„Japanese Gardens“ von Geeta K. Mehta und Kimie Tada mit Fotografien von Noboru Murata und „Alles, was scharf macht“ von Egon Binder
Wenn Sie, obwohl Sie gesehen haben, dass ich ein Gartenbuch bespreche, diese Sätze lesen, werden Sie ein wunderbares Buch kennenlernen, das zwar in englischer Sprache vorliegt, dessen Bilder den Betrachter aber manchmal vor Staunen sprachlos machen. Also: Weiterlesen! Am Ende steht dann auch, was scharf macht.
Trotz meiner lockeren Einleitung kann ich mir vorstellen, dass viele von Ihnen eher skeptisch einem weiteren Buch über japanische Gärten gegenüberstehen. Die unüberschaubare Fülle der Veröffentlichungen zu diesem Thema kann abschrecken, sich einem weiteren Buch dieser Kategorie zuzuwenden. Was soll es da schon Neues zu sehen oder lesen geben?
Das Buch ist einfach aufgebaut: Gut 200 Seiten teilen sich auf in eine Art Einleitung, die die unvermeidliche Beschreibung der Entwicklung der jap. Gartenkunst beinhaltet. Dann folgen jeweils Kapitel über Tempelgärten, Privatgärten und öffentliche Gärten. Am Schluss findet sich ein Glossar der Gartenbegriffe in Japanisch-Englisch und eine Danksagung. Die wenigen Seiten Einleitung sollte man in diesem Fall nicht überspringen, auch wenn die allgemein bekannte Entwicklungslinie der jap. Gärten erneut dargestellt wird, denn so gerafft und trotzdem kenntnisreich habe ich diese Entwicklung noch nicht vorgestellt bekommen. Die groben Linien werden aufgezeigt, einige Namen genannt, aber vor allem werden die für die jeweilige Periode vorherrschenden Prinzipien erläutert. Der Autor scheut sich auch nicht, die modernen Formen der Gartengestaltung, die mit Beton und ohne Leben auskommen müssen, zu bedauern und vorzuschlagen, sich diese trostlosen Orte als Gärten vorzustellen, die die Lebendigkeit traditioneller Gärten nicht verleugnen. Auch ordnet er die symbolischen Bedeutungen nach ihrem Stellenwert ein. In den traditionellen Gärten gäbe es zwar vieles zu enträtseln, aber sie sind auch einfach in ihrer Schönheit und somit auch für alle Menschen mit einem Sinn dafür zu verstehen. Diesen Text zu lesen hilft zu tieferen Einsichten in der Frage „Was ist ein guter Bonsai?“.
Dieses Buch ist der eher traditionellen Sicht auf jap. Gartenästhetik gewidmet. So finden sich auch die Gärten dargestellt, die unzweifelhafte Schätze dieser Kunst sind. Viele haben von diesen Gärten gehört und Bilder gesehen, vielleicht sogar schon selbst einen Blick auf sie geworfen. Die Fotos sind ausgezeichnet und heben die Besonderheit jedes dieser fantastischen Orte noch hervor.
Ich möchte jedoch fast ans Ende des Buches springen, um einen doch etwas anderen Garten zu erwähnen: Shunka-en, den Bonsaigarten von Kunio Kobayashi. In der letzten Ausgabe habe ich Michael Hagedorns Buch „Post Dated“ über seine Lehrzeit bei diesem Meister in diesem Garten rezensiert. Der Leser erfährt hier nun mehr über Herrn Kobayashi und dessen Hintergrund und Anliegen. Es wird auch deutlich, dass Bonsai als Quintessenz der Gartenkunst verstanden werden kann. Der Autor macht auch in diesem Kapitel, dessen Fotos den winterlichen Garten mit seinen beeindruckenden Bonsai zeigen, klar, worauf es ankommt. Wichtig ist, und dieser Aspekt wird auch im Westen immer mehr zur Kenntnis genommen, wie ein Bonsai gezeigt wird – seine Verfeinerung, die Schale, die Präsentation. Ein Bonsai ist sein eigenes Universum, das er erzeugt und neben dem alles beiseite tritt. Einen Sinn dafür zu entwickeln, dazu kann dieses Buch beitragen.
Ach ja, zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp zu einem trivialen Thema. Egon Binder hat einen knackigen Titel für eine einfache, aber wichtige Sache gefunden: Wie schärft man seine Werkzeuge? Der Autor ist, das spürt man sofort beim Blättern durch dieses empfehlenswerte Büchlein des Ulmer Verlags, ganz vernarrt in dieses Handwerk und es gelingt ihm, die gut 100 Seiten prall mit praktischen Informationen zu füllen. Alles, was stumpf werden kann, wird von ihm geschärft – bis hin zum Angelhaken. Speziell mit unseren japanischen Scheren und Zangen befasst er sich zwar nicht, aber die Methoden des Schleifens lassen sich mit diesem Buch verstehen und üben. Denn auch das Scharfmachen will gelernt sein.
Alles, was scharf macht. Messer, Scheren, Werkzeuge schärfen.
Binder, Egon.
121 Seiten. 13 cm x 19 cm, durchweg farbig, 9,90 Euro.
Japanese Gardens – Tranquility, Simplicity, Harmony (US-Import).
Mehta/Tada/Murata.
208 Seiten, 23,5 cm x 25 cm, durchg. farbig, engl., Hardcover, 34,90 Euro.
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