Der Bildband der „Kokufu-ten 2014“
Seit Februar konnte man bereits zahlreiche Fotos von der 88. Kokufu-ten im Internet begutachten, der wichtigsten Leistungsschau in Sachen Bonsai weltweit. Diese Bilder vermittelten den Eindruck, dass es dieses Jahr eine Steigerung im Vergleich zur 87. Kokufu-ten gegeben hat. Mit entsprechend großen Erwartungen konnte man sich auf den Bildband aller Ausstellungsbäume freuen.
Auch dieses Jahr erscheint der Kokufu-ten-Bildband im gewohnten Layout und Format mit Schutzumschlag und Schuber. War der letztjährige Band mit 216 Seiten und etwa 200 Bonsai dünner als seine Vorgänger, so kehrt sich dieser Trend nun um.
Im Metropolitan Art Museum in Tokyo wurden im zweiten Jahr nach dem Umbau diesmal 340 Exponate präsentiert. Der erste Teil mit 170 Präsentationen war vier Tage zu sehen, dann wurden diese innerhalb von zwei Tagen abtransportiert und durch den zweiten Teil mit ebenfalls 170 Exponaten ersetzt. So ist der diesjährige Bildband mit 360 Seiten erheblich umfangreicher als der letztjährige.
In der Ausstellung wurden die Bonsai auf lebhaft türkisfarbigen Stoffbahnen aufgestellt und mit rosa getöntem Licht beleuchtet, für das Buch jedoch wurden sie konventionell auf Tatamimatten vor meist weißem, in einigen Fällen vor dunklem Hintergrund fotografiert.
In beiden Teilen der Ausstellung waren jeweils fünf wunderbare Shohin-Displays enthalten, Mame-Bonsai jedoch waren nicht vertreten.
Aus Teil 1 der Ausstellung wurden fünf Bäume mit dem Kokufu-Preis ausgezeichnet und aus Teil 2 erhielten sechs Bäume die begehrte Auszeichnung, insgesamt sechs Nadel- und fünf Laubbäume.
Auch über die gesamte Ausstellung betrachtet, sind die Koniferen wie gewohnt zahlenmäßig ein wenig stärker vertreten, aber die gezeigten Laubbäume stehen ihnen qualitativ in nichts nach.
Unter den vielen herrlichen Bonsai fand ich zwei persönliche Favoriten. Zum einen beeindruckte mich der ausdrucksstarke und sehr natürlich wirkende streng aufrechte Igelwacholder auf Seite 210 besonders. Nachdem der Juniperus rigida in den vergangenen Jahren etwas aus der Mode gekommen ist, fallen Exemplare wie dieses auf. Zum anderen bezauberte mich der einzigartige Kiyohime-Fächerahorn auf Seite 250, der mit seiner unglaublichen Verzweigung und Reife eine seltene Perfektion erreicht.
2014 ist es drei Nicht-Japanern geglückt, Bäume auf der Kokufu-ten auszustellen. Doug Paul aus Pennsylvania, USA, S. 102, Frank Cucchira aus New Jersey, USA, S. 150, und Bruno Beltrame aus Italien, S. 152, präsentierten jeweils einen Shimpaku-Wacholder. Der Baum von Bruno Beltrame gewann einen der begehrten Kokufu-Preise und ist als „Wichtiges Bonsaimeisterwerk“ registriert.
In diesem Jahr gibt es eine breite Vielfalt von Formen und Stilen, traditionelle und modern wirkende Gestaltungen, ruhige und dynamische Bäume. Auffallend sind eine Reihe von Mehrfachstämmen, Floßformen und Wäldchen aus Nadelbäumen sowie viele schöne Halbkaskaden. Durchweg alle Bäume wirken gefällig und harmonisch, es gibt in diesem Jahr keine irritierenden oder gar provozierend aus dem Rahmen fallende Kreationen.
Auch der Kokufu-Bildband Nr. 88 ist wieder bestes Anschauungsmaterial und Inspiration für den anspruchsvollen Bonsaifreund, diesmal besonders umfangreich auf 360 Seiten.
Kokufu 88, Ausstellung 2014.
360 Seiten, 26 cm x 25 cm, durchweg farbig, Hardcover, Schuber, 119,00 Euro.
Erschienen in BONSAI ART 127