In unseren Breiten ist die Forsythie der erste Blütenstrauch, der das Eintreffen des Frühlings ankündigt. Sie gehört zur Gruppe der Oleaceae. Es handelt sich um eine Gattung mit nur vier Spezies, die aus China, Japan und Albanien stammen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die chinesische Forsythie in Europa eingeführt. Ihren Namen hat sie zu Ehren von Herrn Forsyth. Dieser lebte zwischen 1737 und 1804 und war der Leiter der Königlichen Gärten von Kensington, England.
Die Forsythie ist wegen ihrer dekorativen Eigenschaften eine besonders beliebte Pflanze. Außer in privaten Gärten findet man sie auch häufig in öffentlichen Parkanlagen. Die reiche Blüte macht aus ihr einen prächtigen Strauch, der sich über und über mit goldgelben Blüten bedeckt. Die Form der Blüten offenbart sich in der englischen Bezeichnung „Golden bell“; das trifft auch auf die deutsche Bezeichnung „Goldglöckchen“ zu.
Morphologisch gesehen hat dieser Strauch, dessen mittlere Höhe zwischen zwei und vier Metern schwankt, große, abfallende, gegenständige Blätter. Sie verfügen über Blattstängel, sind gezahnt oder glattrandig, einfach oder gefiedert. Der größte Teil der Blütenknospen, die später einen tief gelappten Kelch ausbilden werden, entwickelt sich frühzeitig, d.h. noch vor den Blattknospen. Die in einer Springkapsel eingeschlossenen Früchte haben mehrere geflügelte Samen. Die Zweige sind länglich, fein und innen hohl. Diese Spezies, die wegen ihres sehr frühen dekorativen Effektes so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, muss oft für diese besondere Eigenschaft bezahlen: Wenn ein unerwarteter klimatischer Rückfall nächtliche Fröste verursacht, bedeutet das den Verlust der prächtigen Blüte.
Die Forsythia als Bonsai
Da die Forsythie auch in der Bonsaikultur reichlich und prachtvoll blüht, wird sie auch hier besonders geschätzt. Eine weitere für die Gestaltung interessante Eigenschaft ist ihre ausgesprochen große Vitalität. Die Forsythie wird oft in der Form eines Mehrfachstammes gestaltet, weil die vielen Wurzeltriebe, die aus dem Ansatz des Stammes sprießen, sich so optimal nutzen lassen. Ihre natürliche Anlage, den Stammansatz schnell zu verbreitern, macht aus ihr ferner ein hervorragendes Material für die Gestaltung als Einzelstamm. Der leicht zu erreichende große Stammdurchmesser kann zu der Idee verführen, die Äste herabhängend zu gestalten. Wenn man diese Spezies aber aufmerksam in ihrem natürlichen Habitus betrachtet, kann man feststellen, dass sie nur an den Zweigen blüht, die nach oben wachsen, weshalb eine zarte und elegant ansteigende Bewegung des Ast- und Zweigwerks die beste Lösung ist.
Vermehrung
Die Reproduktion der Forsythie ist, vor allem was die Stecklingsvermehrung angeht, ausgesprochen einfach. Das Pfropfen oder Abmoosen wird dagegen wenig angewandt. Die Stecklinge können während der gesamten Wachstumsperiode geschnitten werden und haben idealer Weise eine Höchstlänge von 8-10 cm. Die Vorgehensweise beim Steckling schneiden ist einfach: Mit einem gut geschliffenen Messer werden zwei Schnitte von 45° unmittelbar unter dem Knoten eines kleinen Zweiges gemacht. Schnitte und Hohlraum werden dann mit Wundverschlusspaste oder Wachs verschlossen. Nach dem Aufbringen von Bewurzelungshormonen wird der Steckling in einen zu 50% aus Akadama und 50% aus Sand gemischten Boden, der eine gute Drainage garantiert, gepflanzt. Um übermäßige Verdunstung zu verhindern, wird empfohlen, die Blätter auf die Hälfte zurückzuschneiden und diejenigen ganz zu entfernen, die sonst im Boden eingegraben würden. Das Substrat wird immer feucht gehalten, in den Halbschatten gestellt und vor Wind geschützt. Das erleichtert einen guten Austrieb. Sobald das neue Wachstum sichtbar wird, muss reichlich gegossen werden, damit die jungen Blätter nicht austrocknen.
Das Pfropfen ist nur dann sinnvoll, wenn bestimmte Eigenschaften kombiniert werden sollen. Der für diese Arbeit beste Zeitraum ist die winterliche Ruhezeit. Damit dieser Eingriff erfolgreich wird, muss der Zweig, der gepfropft werden soll, sorgfältig ausgewählt werden. Im Allgemeinen werden Endtriebe ausgesucht, da ihr Holz eine für diese Reproduktionsmethode bessere Qualität hat. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass diese frischen Triebe nur einen geringen Grad der Verholzung aufweisen, was sie für Fröste und Angriffe von Parasiten oder Krankheiten anfälliger macht. Eine andere Methode der Reproduktion, die sich bei den Forsythien anwenden lässt, ist das Abmoosen. Sie verspricht jedoch nur bei Wurzeln Erfolg. Äste, die ja innen hohl sind, sind für diese Methode zu brüchig. In der Natur vermehrt sich diese Spezies oft von selbst über Ableger: Wenn die Pflanze ausgewachsen ist, berühren die Zweige den Boden und bilden Wurzeln, die die Grundlage eines neuen Strauches sind.
