„Farbatlas Gehölzkrankheiten – Ziersträucher und Parkbäume“

von Heinz Butin, Franz Nienhaus und Bernd Böhmer

Seit längerem schon vermissen wir ein Buch, das uns Parasiten und Krankheiten an unseren Bonsai diagnostizieren hilft. Das vor einiger Zeit an dieser Stelle besprochene Buch von Somm ist nicht mehr verfügbar. So waren wir erfreut darüber, dass der renommierte Ulmer-Verlag im letzten Jahr eine Neuauflage seines „Farbatlas Gehölzkrankheiten“ herausbrachte. Dieses Buch bietet durch seine vielen Bilder und eine Zuordnung der Krankheitsbilder zu den einzelnen Baumarten einen hohen Gebrauchswert.

 

butin01.jpgEin gutes Buch zur Bestimmung von Krankheiten und Schädlingen an Bonsai ist nicht leicht zu finden. In Deutschland hat sich Werner Busch einen Namen als Experte gemacht. In seinen Büchern bekommt man Hilfe, hat man mit seinen Zöglingen Probleme und denkt dabei an einen Befall oder eine Krankheit. Will man jedoch schnell fündig werden, dann braucht man ein reich bebildertes Nachschlagewerk, das die häufigsten Schadbilder für die spezielle Baumart leicht identifizierbar macht. Das leistet das Buch des Autorentrios Butin, Nienhaus & Böhmer. Um es gut nutzen zu können, muss man sich jedoch auch mit diesem Buch ein wenig beschäftigen. Dazu gehört, dass man die Abkürzungen, die in der Einleitung aufgelistet sind, parat hat. EM bedeutet z.B. Erkennungsmerkmale oder VM Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Krankheitsbildern. Weiterhin werden einige Fachbegriffe vorausgesetzt, die man dank einer kleinen Aufstellung am Beginn des Buches jedoch auch immer nachschlagen kann.
Gerüstet mit diesen einfachen Grund­kenntnissen stößt man auf Seite 13 bereits auf den ersten Baum unter A wie Abies (Tanne) und erreicht beim Durchblättern schließlich auf Seite 270 Viburnum (Schneeball), worauf nur noch einige wenige Seiten Register folgen. Dazwischen findet man alle Bäume (58), die auch auf unseren Kultivierungsbänken stehen und die in unseren Breiten unter Schäden durch abiotische Faktoren wie einem falschen Standort oder biotische wie Insekten, Bakterien, Viren oder Pilzen leiden. Für jeden einzelnen dieser Bäume sind nun zu erwartende Schadbilder an Nadeln und Knospen, an Trieben, an Ästen und Stämmen und an den Wurzeln bzw. der Stammbasis beschrieben.
Zu diesen für die Art aufgelisteten Schädigungen finden sich in jedem Abschnitt viele Fotos, die diese zeigen. Insgesamt sind es 520 Fotos, die dem Betrachter zeigen, wie genau z.B. der Fraßgang einer Obstbaumminiermotte im Blatt eines Apfelbaumes aussieht. Das ist die große Stärke dieses Buches. Schnell ist auch für den Laien eine Krankheit identifizierbar. In anderen Büchern findet man zwar auch Abbildungen z.B. eines Mehltaupilzes, jedoch erscheint dieser auf einem Eichenblatt doch noch anders als auf einer Rose. Trotz dieser hohen Fotodichte sind in diesem handlichen Buch natürlich nicht alle Krankheiten und Schädlinge abzubilden gewesen. Manchmal gibt es einen Hinweis auf ein weiteres, umfassenderes Buch der Autoren, den „Farbatlas der Waldschäden“, in dem man die entsprechenden Abbildungen finden kann.
Aus der Sicht eines Bonsaianers stellt sich der Blick auf das Thema Krankheiten und Schädlinge häufig jedoch etwas anders dar als aus der Perspektive eines Gartenbesitzers, der eine verlässliche Diagnose stellen will. Bestimmte Probleme, wie etwa Wurzelfäule oder Trockenschäden, stellen in der Topfkultur einen bedeutenderen Anteil der Schädigungen dar als in der Freilandkultur. Dementsprechend bezieht sich die implizite Auswahl der Schadbilder in diesem Buch nach dem Prinzip „was gibt es in der Praxis häufig zu beobachten“ auf eine andere Praxis als die der Bonsaikultur. Das kann man jedoch dem Buch nicht anlasten, das dem Bonsaifreund trotz dieser Einschränkung ein wichtiger Helfer in seinem Bemühen um gesunde Bäume sein kann. Ein Buch dieser Art, das die speziellen Probleme in der Bonsaikultur zum Gegenstand hätte, bleibt aber dennoch auf unserer Wunschliste.

(„Farbatlas Gehölzkrankheiten – Ziersträucher und Parkbäume“, von Heinz Butin, Franz Nienhaus und Bernd Böhmer, 287 Seiten, Hardcover, 13 cm x 19 cm, 520 Farbfotos, 24,90 Euro)