"Junipers", Bonsai Today Masters’ Series

Mit diesem Titel und der Ergänzung „Growing & Styling Juniper Bonsai“ ist klar, dass es sich um ein englischsprachiges Buch zur Gestaltung und Pflege von Wacholdern handelt. Es ist in diesem Jahr im Stone Lantern Verlag in den USA erschienen und ergänzt als zweiter Band der Masters’ Series den 2005 erschienenen Titels „Pines“, der sich mit Kiefern befasst.

 

Unsere langjährigen Leserinnen und Leser werden viele der Artikel kennen, deren Zusammenstellung dieses Buch ergibt. Bonsai Today war das Schwesterblatt der BONSAI ART in den USA und basierte auch auf der japanischen Fachzeitschrift Kindai Bonsai. Den größten Teil der 175 Seiten machen also ältere Artikel von Kimura, Kobayashi, Kaneko und Co. aus. Neben diesen kann man aber auch eine Gestaltung von Udo Fischer sehen, Harry Hirao und Ernie Kuo vertreten dazu die Vereinigten Staaten. Die Japaner stellen jedoch die allermeisten Artikel. Deren Inhalte decken alle Bereiche von Vermehrung über Pflege und Gestaltung bis hin zu besonderen Techniken ab. Auch zu Shohin lässt sich etwas finden. Auf den letzten 15 Seiten kann man eine Galerie von Wacholder-Bonsai bewundern. Auch das Buch über Kiefern ist so aufgebaut.
Worin liegt nun das Besondere an dieser Veröffentlichung? Es gibt bzw. gab zwar schon spezielle Pflegeanleitungen für Wacholder, aber dieser DIN A4- Band im Softcover bietet eine Fülle von Informationen rund um diese Gattung, die man sich bisher zusammensuchen musste. Das ist das große Plus dieses Buches. Da die einzelnen Artikel nicht aufbereitet sind, stößt man jedoch auch auf einige Wiederholungen. Zeitschriftenartikel sind ja meist so verfasst, dass sich darin der Prozess der Gestaltung und Pflege wiederfindet. So geht es in den meisten Artikeln auch um’s Drahten und Umtopfen, Techniken, die man nach einigen Wiederholungen „mitsingen“ kann. Da merkt man, dass die Herausgeber sich der Aufgabe, eine Monografie zum Thema Wacholder zu verfassen, nicht gestellt haben. Sei’s drum! Auf der anderen Seite fehlt es wiederum an grundsätzlichen Basisinformationen für blutige Anfänger im Bonsaigeschäft. Für diese ist das Buch zu speziell und auch zu komplex, worauf die Herausgeber jedoch auch hinweisen.
Wenden wir uns nun einem besonders interessanten Artikel zu. Damit meine ich eine Arbeit von Kimura, der einen verwahrlosten J. procumbens zu einem Bunjin gestaltet (aus BONSAI ART 52, S. 22 ff). Der Baum ist schwach und das zeigt er in seinen untersten Ästen. Kimura entscheidet sich in diesem Fall, die jahrelange Schwäche des Baumes zu einer Stärke umzudefinieren. Bunjin strahlen, anders als die meisten Bonsai, oft etwas Verlottertes, Zerzaustes aus. Will sagen: Überlebt hat der Baum zwar, aber nur eben gerade und nicht sehr wohl. Das bringt dieser Wacholder also schon mit. Der unterste, fast tote Ast wird entfernt. Der nächste ist auch sehr schwach, wird mit seiner dünnen, offenen Belaubung jedoch zum Prototyp aller folgenden Äste. Die Spitze der Krone muss stark ausgedünnt werden, damit die Proportionen der Belaubung sich an den schwachen ersten Ast anpassen und der Bunjin insgesamt zwar über schwach erscheinende, aber ausgewogene Grünbereiche verfügt. Der wichtigste Ast (Sashi-eda), der auch die Bewegung des Baumes aufnimmt und fortführt, ist in diesem Fall nicht der erste Ast – der ist dafür zu klein und zu schwach – sondern der dritte Ast. Er ist auch der am weitesten ausgreifende und üppigste, wenn man bei diesem wettergegerbten Gesellen überhaupt von üppig sprechen will. Bei einer Gesamthöhe von 84 cm ist der Wacholder trotzdem immerhin 60 cm breit. Dieser Bonsai erzeugt genau das Gefühl, dass den Bergwanderer erfasst, wenn er auf einer kargen Hochfläche auf einen mehr tot als lebendig erscheinenden Baum trifft, dessen Leben als eine interessante Geschichte von Wind und Wetter zu erzählen wäre. In diesem Buch finden sich denn auch viele Geschichten vom Bonsaiwerden verschiedener Wacholder.
Im Buch „Pines“ derselben Reihe ist das ebenfalls so, nur dass es um Kiefern (Jap. Schwarz- u. Mädchenkiefer) geht. Beide sind voller Informationen, die man sich jedoch im Detail erst aus den einzelnen Texten herausfiltern muss. Im Moment gibt es jedoch keine Alternative zu diesen Kompendien im Bereich Wacholder und Kiefern. Allerdings sind rudimentäre Kenntnisse der englischen Sprache vorauszusetzen.

Junipers.Bonsai Today Masters’ Series
184 Seiten, 21,5 cm x 28,5 cm, durchgehend farbig, Softcover, 29,90 Euro.