Rezension von Chefredakteurin Heike van Gunst
Die Die kleinen Shohin-Bonsai erfreuen sich weiterhin wachsender Beliebtheit in Deutschland und Europa.
Ein neues Buch zum Thema hat der Däne Morten Albek, der weithin als Shohin-Experte bekannt ist, Anfang 2020 auf Englisch veröffentlicht. Jetzt liegt dieses Werk in deutscher Übersetzung vor.
Shohin – Frühling. Sommer. Herbst. Winter, von Morten Albek, Edition BONSAI ART 2020, 21 cm x 21 cm, ca. 224 Seiten, Hardcover, Preis 37,95 EUR. Art.-Nr. 3301 >> Buch kaufen
Manchem Leser wird noch das erste Buch von Morten Albek bekannt sein, „Shohin Bonsai – Majesty in Miniature“, das 2007 auf Englisch erschienen ist. Seither hat sich das Wissen über die spezielle Pflege, Gestaltung und Präsentation von Shohin enorm weiterentwickelt und entsprechend hat der Autor jetzt ein zweites Buch vorgelegt, das die Thematik tiefergehend und auf einem aktuellen Kenntnisstand behandelt.
Die vielen schönen Fotos zeigen neben den besprochenen Bäumen und Techniken auch viele wunderbare atmosphärische Moment- und Detailaufnahmen und den Autor bei der Arbeit an seinen Bäumen. Die Entspannung und Freude, die Albek in seinem Garten bei seiner Lieblingsbeschäftigung empfindet, sieht man ihm auf den Bildern deutlich an.
Der Titel des Buches weist bereits darauf hin, dass es nach den vier Jahreszeiten gegliedert ist. Jeder Abschnitt beginnt mit einer Checkliste, die übersichtlich aufführt, welche Tätigkeiten in der jeweiligen Jahreszeit anstehen und welche Aspekte von Standort und Wetterschutz zu beachten sind. Die jahreszeitliche Gliederung ist ein sinnvoller und praktischer Ansatz, sowohl im Hinblick auf die erforderlichen Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen, als auch die Präsentation betreffend. Albek regt den Leser dazu an, sich mit Präsentationen nicht nur für Ausstellungen zu beschäftigen. Er zeigt, dass man auch im heimischen Garten und Haus wunderbare Möglichkeiten schaffen kann, um seine Shohin für sich selbst oder auch für Besuch jahreszeitlich passend aufzustellen, um sie in Ruhe betrachten und genießen zu können.
Albek erklärt verständlich die japanischen Grundregeln der Shohin-Präsentation, die sonst manchem ein wenig geheimnisvoll und schwer nachvollziehbar erscheinen mögen. Dabei plädiert er stets dafür, sich nicht sklavisch nach solchen Regeln zu richten, obwohl man diese verstehen und verinnerlichen sollte. Der Däne zeigt, dass er selbst mit einer erfrischenden Lockerheit heimische Landschafts- und Begleitelemente und ganz persönliche jahreszeitliche Stimmungen in seine Shohin-Präsentationen einfließen lässt.
Mit seinem Buch möchte Albek Wissen und Anregungen vermitteln, die dazu beitragen können, dass europäische Shohin-Liebhaber zukünftig weniger aus Japan importierte, sondern vermehrt aus heimischen Gehölzen selbst gestaltete Shohin auf Ausstellungen präsentieren. Wie viel Freude das Selbermachen bereitet, vermittelt Albek mit seinen schönen Fotos auf geradezu ansteckende Weise. Dabei spricht er sich auch dafür aus, charaktervolle Bäume mit besonderen Nuancen zu formen, anstatt dem häufig uniformen Mainstream zu folgen.
Neben den Grundtechniken, wie Beschneiden und Umtopfen, werden fortgeschrittene Techniken erklärt, die zur Verfeinerung der kleinformatigen Bäume besonders wichtig sind, wie zum Beispiel das Pinzieren, Entfernen der Knospenschuppen und Entlauben von Laubbäumen, Wurzelablaktionen, sowie der Kerzenschnitt und das Auslichten der Nadeln bei Kiefern.
Dieses ästhetische und lehrreiche Buch wird Neulingen auf dem Gebiet der kleinsten Bonsai hervorragend auf die Sprünge helfen und auch versierteren Shohin-Liebhabern einige nützliche Informationen, Tipps und Anregungen liefern. (HvG)