Standort
Der beste Platz für die Pflanze ist mitten in der Sonne, aber an einer gut gelüfteten Stelle. Die Spezies ist sehr resistent und fürchtet die winterlichen Temperaturen nicht, auch wenn der Winter sehr streng ist. Das einzige Problem sind späte Fröste, die, wie bereits erwähnt, zum frühzeitigen Verlust der prächtigen Blüte führen können. Eine gute Lösung ist sicherlich, die Pflanze während der nächtlichen Stunden unter ein Vordach oder unter eine Bank zu stellen.
Gießen
Was die Versorgung mit Wasser betrifft, so entsprechen die Anforderungen der Forsythie denen der meisten Bäume und Sträucher: In der Wachstumsperiode ist für tägliches Gießen zu sorgen, während die Intensität im Winter abnimmt. In den kalten Monaten und im Sommer ist darauf zu achten, dass der Boden nie vollständig austrocknet. Andernfalls könnten sich aus den Zweigen oder dem Stamm Luftwurzeln entwickeln, die, wenn sie nicht sofort entfernt werden, zu unschönen Verdickungen führen. Die Blätter verlieren bei Wassermangel ihre Prallheit, durch reichliches Gießen normalisieren sie sich aber wieder.
Beschneiden
Da sich die Blütenknospen am Ende der Zweige bilden, sollten die Spitzen der Triebe bis gegen Ende Mai beschnitten werden. Nach dem Verblühen müssen die verwelkten Blüten entfernt und die Zweige beschnitten werden. Dabei ist es wichtig, immer auch Blattknospen stehen zu lassen, damit der Zweig nicht verloren geht. Eine Besonderheit dieser Pflanze ist, dass sich die Blattknospen an den Stellen bilden, an denen zuvor die Blüten standen. Bleiben die Blüten zu lange stehen, können sich diese Knospen nicht angemessen entwickeln. Will man also eine hervorragende Silhouette erreichen, darf man diesen wichtigen Aspekt des Beschneidens nicht außer Acht lassen. Die Forsythie bildet Wurzelschösslinge. Um eine geordnete Struktur zu erhalten, sollten sie entfernt werden, sobald sie sich bilden. In der Strukturierungsphase sollte auf die Blüte verzichtet und erst Ende August zurückgeschnitten werden. Sobald die Grundstruktur erreicht ist, kann man sich dann ganz auf die Blüte konzentrieren.
Drahten
Solange es mit der notwendigen Sorgfalt geschieht, kann das ganze Jahr über gedrahtet werden. Gut ist es, mit Kreppklebeband umwickelten Aluminiumdraht zu verwenden, der etwas dicker als notwendig sein sollte, damit der punktuell auf die Zweige ausgeübte Druck nicht zu groß und das Biegen nicht zu drastisch wird. Es ist immer besser, Zweige, die nicht an geeigneter Stelle wachsen, zu beschneiden als die Richtung durch Drahten zu ändern. Dabei darf man nicht vergessen, dass nur solange die Zweige noch zart sind, überhaupt gedrahtet werden kann, das heißt, solange sie nicht stärker als 0,5 cm sind.
Pinzieren
In den Monaten Juni und Juli sollte der Baum aufmerksam beobachtet und dabei die Blütenknospen der Zweige, die keine Blattknospen entwickelt haben, mit der Pinzette entfernt werden. Diese Arbeit sorgt dafür, dass die Pflanze vor den Austrieb Blattknospen an den Zweigen bildet, die zuvor nur Blütenknospen trugen. Die Zweige, die zu kräftig wirken, werden entfernt.
Umpflanzen
Das Wurzelwachstum dieser Spezies ist beachtlich, vor allen bei den jüngeren Bäumen. Wenn die Bäume in zwei aufeinander folgenden Jahren nicht umgepflanzt werden, entzieht das kräftige Wachstum des Wurzelapparates der übrigen Pflanze die Energie. Daraus ergibt sich, wie wichtig es ist, die Bäume in ihren ersten Lebensjahren jährlich umzupflanzen. Sind die Exemplare etwas älter, kann man den Rhythmus auf zwei Jahre ausdehnen. Der ideale Zeitpunkt ist direkt nach der Blüte. Das beste Substrat besteht aus 60% Akadama und 40% Lavagranulat.
Düngen
Nach der Blüte beginnt die Versorgung mit Dünger, die bis zum Abfallen der Blätter anhält. Alle drei bis vier Wochen wird, abgesehen von den heißesten Monaten, sich langsam auflösender, organischer Dünger gegeben. Auch im Herbst sollte, wenn auch nur leicht, gedüngt werden.
Krankheiten
Soweit man ihnen die richtige Pflege angedeihen lässt und sie richtig aufstellt, sind die Forsythien eine gegenüber Parasiten und Krankheiten besonders resistente Spezies. Dennoch leiden sie unter Blattlausbefall.