aus der BONSAI ART 146

Beitragsseiten

Wenn die Bonsai-Tradition von Generation zu Generation weitergegeben wird, entstehen Exemplare von faszinierender Reife

Die Pinus parviflora ‘Yatsubusa’ ist eine Zwerg-Mädchen-Kiefer mit kompaktem Wuchs. Unter den Bonsai-Liebhabern in Japan erinnern sich noch einige, die den Boom der Yatsubusa in den 1950er und 1960er Jahren selbst erlebt haben, an die Beliebtheit der Sorte Kokonoe.
Zu ihnen zählt auch Haruhiko Tsuchiya, Eigentümer der Bonsai-Gärtnerei Togane, der ein passionierter Liebhaber der Kokonoe ist. Mitte der 50er Jahre konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf gepfropftes Material für Shohin- und Chuhin-Bonsai (kleine und mittelgroße Bonsai). 

Die Bonsai-Gärtnereien der Region kultivierten zu dieser Zeit große Mengen an Ausgangsmaterial von denen Herr Tsuchiya qualitativ hochwertige Exemplare erwarb. Doch bald begann auch er in großer Menge gepfropfte Bonsai in seiner Gärtnerei zu produzieren und diese auch auf Anfrage zu verschicken. Hieraus entstand ein zuvor nie dagewesener Boom der Yatsubusa. Seit damals sind über 50 Jahre verstrichen und unter den Yatsubusa-Sorten der Mädchen-Kiefer ist die Kokonoe nur die zweitbeliebteste nach der Zuisho, wie ihre geringe Präsenz auf Ausstellungen zeigt.

Haruhiko Tsuchiya ist Eigentümer der Bonsai-Gärtnerei Togane in dritter Generation. Seine Familie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Kokonoe bekannt wurde. 

Schauen wir nun, was ein halbes Jahrhundert später erhalten geblieben ist.

Hier zu Ihrer Ausgabe der BONSAI ART 146 >>

 

PINO BIANCO 2 01

Die Bonsai-Gärtnerei Togane (in dem gleichnamigen Städtchen in der Präfektur Chiba) hat eine lange Tradition und ist wegen ihrer Yatsubusa-Mädchen-Kiefern, speziell der Kokonoe, berühmt.

 

PINO BIANCO 2 02

In der Gärtnerei gibt es noch rund 30 Kokonoe-Bonsai. Einige dieser Bäume werden für Kunden gepflegt und bearbeitet. Alle stammen ursprünglich aus dieser Bonsai-Gärtnerei.

 

 

PINO BIANCO 2 03

Der jetzige Eigentümer Haruhiko Tsuchiya. Sein Ziel und Wunsch ist es, die Mädchen-Kiefersorte ‘Kokonoe’, das Vermächtnis seiner Großeltern, zu bewahren.

 

PINO BIANCO 2 04

Die Bonsai-Gärtnerei Togane Mitte der 1960er Jahre. Die Produktion von gepfropftem Material der Kokonoe erfolgte auf einem weitläufigen Gelände im Süden der Baumschule. Rundherum erstreckten sich nur Felder.

 

PINO BIANCO 2 05

Der Gründer Jihei Tsuchiya, am Eröffnungstag der Bonsai-Gärtnerei Togane inmitten seiner zahlreichen Kokonoe-Kiefern.

Die Pflege einer Kokonoe Mädchen-Kiefer

Haruhiko Tsuchiya, der heutige Eigentümer des Betriebs, beschäftigt sich jeden Tag mit viel Freude und Hingabe mit der Kultivierung der Kokonoe. Diese Sorte zeichnet sich durch bis zu neun Knospen aus, die jeweils an der gleichen Stelle entstehen. Dadurch entsteht ein üppiges Triebwachstum. Um die gestaltete Form zu erhalten, muss die Anzahl der Knospen so weit wie notwendig reduziert werden. Die typischen Äste der Kokonoe verlangen eine aus technischer Sicht spezifische Pflege.

Eine der Schwächen dieser Sorte liegt bei den Astansätzen, die sich leicht übermäßig, besonders an den unteren Ästen verdicken. Daher sind die Eingriffe an den Knospen der unteren Ästen wichtiger als an den oberen.


 

 Fünfzig Jahre in der Bonsai-Gärtnerei Togane:
Eine Kokonoe-Kiefer in Mehrfachstammform

PINO BIANCO 2 06

Kokonoe Mädchen-Kiefer (Pinus parviflora ‘Yatsubusa Kokonoe’), Höhe 83 cm, aus einer vor über 50 Jahren vorgenommenen Pfropfung. Dieses Exemplar wurde über ein halbes Jahrhundert in der Gärtnerei gepflegt: Ein bemerkenswerter Bonsai mit viel Energie und natürlicher Ausstrahlung.

 

PINO BIANCO 2 07

Detail der Pfropfungen. Mit von der ersten Pfropfung stammenden Trieben wurden weitere vorgenommen. Der mächtige Stammansatz ist für eine Kokonoe außergewöhnlich.

