Bonsai-Fans lieben kleine Bäume. Die Miniaturisierung der Miniatur treibt die Faszination des Kleinen noch auf die Spitze. Aber winzige Bonsai, die in einem Fingerhut wachsen, geht das überhaupt? Das ist tatsächlich möglich, wie der Autor und Bonsai-Lehrer Terutoshi Iwai in seinem schön gestalteten und gut illustrierten Buch beweist.
Miniature Bonsai – The Complete Guide to Super-Mini Bonsai,
Teritoshi Iwai, Japanisches Original 2014, englische Ausgabe
2017, Tuttle Publishing, 80 Seiten, in englischer Sprache,
Format 21 x 26 cm, Hardcover
erhältlich im Buchhandel, ISBN 978-4-8053-1438-8,
Preis ca. 20,- EUR
Lebende Bonsai, die auf einer Fingerkuppe Platz finden und in einer Puppenstube aufgestellt werden könnten, sind einfach erstaunlich. Das ist wie Magie: „Liebling, ich habe die Bonsai geschrumpft!“ Die niedlichen Künstlerschälchen und die winzig kleinen Blättchen sind verblüffend, auch wenn in diesem Maßstab nicht gerade das Abbild eines uralten, dicken, knorrigen Baumes erzielt wird. Angesichts der winzig kleinen Pflänzchen kommt einem sofort in den Sinn, wie man sie denn bloß am Leben halten kann, in einem Teelöffel voll Substrat. Schon Shohin um die 20 cm Höhe brauchen im Sommer oft Wasser, aber bei Schälchen von 2-3 cm Durchmesser ist die Herausforderung natürlich noch größer. Laut Autor genügt zweimal tägliches Wässern bei seinen Winzlingen. Dicke Moospolster auf der Substratoberfläche halten Wasser wie ein Schwamm und es gibt natürlich weitere Möglichkeiten zur Sicherstellung der Wasserversorgung, wie zum Beispiel das Einsenken der Schälchen in feuchten Kies. Zudem werden häufig Pflanzenarten verwendet, die vorübergehende Trockenheit ertragen können. Ist das Versorgungsproblem erst einmal gelöst, kann man sich mit viel Freude und Spieltrieb den kreativen und dekorativen Möglichkeiten der Super-Minis widmen. Iwai erklärt und dokumentiert, wie schnell und einfach man schon aus frisch gekeimten Sämlingen oder gerade erst bewurzelten Stecklingen hübsche Kreationen pflanzen kann. Hier braucht man sich nicht erst mit einer jahrelangen Materialentwicklungsund Strukturierungsphase aufzuhalten, wie bei größeren Bonsai. Die kleinsten Jungpflänzchen können direkt in hübsche Behältnisse eingetopft werden und dem Ideenreichtum sind kaum Grenzen gesetzt. Schneckenhäuser, Fingerhüte, Eigenkreationen und beliebige eigenhändig mit einem Abzugsloch versehene kleine Gefäße können verwendet werden, zusätzlich zu den hübschen Schalen von Keramikkünstlern mit Sinn für das Kleinstmögliche. Besonders schön in Iwais Buch sind die vielen Präsentationsideen. Im Gegensatz zu größeren Bonsai ist man bei den Super-Minis nicht an Ausstellungstische, Ständer, Shohin- Regale oder einer Tokonoma gebunden, sondern kann auf kleinem Raum nach Belieben mit ihnen spielen. Auf hübschen Untertassen oder Glasdosen, unter umgedrehten Trinkgläsern, zu mehreren auf einem Schneidebrettchen oder Deko- Hocker, im Bücher- oder Nippesregal, auf einem Holzklötzchen oder einer Schachtel am Arbeitsplatz neben dem Computer-Bildschirm, überall kann man sich für einen Tag oder zwei an seinen kleinen Schätzchen erfreuen. Es wird natürlich betont, dass die meisten Baumarten generell draußen gehalten werden müssen, aber temporär sind sie schnell zur Hand, um auch drinnen das Wohnambiente zu verschönern. Gerade wenn ein so winziges Pflänzchen eine Blüte oder drei Beeren entwickelt, ist der Anblick herzerwärmend. Das Buch wurde aus dem Japanischen nur in die Englische Sprache übersetzt, was aber niemanden wegen mangelnder Sprachkenntnisse abhalten sollte, dieses Buch zu genießen. Die Bilder und Fotoserien sind weitestgehend selbsterklärend und wenn man doch einen Text unbedingt genauer entschlüsseln möchte, hilft jederzeit die Übersetzungs-App auf dem Smartphone mit Kamera-Scan. (HvG)
Miniature Bonsai – The Complete Guide to Super-Mini Bonsai,
Teritoshi Iwai, Japanisches Original 2014, englische Ausgabe
2017, Tuttle Publishing, 80 Seiten, in englischer Sprache,
Format 21 x 26 cm, Hardcover
erhältlich im Buchhandel, ISBN 978-4-8053-1438-8,
Preis ca. 20,- EUR
