Empfehlung von Chefredakteurin Heike van Gunst
Diese zwei Titel von deutschen Autoren sind mir kürzlich auf den Schreibtisch gekommen, die sich mit Besonderheiten Japans und der Mentalität des japanischen Volkes befassen.
Reiseratgeber zu Zeiten der Corona-Krise, in der alle zu Hause bleiben müssen, mögen gerade nicht die größte Anziehungskraft besitzen. Wer aber positiv denkt und sich vielleicht vornimmt, endlich die lange erträumte Japanreise zu planen, sobald der Stillstand vorbei ist, kann sich jetzt schon sinnvoll und kurzweilig darauf vorbereiten.
„Japan 151 – Ein Land zwischen Comic und Kaiserreich in 151 Momentaufnahmen“, Fritz Schumann, 5. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, 288 Seiten, zahlreiche Farbfotos, Format 14 mm x 21 cm, Softcover, Preis 16,95 EUR >> Buch kaufen
Der junge Fritz Schumann zeigt in seinem Buch „Japan 151 - Ein Land zwischen Comic und Kaiserreich in 151 Momentaufnahmen“ schöne Fotos und erklärt alphabetisch geordnet zahlreiche Begriffe, Orte, Speisen und Phänomene aus dem Land der aufgehenden Sonne.
Der 33jährige Fotojournalist und Filmemacher hat viel Zeit in Japan verbracht und bringt dem Leser seines Buches viele erstaunliche und fremdartige Fakten auf unterhaltsame Weise nahe. Dabei verklärt er nichts, behält durchaus seine westliche Sichtweise bei und hält auch nicht damit hinter dem Berg, was ihm persönlich mehr oder weniger schmeckt oder gefällt.
Besonders fasziniert hat mich die Geschichte von Frau Ayano Tsukimi in ihrem weitgehend verlassenen Dorf Nagoro, das sie mit ca. 350 lebensgroßen selbst genähten Puppen bevölkert.
Schumann hat einst ein Video über diese erstaunliche Dame und ihre Puppen gedreht (das man sich unbedingt im Internet anschauen sollte!), welches sie und ihr Dorf berühmt und zum Touristenmagnet gemacht hat.
„Fettnäpfchenführer Japan“, Kerstin und Andreas Fels, 14. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, 317 Seiten, Format 13 x 19,3 cm, Hardcover, Preis 12,95 EUR. Art.-Nr. 3298 >> Buch kaufen
Der Japanologe Andreas Fels und seine Frau beschreiben die mehrwöchige Dienstreise eines fiktiven norddeutschen Chemikers, der bei seiner japanischen Partnerfirma, wie auch bei privaten Ausflügen und Verabredungen jeden denkbaren Fauxpas begeht und sich von einer Peinlichkeit in die nächste begibt. „Fettnäpfchenführer“ gibt es als Buchreihe bereits für zahlreiche Länder und vor meiner Reise zur Canberra Bonsai Week 2019 habe ich den sehr hilfreichen Band über Australien bereits konsultiert.
Als ich jetzt allerdings die Ausgabe für Japan las, die den schönen Untertitel „Die Axt im Chrysanthemenwald“ trägt, konnte ich nur bezweifeln, ob man als „Gaijin“ (Ausländer) in Japan überhaupt eine Chance hat, ohne peinliche Blamagen durch den Alltag zu kommen. Die japanische Mentalität, historische Hintergründe, Höflichkeits- und Benimmregeln sind schon sehr weitreichend verschieden von unseren. Zum Glück wird einem Ausländer in Japan einiges verziehen und man hegt dort viel Sympathie für Deutschland.
Wer sich den „Fettnäpfchenführer Japan“ gründlich zu Gemüte führt, sollte sich nicht entmutigt fühlen, sondern sich auf all die vielen wunderbaren Erlebnisse freuen, die dieses faszinierende Land mit seinen freundlichen Menschen dem aufgeschlossenen Touristen zu bieten hat.
Beide Bücher, die naturgemäß einige Überschneidungen aufweisen, habe ich mit viel Freude gelesen und mich geradezu wehmütig an meine wunderbare Japanreise 2017 zur World Bonsai Convention erinnert. Wenn die Corona-Krise eines Tages vorbei ist und Reisen wieder möglich sind, möchte ich irgendwann wieder nach Japan fliegen. Dann werde ich diese beiden Bücher vorsichtshalber noch einmal durchlesen.
Rezension von Chefredakteurin Heike van Gunst