"Gartenhandbuch Steingartenpflanzen“ und "Schädlinge & Krankheiten“
von der Royal Horticultural Society
Die Vorstellung von Büchern an dieser Stelle, die nur mittelbar etwas mit Bonsai zu tun haben, ist natürlich auch dem Mangel an interessanten Neuerscheinungen im eigentlichen Themenschwerpunkt geschuldet. Sie ist jedoch beileibe kein Notprogramm, sondern für mich das Überschreiten der manchmal etwas engen Begrenztheit auf "nur Bonsai". Es ist der Blick "über den Tellerrand", besser "über den Gartenzaun", um Bonsaipraxis einzubinden in Gartenpraxis. So können Sie von den vielen Erfahrungen profitieren, die Generationen von Gärtnern in Europa gesammelt haben.
Bekannt und berühmt für dieses Wissen sind die Briten. Speziell die Royal Horticultural Society hat einen ausgezeichneten Ruf und lässt ihre deutschsprachigen Bücher meist vom internationalen Verlag Dorling Kindersley herausbringen, so auch die beiden Rezensionsbücher.
Englische Gartenbücher haben ein typisches Layout: Sie sind um Genauigkeit bemüht, wollen aber nicht zu streng oder steif wirken. Meist sieht das dann so aus, dass viele Detailfotos gebracht werden, freigestellt vor weißem Hintergrund. Das Buch über Schädlinge und Krankheiten ist typisch für dieses Layout. Das Gartenhandbuch, das ich zuerst besprechen möchte, folgt diesem Muster nicht ganz, denn die vielen Fotos werden im uns vertrauteren Rechteckformat verwendet. Dem Charakter dieses Nachschlage- und Bestimmungsbuches entspricht das jedoch auch mehr. Dieses Buch bleibt nicht bei einer abstrakten Auflistung von Steingartenpflanzen, sondern wird ganz praktisch für den, der sich solch einen Garten anlegen will. Was sind aber eigentlich Steingartenpflanzen? Meist sind es alpine Stauden, die in einem nachgebildeten Gebirgsausschnitt arrangiert werden. Hier liegt die Verbindung zu unserem Hobby. Die Begleitpflanzen (Shitakusa) und sogar der erweiterte Bonsaibegriff, der auch Wildgräser in Schalen einbezieht (Kusamono), rekrutieren sich aus dem Pflanzensegment, das in diesem Buch behandelt wird. Manche der heimischen Pflanzen kennen wir von unseren Bergspaziergängen. Wir finden sie auf Almen, in Bergwäldern und bis hinauf in die unwirtlichen Felsregionen, wo sie die Begleiter der Bäume sind, die oft Vorbild, manchmal konkretes Material für unsere Bonsai sind.
Das Buch führt 450 dieser Pflanzen auf, ordnet sie nach Größe und interessantester Jahreszeit, wodurch die wichtigsten Orientierungen für die Pflanzung im Garten gegeben werden. Ergänzt wird diese Liste durch Sonderartikel, die gärtnerisch besonders interessante Arten hervorheben. Alles ist auf die Bedürfnisse eines Gärtners angelegt, dessen Planung eines Steingartens vorliegt, und der nun nach Farben und Größen seine Bepflanzung aussuchen möchte. Diesem Zweck dient auch die Liste mit Vorschlägen für besonders robuste Arten. Weiter bietet das Buch Tipps von der Anlage eines Steingartens über Vermehrung und Pflege bis hin zum Selbstbau eines Pflanztroges aus Kunsttuff. Gut 190 Seiten im DINA5-Format sind randvoll mit sicheren Informationen, die auch dem Bonsaigärtner hilfreich sind.
Das zweite Buch, "Schädlinge & Krankheiten", kommt im typischen Layout britischer Gartenbücher daher. Wie unter dem Mikroskop treten uns die schrecklichen Folgen eines Pilzbefalles oder die gruselige Brut des Dickmaulrüsslers entgegen. In diesem Buch ist alles, was man sonst oft nur beschrieben findet, auch im ? sogar schönen ? Bild dargestellt.
Der Aufbau? Nach einer kurzen Einführung erklärt das Buch sich selbst, indem es beschreibt, wie man es am besten benutzt. Hier erfährt der Leser, dass er auf drei Arten suchen kann: Nach Schadbild, nach Pflanze oder nach Problem. Das sind auch schon die drei Hauptteile des Buches, die durch einen Teil über die Wechselwirkung von Schäden und Gartengesundheit sowie einen Nachschlageteil, der Pflanzenschutzmittel beschreibt, ergänzt werden.
Die Schadbilder sind sicher das Pfund, mit dem dieses Buch besonders wuchern kann, denn hier findet man die bunte Vielfalt der Krankheiten, Schäden und Störungen unglaublich liebevoll in wunderschönen Bildern wiedergegeben und damit sehr gut identifizierbar. Der Mittelteil, farblich gut abgesetzt, ist eine detailreiche Auflistung zu den einzelnen Krankheiten und Schädlingen und bietet Erklärungen zu Ursachen und Maßnahmen. Der dritte Teil führt die Pflanzen und ihre Probleme mit entsprechenden Seitenverweisen auf.
Alles in allem ist dieses nahezu DINA4 große und hart eingebundene Buch eine wirkliche Hilfe für das Erkennen von Problemen. Es versteht sich modern ökologisch, indem es die Zusammenhänge von Schaden und Schwäche sieht. Starke Pflanzen werden meist nicht krank oder befallen.
Beide Bücher bestätigen das positive Vorurteil, dass die Briten praktische, informative und nicht zuletzt schöne Gartenbücher machen. Empfehlenswert!
Steingartenpflanzen:
190 Seiten, 15 cm x 21,5 cm, durchweg vierfarbig, Broschur, 12,90 Euro
Schädlinge & Krankheiten:
224 Seiten, 20 cm x 27 cm, durchweg vierfarbig, Hardcover, 24,90 Euro