von Zhao Qingquan
Während Bonsai nach japanischem Vorbild in der westlichen Welt große Bekanntheit erlangt hat, ist die chinesische Variante Penjing bei uns eher eine Randerscheinung. Das vorliegende Buch könnte dazu beitragen, dass auch die vor allem japanisch beeinflussten Bonsaifreunde Penjing interessierter und wohlwollender betrachten.
Zhao Qingquan, geboren 1949 in Yangzhou, China, ist ein international geschätzter Fachmann für Penjing und Bonsai und hat in den vergangenen 40 Jahren Vorträge und Demos rund um den Globus gehalten sowie zahlreiche Fachbücher veröffentlicht. Eine seiner Gestaltungen steht seit 2001 in der Sammlung des „National Bonsai and Penjing Museum“ in Washington, USA.
Beim ersten Durchblättern der insgesamt 155 Seiten fällt sofort auf, dass die Penjing des Autors nicht nur ein hohes Gestaltungsniveau, sondern auch eine außergewöhnliche Ausstrahlung und in manchen Bildern gar eine täuschend echte Naturanmutung besitzen.
Zhao Qingquan er-läutert prägnant und verständlich die ästhetischen Grundlagen von Penjing und dessen Historie bis in die heutige Zeit, belegt mit bemerkenswerten Bildern. Die Gestaltungstechniken und die dafür benötigten Werkzeuge weichen nicht wesentlich von den für Bonsai geläufigen ab und werden auch nur relativ kurz behandelt.
Ausgesprochen interessant sind die Seiten, auf denen die Auswahl, Bearbeitung und Verwendung der unterschiedlichen Steine für die Landschaftsgestaltungen erklärt und gezeigt werden. Hier liegt ganz offensichtlich ein Schlüssel zur glaubwürdigen Gestaltung von naturnahen Szenerien.
Die vielen schönen Fotos von Gestaltungen verschiedener Kategorien und Stile, mit diversen Baum- und Gesteinsarten und in vielen Fällen wirkungsvoll eingesetzten Figuren, in aufschlussreichen Texten erklärt und beschrieben, werden kaum einen Freund der kleinen Bäume unberührt lassen.
Manche der gezeigten Penjing sind ausgesprochen gefällig und aus anderen Veröffentlichungen oder von südostasiatischen Ausstellungsfotos im Internet bereits bekannt, andere erscheinen fremdartig und skurril und haben dennoch ihren speziellen Charme.
Die Gegenüberstellungen von Vorbildern in der Natur und ihnen gleichenden Penjing auf den Seiten 65 – 67 zeigen beeindruckend, in welchem Maße tatsächlich die Natur verkleinert abgebildet und dargestellt werden kann.
Die Besonderheiten der Penjing-Präsentation im Freien und im Haus bzw. auf Ausstellungen unterscheidet sich in manchen Punkten deutlich von der üblichen Präsentation des japanischen Bonsai und die gezeigten Beispiele wirken inspirierend und anregend. Eine kurze Beschreibung der Pflegearbeiten, Krankheiten und Schädlinge sowie der häufig verwendeten Baumarten runden dieses gelungene Werk ab.
Nicht nur spezielle Liebhaber des chinesischen Penjing, sondern auch Bonsaigestalter, die offen für neue, andersartige Inspiration sind, werden Freude an diesem bemerkenswerten Buch haben.
Das Verständnis der englischen Texte erfordert relativ gute Englischkenntnisse, aber auch ohne diese können alleine die schönen und inspirierenden Fotos den Kauf rechtfertigen.
Penjing: The Chinese Art of Bonsai von Zhao Qingquan. 144 Seiten, 340 Farbfotos, 25 cm x 26 cm, Hardcover, Schutzumschlag. Englischsprachig. 34,95 Euro.
Erschienen in BONSAI ART 130