Rezension aus BONSAI ART 181

Bonsai-Fans lieben kleine Bäume. Die Miniaturisierung der Miniatur treibt die Faszination des Kleinen noch auf die Spitze. Aber winzige Bonsai, die in einem Fingerhut wachsen, geht das überhaupt? Das ist tatsächlich möglich, wie der Autor und Bonsai-Lehrer Terutoshi Iwai in seinem schön gestalteten und gut illustrierten Buch beweist.


Katayama School of Keido – Japanese Ornamentation for the
Four Seasons, Katayama
, Ichiu, Japanisch-Englisches Original,
Ausgabe von 2018. 297 Seiten, Format 22 x 30 cm, Hardcover.
Erhältlich über den Webshop der Katayama School of Keido:
www.keido-katayama.stores.jp
Preis 22.000 Yen (ca. 140 Euro) zzgl. Importkosten


Katayama School of Keido

Katayama gründete seine Schule 1986 und Kunio Kobayashi war einer seiner Studenten. Das vorliegende Werk wurde von Ichiu Katayama als Lehrbuch zusammengestellt. Die aktuelle Ausgabe von 2018 wurde von seinem Sohn Yoshimasa Katayama herausgegeben und ist momentan offenbar ausschließlich über die Homepage der Katayama-Schule zu beziehen. Das Buch kommt mit bedrucktem Hardcover (ohne Schutzumschlag) und mit einer beiliegenden, persönlichen Widmung und hat in etwa DIN-A4-Querformat. Der Text ist zweispaltig organisiert: links japanisch, rechts englisch. Der englische Text ist (bis auf den Theorieteil) einfach gehalten und mit grundlegenden Sprachkenntnissen
problemlos zu verstehen. Das Buch beginnt mit einem kurzen Theorieteil, in dem grundlegende Aspekte der Präsentation in der Tokonoma kompakt und unter Zuhilfenahme von Zeichnungen erklärt werden. Besonderer Wert wird
auf die richtige Kombination der Objekte hinsichtlich ihrer Fließrichtung gelegt, aber auch die Auswahl und Kombination der Schalen, die Platzierung der Objekte in der Tokonoma und die Verwendung von Rollbildern und Tenpai finden
Erwähnung. Der folgende Praxisteil ist in vier große Kapitel eingeteilt. Themen sind die Präsentation zu Neujahr sowie die jahreszeitliche Präsentation von Bonsai, Wildblumen bzw. Gräsern und Suiseki, teilweise nach Jahreszeiten gegliedert. Je eine Doppelseite zeigt und behandelt eine Präsentation. Links findet sich jeweils ein hochwertiges Foto in der Totale, rechts der Begleittext in Japanisch und Englisch. Im Text werden zunächst die verwendeten Bonsai, Schalen, Tische, Rollbilder u.s.w benannt, darunter folgt dann eine Erklärung zur Aussage der Präsentation und Kombination der Objekte. Erstaunlich ist, dass etliche Bonsai-Präsentationen ohne Beisteller (Shitakusa oder Tenpai) auskommen. Dies trägt der Einstellung der Keido-Schule Rechnung, dass das Hauptobjekt mit Schale und Tisch eine harmonische Einheit bilden muss. Ist die Jahreszeit durch das Hauptobjekt selber oder durch das Rollbild ausreichend angezeigt, wird auf den Beisteller verzichtet, um durch den leeren Raum in der Tokonoma der Einheit Hauptobjekt-Schale-Tisch mehr Gewichtung zu geben. Umgekehrt zeigen einige Präsentationen auch ein Hauptobjekt mit einem Beisteller ohne Rollbild. Die Rollbilder sind häufig Kalligraphien oder zeigen sehr zurückhaltende und skizzenhafte Motive. Dies erlaubt auch die Verwendung von größeren Formaten, ohne mit dem Hauptobjekt zu konkurrieren. Einziger Wermutstropfen dabei ist, dass die sehr dezenten skizzenhaften Motive der Rollbilder auf den Fotos der Gesamtpräsentationen manchmal nur schwer erkennbar sind. Die Präsentationen der Wildblumen und Gräser nehmen in etwa genauso viel Raum ein wie die der Bonsai. Ich verwende hier bewusst nicht den Begriff „Kusamono“; dieser taucht auch im Buch nirgends auf. Die hier gezeigten Arrangements sind einfacher und bestehen zumeist nur aus einer Pflanzenart, kombiniert mit Moos. Ein paar Kusamono-ähnliche Kompositionen aus mehreren Pflanzen sind jedoch auch zu sehen. Besonderer Wert wird auf die Reife der Kompositionen gelegt, die eine teils jahrelange Pflege in der Schale bedingt. Das Suiseki-Kapitel am Schluss ist am kürzesten gehalten. Auffällig ist, dass die meisten Steine in Suibans präsentiert werden. Nur einige wenige stehen auf einem Daiza.
Wer sich also bisher an den in der BONSAI ART hin und wieder gezeigten Tokonoma-Präsentationen erfreut hat, wird hier sein Eldorado finden. Die Qualität der gezeigten Präsentationen ist schlicht atemberaubend und ich wüsste nicht, wo man sonst so viele Bilder davon zu sehen bekäme. In seiner Zusammenstellung ist dieses Buch sicherlich einzigartig und jeder, der sich für die Präsentation in der Tokonoma interessiert, findet hier eine reichhaltige Inspirationsquelle. (Dr. Thomas Gronemeyer)

 

 


Katayama School of Keido – Japanese Ornamentation for the

Four Seasons, Katayama, Ichiu, Japanisch-Englisches Original,
Ausgabe von 2018. 297 Seiten, Format 22 x 30 cm, Hardcover.
Erhältlich über den Webshop der Katayama School of Keido:
www.keido-katayama.stores.jp
Preis 22.000 Yen (ca. 140 Euro) zzgl. Importkosten