 

PINO BIANCO 2 08

Kokonoe Mädchen-Kiefer (Pinus parviflora ‘Yatsubusa Kokonoe’‘), Höhe 101 cm. Sie wurde vor ungefähr 50 Jahren gepfropft. Der Stamm ist gerade, in streng aufrechter Form, die typisch für eine Kokonoe ist.

 

PINO BIANCO 2 09

Kokonoe Mädchen-Kiefer (Pinus parviflora ‘Yatsubusa Kokonoe’), Höhe 101 cm. Auch dieses Exemplar wurde vor etwa 50 Jahren gepfropft. Der Stamm ist ebenfalls gerade, in streng aufrechter Form gestaltet, auch wenn der Stammansatz leicht asymmetrisch ist. Die Unterlage ist eine Schwarz-Kiefer, wie die grob schuppige Rinde des Stamms deutlich zeigt.

 

PINO BIANCO 2 11

Im Vergleich zu anderen Yatsubusa-Sorten fällt die besondere dunkelgrüne Nadelfarbe der Kokonoe auf.

 

PINO BIANCO 2 10

Kokonoe Mädchen-Kiefer (Pinus parviflora ‘Yatsubusa Kokonoe’), Höhe 86 cm. Auch diese Kiefer wurde vor ungefähr 50 Jahren gepfropft. Sie gehört zu den wenigen Kokonoe-Exemplaren, die als Doppelstamm gestaltet wurden. Der Frei Aufrechte Hauptstamm verläuft in sehr weichen Bewegungen.


 

Jüngeres Kokonoe-Rohmaterial

PINO BIANCO 2 12

In dem Städtchen Togane, das der Bonsai-Gärtnerei der Familie Tsuchiya ihren Namen gab, gibt es noch einen weiteren Bonsai-Betrieb. Er wurde vor ungefähr 50 Jahren gegründet und beschäftigt sich ebenfalls hauptsächlich mit gepfropften Kokonoe-Mädchen-Kiefern. Der heutige Eigentümer Ichio Toda, der diese Gärtnerei von ihrem Gründer geerbt hat, führt den Familienbetrieb weiter. Seit seiner Kindheit ist er von einer Vielzahl Kokonoe-Kiefern umgeben und seine Gärtnerei ist zusammen mit der der Familie Tsuchiya der bedeutendste Züchter dieser Sorte.

 

PINO BIANCO 2 13

Vor ungefähr 10 Jahren gepfropfte Kokonoe, deren Stämme sich durch reichliches Gießen und Düngen schnell verdickten. Sie wurden nach 3 bis 4 Jahren bereits in Frei Aufrechter Form gestaltet. Heute, sagt Toda, ist die Streng Aufrechte Form (Chokkan) weitgehend aus der Mode gekommen, während die Nachfrage nach Frei Aufrechten Formen (Moyogi) gestiegen ist. Seine Exemplare in Chuhin-Größe sind zwischen 35 und 50 cm hoch. In zwei bis drei Jahren sollte ihre Gestaltung abgeschlossen sein.

 

PINO BIANCO 2 18

Der Verkaufsbereich der Gärtnerei, in der hier hergestelltes Rohmaterial von Kokonoe-Mädchen-Kiefern angeboten wird.

 

PINO BIANCO 2 14

Herr Toda in seiner Bonsai-Gärtnerei. Es ist fünfzig Jahre her, dass er, noch auf der Grundschule, seinem Vater zu helfen begann und er erinnert sich auch gut an Jihei Tsuchiya.

 

PINO BIANCO 2 15

Der Stammansatz einer vor ungefähr 10 Jahren gepfropften Pflanze. Die Pfropfung der Kokonoe erfolgte auf eine Schwarz-Kiefer mit einem rund 20 cm hohen Stämmchen. Die Pfropfung wurde direkt über dem Wurzelansatz (Nebari) angelegt und nach dem zweiten Jahr wurde der obere Teil der Schwarz-Kiefer entfernt. Der kleine Stumpf auf der rechten Seite zeugt noch davon.

 

PINO BIANCO 2 17

Der Stammansatzdurchmesser dieser Pfropfung beträgt 33 cm, während der Durchmesser weiter oben beachtliche 15 cm misst. Das schnelle Wachstum der Kokonoe-Kiefern überrascht immer wieder.

 

PINO BIANCO 2 16

Das älteste Exemplar in der Bonsai-Gärtnerei, das von Herrn Todas Vater bei den Kollegen in der Bonsai-Gärtnerei Togane vor ungefähr 50 Jahren gekauft wurde: Kokonoe Mädchen-Kiefer (Pinus parviflora ‘Yatsubusa Kokonoe’), Höhe 99 cm. Damals war der Baum 10 cm hoch, eine kleine, 2 bis 3 Jahre alte Kiefer mit einer großen Pfropfung und geradem Stämmchen. Ichio Toda hat sie mit den Erfahrungen und Kenntnissen, die sein Vater an ihn weitergegeben hat gepflegt.

Hier zu Ihrer Ausgabe der BONSAI ART 146 >>