„Planet Bonsai 1“, DVD der mbcpro Film- und Medienproduktion mit zwei Episoden Bonsaitechniken von Hans Kastner
Lange hat sich niemand mehr an die Herstellung von Videos gewagt, die sich mit der Technik des Bonsai beschäftigen. Ausstellungsvideos oder allgemeine Anleitungen werden verschiedentlich auf Silberscheiben angeboten, aber die Demonstration von speziellen Formen der Bearbeitung zu zeigen – wie in diesem Fall das Umtopfen und der Wundverschluss – ist als DVD kaum zu finden. Der Verlag möchte zudem eine ganze Reihe von Bonsai-Videos veröffentlichen.
Auffällig ist die „geringst mögliche“ Ausstattung. Eine bedruckte Scheibe in einem Plastikcover, das ist alles! Auch die beiden Episoden sind mutterseelenallein auf der Scheibe. Kein Booklet, kein Bonusmaterial. Wer manche aufwändig gemachte DVD aus dem Musikbereich kennt, wird von diesem kargen „Planet Bonsai“ vielleicht etwas enttäuscht sein. Nachdem Sie nun wissen, was Sie nicht bekommen, schauen wir einmal, was Sie bekommen, wenn Sie diese DVD kaufen.
Hans Kastner ist ein Veteran der deutschen Bonsaiszene. Ein Mann mit viel Erfahrung aus Jahrzehnten täglichen Umgangs mit seinen Bonsai. Seine Satsuki-Azaleen zählen zu den besten im Land. Von solch einem Experten kann man einiges lernen, und das ist die Stärke dieser Videos.
Wie gesagt sind zwei vollkommen voneinander unabhängige Kapitel zu finden:
1. Umtopfen eines Chinesischen Wacholders
2. Wundverschluss bei einem Dreispitzahorn
Beginnend mit dem Umtopfen erlebt der Betrachter die Bearbeitung eines Chin. Wacholders (Juniperus chinensis), der in einer Nebenrolle auch schon einmal in der BONSAI ART abgebildet war. Er gehört zu einer Gruppe von vier Wacholdern, die Helmut Rüger in den 80er-Jahren importiert hat. Dieser hat einen davon behalten und die Umgestaltung in BONSAI ART 107 vorgestellt. Im Rahmen dieses Artikels findet sich auch ein kleines Bild von Kastners Baum. Den dritten der ähnlichen Wacholder besitzt Udo Fischer, der vierte ist verschollen.
Die Bearbeitung des Wurzelballens wird chronologisch verfolgt und von Kastners Kommentaren begleitet. Das Umtopfen selbst ist im Bonsai ein Standardverfahren und auch in diesem Fall passiert nichts grundlegend anderes. Vor der Arbeit stellt Kastner jedoch sein Werkzeug vor, und diese Gerätschaften erschließen ihm doch neue Möglichkeiten. Scharfe Messer, die einer Hippe gleichen, nutzt der Autor, um auf spezielle Weise den Ballen aus der Schale zu lösen. Eine abgerundete dreizinkige Gabel mit gebogenen Spitzen dient dem schonenden Ausräumen des alten Substrates. Im Plauderton erfährt man zudem bestimmte Einschätzungen und Vorstellungen über die Ballenentwicklung, dessen Bearbeitung und was dabei wichtig ist und was nicht. Hier spricht Hans Kastner mit großer Sicherheit, die er im Umgang mit diesem Wacholder gewonnen hat. Diese vielen kleinen Tipps kann er nun weitergeben. Sei es das Substrat (Kiriu), dass er für gut hält und nicht aussiebt, oder die Art, wie er den Baum in der Schale fixiert – es gibt eine Begründung, die seiner Erfahrung entstammt. Mancher mag andere Prioritäten setzen, aber hier erfährt man, wie Hans Kastner übers Umtopfen denkt.
In der zweiten Episode erleben wir denselben Aufbau: Die Bearbeitung eines Dreispitzahorns (Acer buergerianum) wird gefilmt und der Autor kommentiert seine Arbeitsschritte.
Wie im ersten Kapitel wird eine bestimmte Bearbeitung gezeigt. Diesmal wird ein großer Hohlraum im Stamm des Ahorns verschlossen. Eine spezielle und eher selten nötige Tätigkeit. Kast-ner verwendet dazu Schnellzement, mit dem er die große Stammöffnung verschließt, nachdem er den Hohlraum mit Splitt gefüllt hat. Seine Beobachtung, dass ein Dreispitzahorn innerhalb kurzer Zeit große Wunden überwallen kann, ermutigt ihn zu der Vorhersage, dass das Loch von der Größe eines Bierdeckels in vier Jahren verschlossen sei. Auch in dieser Episode gibt Kastner viele detaillierte Kenntnisse zum Wundverschluss bei Ahornen preis und rät zum furchtlosen Umgang mit den Techniken. Die Sicherheit, mit der er seine Ratschläge gibt, kann auch dem Anfänger dazu verhelfen, sich an scheinbar schwierige Aufgaben heran zu wagen.
Letztlich erfasst die DVD zwei sehr begrenzte Aspekte der Bonsaigestaltung und -pflege, diese jedoch sehr ausführlich und in persönlichen Erfahrungen fundiert. Zu hoffen ist, dass es binnen nicht allzu langer Zeit eine Erweiterung der Reihe gibt, um die vielfältigen Techniken und Methoden in der Bonsaibearbeitung genauer darzustellen.
{ln:Planet Bonsai 1 'Planet Bonsai 1}
Laufzeit ca. 90 Minuten. Format: 16:9. Sprache: Deutsch. 24,95 Euro
Erschienen in {ln:BONSAI ART 109 'BONSAI ART 109}