemplare sollte alle zwei Jahre umgepflanzt werden, während bei den reiferen ein entsprechender Eingriff alle drei bis vier Jahre ausreichend ist. Die Azalee verkraftet das Beschneiden der Wurzel gut und entwickelt nach dem Vorgang meistens schnell neue Kapillarwurzeln. Vor dem neuen Einpflanzen muss die Erde vor allem im Mittelteil unter dem Stamm des Baumes mit besonderer Sorgfalt entfernt werden. Dort sind oft verrottete Wurzeln und trockene, kompakte Erde zu finden. Ein optimales Substrat besteht aus Kanuma, Lavagranulat und Flusskies zu gleichen Teilen.
Düngen
Die Azalee braucht wie alle Bonsai Nahrung, weshalb sie mit organischen Düngekugeln (hanagokoro) gedüngt wird. Von Zeit zu Zeit sollte man auf einen möglichen Eisenmangel achten, den dieser Baum bevorzugt sauren Boden. Um eine prächtige Blüte zu erhalten, sollte bereits zu Beginn des Frühlings bis zu einem Monat vor der Blüte gedüngt werden. Direkt danach kann diese dann wieder aufgenommen werden.
Krankheiten
Krankheiten und Schädlinge, die Azaleen am häufigsten betreffen, sind: Schildläuse, Blattläuse, Milben, Spinnmilben und die Blattfleckenkrankheit. Um zu vermeiden, dass diese Parasiten die Pflanze angreifen, reicht es normalerweise, die Regeln für eine gute Kultur und Pflege zu beachten. Besonders der Standort und das Gießen sind wichtige Faktoren für gesunde, widerstandsfähige Pflanzen. Sollten dennoch Krankheiten oder Schädlinge auftreten, können sie mit den entsprechenden Pflanzenschutzmitteln leicht bekämpft werden.