Rezension von Chefredakteurin Heike van Gunst
Eine schöne Entdeckung für Freunde des japanischen Flairs ist der kleinformatige, aber dicke Bildband des Schweizer Fotografen Reto Guntli. Wunderschöne Ansichten traditioneller
japanischer Häuser und ihrer Gärten füllen den größten Teil des Buchs, aber auch hochmoderne japanische Wohnhaus- und Innenarchitektur gibt es darin zu entdecken.
Living in Japan von Reto Guntli, Angelika Taschen, Alex Kerr, Kathy Arlinsokol
Taschen Verlag, mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch, 512 Seiten, zahlreiche Farbfotografien, Format 15 cm x 20 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Art.-Nr.: 3095, 15,00 EUR >> Buch bestellen
Das fest gebundene Sachbuch trägt auf seinem Schutzumschlag das Bild eines großen Wohnraums in einem historischen Haus, mit zwei im Boden eingelassenen Feuerstellen, deren Flammen eine heimelige Atmosphäre verbreiten. Dieses Foto ist ein schöner Vorgeschmack auf die wunderbaren Orte und Räume, die es im Inneren des Buchs zu entdecken gibt. Insgesamt 28 Häuser und Schreine aus 13 verschiedenen japanischen Städten stellt Reto Guntli auf seinen beeindruckenden Fotografien vor. In Kyo-to, Kameoka, Osaka, Hyogo, Kagawa, Tokushima, Niigata, Nagano, Tokio, Kamakura, Kanagawa und Ito-Shi hat der Schweizer wahre Juwelen japanischer Architektur und klassischen wie modernen Designs aufgespürt.
Jedes Gebäude ist auf einer Doppelseite abgebildet und wird auf insgesamt einer Seite in Englisch, Deutsch und Französisch beschrieben. Dabei muss man leider sagen, dass die deutsche Übersetzung teilweise recht fehlerhaft ist, was aber ihrem Informationsgehalt nur geringen Abbruch tut. Zu jedem Gebäude gibt es noch mehrere weitere Bilder, die verschiedene Außenansichten, Gartenbereiche, Räume, Einrichtungs- und Dekorationsgegenstände zeigen, die ebenfalls dreisprachig erläutert sind.
Vor allem die traditionellen Häuser sind bei aller Einfachheit und in ihrer schlichten Strenge, die von wenigen Möbelstücken und feinen Kunstgegenständen wirkungsvoll betont wird, unwiderstehlich gemütlich und anziehend. Der Bonsai-Freund wird interessiert betrachten, wie jeweils die Tokonoma in die gezeigten Räume integriert ist und wie sie in den gezeigten Beispielen bestückt ist. Auch wenn hier keine Bonsai in der Tokonoma stehen, so ist doch die Präsentation von Ikebana-Blumenarrangements und Rollbildern eine Augenweide und vermittelt Anregungen auch für die Bonsai-Präsentation. Die Formen der uns vertrauten Präsentationstische sieht man auf vielen Fotos als normale Möbelstücke. Genau dies sind sie nämlich, denn sie existieren in Japan seit jeher als niedrige Esstische, Schreibtische oder als Stellflächen für Gebrauchs- oder Kunstobjekte.
Neben den traditionellen Häusern, die aus natürlichen Materialien wie Holz, Lehm und Bambus errichtet und mit Tatamimatten und Reispapierfenstern ausgestattet sind, stellen moderne Betonbauten einen großen Gegensatz dar. So besteht zum Beispiel das turmartige, kantige „4 x 4 House“ des Architekten Tadao Ando in Hyogo aus rohem, unverblendetem Beton innen wie außen, mit großen Panoramafenstern zum Meer hin. Vier Etagen mit einer Fläche von je 4 x 4 m sind minimalistisch ausgestattet und neben dem grauen Beton finden sich nur noch Akzente in Weiß und aus honigfarbenem Holz, deren Kombination auf spezielle Weise ästhetisch wirkt.
Der „Go’o Shrine“ auf der Insel Naoshima bei Kagawa wurde im Jahr 2002 neu errichtet und verbindet traditionelle und moderne Elemente wie zum Beispiel dicke unregelmäßige Glasstufen auf alten Steintreppen. Auch das Haus des Steinbildhauers Izumi Masatoshi ist ein höchst ungewöhnliches Gebäude. Es besteht innen und außen fast ausschließlich aus eher grob behauenen und zu rauen Mauern zusammengefügten Steinbrocken, auch ein Großteil der Fußböden ist aus Stein, sogar eine Tokonoma und einige Einrichtungsgegenstände.
Viele weitere erstaunliche Häuser erfreuen und verblüffen den Betrachter und Leser und vermitteln ihm sicherlich ein erweitertes Gefühl für japanische Ästhetik.
Living in Japan von Reto Guntli, Angelika Taschen, Alex Kerr, Kathy Arlinsokol
Taschen Verlag, mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch, 512 Seiten, zahlreiche Farbfotografien, Format 15 cm x 20 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Art.-Nr.: 3095, 15,00 EUR >> Buch bestellen
Rezension von Chefredakteurin Heike van Gunst